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Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Titel: Blutsverwandte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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seiner Angstreaktion war, also hielt ich es für das Beste, ihn etwas Wasser trinken zu lassen. Außerdem brauchte ich dringend frische Luft. Ich ging erneut in die Küche. Der Lichtschalter war nicht schwer zu finden, doch ich betätigte ihn nicht. Falls der Mörder das Licht ausgeschaltet hatte, würde es mir die Spurensicherung nicht danken, wenn ich meine Pfoten auf den Schalter patschte.
    Altair trat halb in seine Box und trank ein bisschen Wasser. Die meisten Hunde, die an eine Box gewöhnt sind, fühlen sich darin sicherer als draußen, doch als ich ihn ein Stück weiter hineinbugsieren wollte, witschte er rasch heraus.
    Die Küche war sauber und ordentlich, wenn man von den Schlammspuren absah, die ich – und noch jemand? – auf dem Fußboden hinterlassen hatte. Auf einer der Arbeitsflächen stand ein Telefon, flankiert von einem Schreibblock und einem Stoß Visitenkarten. Ich zog ein Notizbuch heraus und schrieb die Nummern ab, die auf den obersten Seiten des Schreibblocks standen, stets darauf bedacht, ihn nicht mit den Fingern zu berühren und die Seiten nur mit dem Stift umzublättern. Sheila hatte neben die meisten Nummern Initialen geschrieben, und bereits anhand dieser Initialen erkannte ich zwei Zeitungen, einen Radiosender und den lokalen TV-Nachrichtenkanal. Sechs oder sieben Nummern waren mir fremd. Ich sah mir die Visitenkarten an, indem ich sie mit dem Ende des Stifts verschob. Eine stammte von einem Tierarzt, die nächste von einem Hundefriseur.
    Ich hörte Hailey durchs Haus gehen. Von wegen an der Tür warten. Sie kam in die Küche und starrte mich einen Moment lang an, mit bleichem Gesicht und großen dunklen Augen. »Ich habe Angst«, sagte sie.
    Sie tat mir leid. Wenn sie der Typ dafür gewesen wäre, hätte ich sie in den Arm genommen. Aber sie ist nicht der Typ.
    »Hast du ins Fernsehzimmer geschaut?«, fragte ich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Sollte ich wohl, aber …« »Nicht unbedingt«, erwiderte ich. Das stimmte nicht ganz, war aber auch nicht völlig falsch. Der eine oder andere unserer Vorgesetzten hätte es sicher gern gesehen, wenn wir gemeinsam jeden Winkel unter die Lupe genommen hätten, ehe die Polizei eintraf. Aber ich fürchtete, Mark würde von der Polizei nicht mehr viel erfahren, wenn wir das taten – ja, niemand vom Express könnte noch mit großer Kooperationsbereitschaft rechnen, wenn wir ein Haus auf den Kopf stellten, in dem ein Mord geschehen war.
    Hailey wirkte erleichtert, doch ich sah ihr an, dass sie noch Zweifel hatte.
    »Die Story geht an Mark, Hailey, nicht an eine von uns.«
    »Gott sei Dank«, sagte sie mit zitternder Stimme.
    Ich suchte krampfhaft nach geeigneten leichten Gesprächsthemen für Mordschauplätze. »Hattest du auch mal einen Hund?«
    »Zwei kleine«, sagte sie. »Yorkshireterrier. Binky und Boo-Boo. Sie sind bei meinen Eltern.«
    Die Polizei traf ein, ehe sie mir die neunte »köstliche Anekdote« aus Binkys Leben erzählt hatte.
    Für mich war es die Rettung.

18. KAPITEL
     
    MONTAG, 24. APRIL, 21:58 UHR EINE EIGENTUMSWOHNUNG IN LAS PIERNAS
     
    Noch zwei Minuten.
    Cleo hatte keine Lust, ihn anzurufen, doch sie würde es trotzdem tun.
    Es war zwecklos, ihn hintergehen zu wollen. Früher oder später würde er es erfahren – er hatte in dieser Stadt zu viele und zu weitreichende Kontakte. Einer von denen bei der Polizei würde es ihm verraten. Oder der im Büro des Leichenbeschauers.
    In der Hoffnung, es werde ihre Nerven beruhigen, zündete sie sich eine Zigarette an. Nie zuvor hatte sie geraucht, um ihre Nerven zu beruhigen.
    Allerdings war sie auch noch nie mit einer so kolossalen Katastrophe konfrontiert gewesen.
    Beruhige dich. Es ist keine Katastrophe. Du hast Vorsichtsmaßnahmen getroffen.
    Da es nicht ihre Art war, unter Druck einzuknicken, hatte sie neue Entscheidungen getroffen und in die Tat umgesetzt. Nun hatte sie bereits geduscht, sich umgezogen und gepackt.
    Jetzt rief sie ihn auf einem Einweghandy an. Er meldete sich beim dritten Klingeln, was sich Dexter inzwischen bei ihm abgeschaut hatte. Es war ein Element von Giles’ Eitelkeit. Eine Gewohnheit. Gewohnheiten konnten einen umbringen. Niemand wusste das besser als sie.
    Die Gewohnheit, einen Hund in eine Box zu sperren. Die Gewohnheit, jeden Abend zu einer bestimmten Uhrzeit eine bestimmte Nachrichtensendung anzuschauen.
    »Ja?«, meldete er sich. »Wie ist die Lage?«
    »Geregelt.«
    Er sagte ziemlich lange nichts. Auch das war typisch für ihn. Sie wusste, was er

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