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Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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Proben, die hinterher analysiert werden sollten. Schließlich brachte er die Kreissäge zum Einsatz. Die Grabesstille im Saal wurde vom Brummen eines Schädelbohrers zerrissen.
    Er schnitt die Kopfhaut ein und klappte sie zurück. Er sägte die Schädeldecke auf. Untersuchte das Gehirn. Mit einer langen Pinzette entfernte er zwei Projektile und legte sie auf ein kleines Tablett. Bernardi ging näher heran, um sie sich genauer anzusehen.
    Später saßen sie auf den Besucherstühlen vor Cabots Schreibtisch und schlürften heißen Kaffee.
    Der Mediziner ging auf verschiedene Details ein, und mit der selbstzufriedenen Miene eines Spezialisten, der wieder einmal seine Fähigkeiten unter Beweis stellen konnte, hob er hervor: »Es gibt mehrere nützliche Erkenntnisse. Mindestens drei, würde ich sagen.«
    Bernardi sah ihn aufmerksam an, stellte seinen Pappbecher auf dem Schreibtisch ab und holte das unvermeidliche Notizbuch samt Stift aus der Aktentasche.
    »Ich höre, Doktor.«
    »Langsam, langsam!«, erwiderte Cabot und trank erst einmal seinen Kaffee aus. Dann zählte er die bei der Untersuchung gewonnenen Erkenntnisse auf.
    »Erstens: der Todeszeitpunkt. Zwischen acht und zehn Uhr gestern Abend. Plus minus ein paar Minuten. Das schließe ich aus dem Fehlen von Totenflecken, der Rektaltemperatur und dem Verdauungszustand der letzten Mahlzeit.
    Zweitens: Die Leiche weist nicht die typischen Merkmale eines tätlichen Angriffs auf.
    Drittens: die beiden Patronen. Sie sind hinter den Ohren eingedrungen, haben den Schädel durchschlagen und sich im rechten Unterkieferbereich festgesetzt.«
    Bernardi zog die Augenbrauen hoch. Die ersten beiden Elemente stellten die wissenschaftliche Bestätigung ihrer anfänglichen Vermutungen dar. Das dritte hingegen war neu und erforderte weitere Erklärungen.
    Als hätte er seine Gedanken gelesen, fuhr Cabot fort: »Die Bahn der Projektile verläuft vom hinteren zum vorderen Schädelbereich mit einer leichten Neigung von oben nach unten. Die Rekonstruktion der Geschossbahn lässt den Schluss zu, dass das Opfer saß, als es getroffen wurde, während sich der Täter bei Abgabe der Schüsse in einer erhöhten Position befand, also vermutlich stand, und zwar auf der linken Seite.«
    Bernardi nickte zufrieden.
    Cabot übergab ihm die Patronen in zwei Plastiktütchen. Kaliber .22, genau wie die Hülsen, die auf dem Boden der Portiersloge sichergestellt worden waren. Bernardi steckte sie in seine Aktentasche und erkundigte sich, wann der Bericht fertig sei.
    »In ein paar Tagen. Aber die wichtigsten Informationen haben Sie ja nun schon«, antwortete Cabot.
    »Danke.«
    Bernardi klappte sein Notizbuch zu, zog den Kittel aus und ging. Statt sich auf den Weg zum Büro zu machen, disponierte er um: Er würde zuerst beim ballistischen Labor der Spurensicherung vorbeischauen.
    Wo er eine unerwartete Neuigkeit erfahren sollte.

    Eine höchst unerwartete Neuigkeit.
    Die Pistole des Täters war mit einem Schalldämpfer ausgestattet gewesen.
    An der Spitze der vorn abgerundeten, mit Kupfer überzogenen Kugeln hatte man eine halbkreisförmige Einkerbung entdeckt. Diese war durch die Berührung der Patrone mit einem koaxial zum Lauf liegenden metallenen Widerstand hervorgerufen worden, der dadurch entstand, dass der Schalldämpfer nicht vollkommen eben an die Achse des Pistolenlaufs anschloss.
    »Ein Schalldämpfer, Chef! Tatsächlich ein Schalldämpfer. Es gibt keinen Zweifel.«
    Bernardi, der das ballistische Labor eilig wieder verlassen hatte, saß dem Lieutenant in dessen Büro gegenüber, nach vorn gebeugt und die Ellbogen auf den Schreibtisch gestützt.
    »Das ist ein klares Faktum, und es bringt unsere Hypothese ins Wanken, dass es sich um eine nicht vorsätzliche Tötung seitens eines Räubers oder Einbrechers handelt. Diese neue Erkenntnis stellt alles infrage, wovon wir bisher ausgegangen sind.«
    »Die Einkerbungen befinden sich auf beiden Kugeln?«, fragte Reynolds.
    »Ja. Sie sind zwar nicht ganz identisch, aber nach Auskunft des Sachverständigen liegt das in der Norm. Die Ähnlichkeiten dagegen sind bedeutsam. Jede einzelne Rille auf den Geschossen ist unter dem Mikroskop verglichen worden …«
    Es entstand eine nachdenkliche Pause.
    Die mittlerweile hoch stehende Sonne flutete in das Zimmer und beschien eine Verdienstplakette.
    Bei einer Untersuchung konnte alles nützlich sein: Dienstberichte, Vernehmungs- und Tatortprotokolle, Autopsieberichte, Sachverständigengutachten und manchmal sogar

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