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Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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sie die Fragen. Ihre Antworten enthielten wenig nützliche Informationen und lauteten alle gleich:
    »Das Opfer war ein anständiger Mensch … Er arbeitete seit über dreißig Jahren dort … Er war stets zuvorkommend und bereit, kleine Sonderaufträge zu erledigen … Vor allem warer diskret und ließ sich nicht zu Klatsch hinreißen … Nie hat er Anlass zu irgendwelchen Verdächtigungen gegeben …«
    Ein einstimmiger Chor. Niemand gab an, etwas Ungewöhnliches gehört zu haben, schon gar keine Pistolenschüsse, oder verdächtige Personen bemerkt zu haben, auch nicht in den vorangegangenen Tagen. Und niemand bestätigte Denis’ Aussage über die Anwesenheit eines Polizisten im Haus.
    In zwei verschiedenen Büros machten die Kollegen des Opfers ihre Aussagen. Sie berichteten von der einen oder anderen Auseinandersetzung in der Vergangenheit mit jungen Rowdys oder Nachwuchsgangstern des Viertels, die manchmal, auch mit keineswegs zimperlichen Methoden, ein paar Dollars forderten. Einer der beiden Portiers fügte hinzu: »In dieser Stadt kann man auch für einen Zehn-Dollar-Schein in einer löchrigen Geldbörse umgebracht werden. Das ist New York. Hier gibt es überall Gewalt. Was dem armen Bill zugestoßen ist, kann uns genauso während unserer Schicht passieren.«
    Ehe sie gingen, nachdem sie noch ihre Fingerabdrücke für den Vergleich mit denen in der Portiersloge abgegeben hatten, stellten sie beide dieselbe Frage.
    »Werden Sie ihn fassen?«
    »Wir versuchen es.«
    »Bitte finden Sie den Kerl.«
    Es klang beinahe wie ein Flehen.

    Als auch der letzte Zeuge das Revier verlassen hatte, versammelte Reynolds seine Mitarbeiter.
    Geduldig hörte er sich jeden Bericht an, erfuhr aber nichts, was die Ermittlungen vorangebracht hätte, noch nicht einmal von denen, die das Gebiet um den Tatort auf der Suchenach möglichen Hinweisen durchkämmt hatten. Niemand hatte etwas gesehen, nicht einmal ein verdächtiges Auto. Nichts, absolut gar nichts. Das war nicht das erste Mal. Mittlerweile regierte die Angst in solchen Fällen.
    Bernardi, gerade zurück von der Durchsuchung der Wohnung, schaute herein, und Reynolds bedeutete ihm einzutreten. Dann wandte er sich wieder den anderen zu: »Also, macht euch an die Arbeit, sperrt die Ohren auf und seht euch auch die Aufnahmen der Überwachungskameras in dem Bezirk an. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Wir haben es hier vermutlich nicht mit einem geplanten Mord zu tun. Krempeln wir die Ärmel auf!«
    Damit beendete er die Besprechung. Als er mit Bernardi allein war, griff er zur Wasserflasche, schenkte zwei Becher ein und sagte: »Mike, setz dich bitte einen Moment.« Er zündete sich die zigste Zigarette an, vielleicht die letzte des Tages, und nahm ein paar tiefe Züge. Dünne Rauchwolken schwebten durch die Luft und verpesteten sie noch mehr. Im Zimmer war es furchtbar stickig.
    Bernardi setzte sich Reynolds gegenüber und informierte ihn über das Ergebnis der Hausdurchsuchung bei dem Ermordeten sowie das der Nachforschungen bei sämtlichen Polizeistationen in New York City. Keine Einheit und kein einzelner Beamter waren an jenem Abend in dem Wohnhaus im Einsatz gewesen. Keine Bitte um polizeiliche Hilfe war von dort beim zentralen Notruf 911 oder den verschiedenen Revieren eingegangen.
    »Okay«, sagte Reynolds am Schluss und warf den leeren Plastikbecher in den Papierkorb. »Auch von den bisher befragten Zeugen hat keiner etwas von einem Polizisten erzählt. Nur Denis. Wer weiß …«
    »Verstehe, Chef – Sie denken, dieser Polizist könnte derallzu lebhaften Fantasie eines Teenagers entsprungen sein, der unbedingt Detective werden möchte?«
    Reynolds nickte. Anschließend verweilte er bei den Aussagen der Kollegen des Opfers und gab deren Andeutungen über Zusammenstöße mit jungen Kleinkriminellen des Viertels wieder. Als Mike das hörte, zog er eine Grimasse, als wollte er sagen: Da haben wir’s! Das bestätigt meinen ersten Verdacht.
    Danach machten die beiden Detectives das Licht aus und verließen das Büro. Reynolds warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war 3.50 Uhr an seinem eigentlich freien Tag. Er verabschiedete sich von Bernardi, schlug den Kragen seines Trenchcoats hoch und stieg in den grauen Ford Crown Victoria zu seinem Fahrer, der bereits den Motor angelassen hatte. »Bring mich nach Hause«, sagte er. Er wohnte am Battery Park, am westlichen Ufer der Südspitze Manhattans, das dem Staat New Jersey gegenüberliegt.
    Die Stadt war mittlerweile

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