Blutsverwandte: Thriller (German Edition)
Dunkeln. Ich machte mich auf den Weg durch den großen Garten zu der kleinen Garage an der Seitenstraße, um zu sehen, ob Sheilas Geländewagen da war, doch ein Blick zurück zum Haus enthüllte Überraschendes: Die Hintertür stand weit offen. Vorsichtig tappte ich darauf zu.
»Sheila!«, rief ich.
Altairs Gebell nahm auf einmal einen durchdringenden, gequälten Ton an, der mich schneller gehen ließ. Ob er Schmerzen hatte? Wahrscheinlich war es nicht besonders klug, sich ihm zu nähern, wenn dem so war, doch das Gebell war herzzerreißend, und ich würde ihn nicht seinem Schicksal überlassen, ohne dass ich wenigstens zu ergründen suchte, warum er so verstört war.
Ich stieg die Stufen zur Hintertür hinauf, konnte jedoch nicht wesentlich mehr erkennen, als dass ich auf der Schwelle zur Küche stand, und so rief ich erneut Sheilas Namen. Dem Gebell nach zu schließen, musste Altair ganz in der Nähe sein. Ich rief auch seinen Namen, worauf das Gebell in lautes Jaulen überging.
»Was hast du ihm getan?«, rief Hailey vom vorderen Teil des Hauses.
Ich ignorierte sie und tastete nach dem Lichtschalter. Nur die Verandabeleuchtung ging an, doch das genügte, um zu sehen, dass Altair in seiner Box war. Sein Jaulen wurde lauter und differenzierter, als würde er sich alles Mögliche einfallen lassen, um mir etwas mitzuteilen.
Neben dem allgegenwärtigen Geruch nach kaltem Rauch, der im Haus hing, stieg mir ein anderer, beißender Geruch in die Nase. Irgendjemand hatte hier drinnen eine Waffe abgefeuert, und zwar vor nicht allzu langer Zeit.
Einen Moment lang stand ich wie angewurzelt da.
Dann ließ ich den Hund heraus.
Rückblickend betrachtet war es ein enorm riskanter Schritt. Er hätte mich ohne Weiteres anfallen können. Doch stattdessen lief er in den Flur. Ich fand einen zweiten Lichtschalter und folgte ihm. Er war bereits an der Tür zu einem Zimmer und kratzte daran, als wollte er sich hindurchgraben, ehe er so fest dagegenschlug, dass sie aufflog.
Der Fernseher war auf einmal viel lauter und der Geruch nach Schießpulver viel stärker. Altair winselte und zitterte, steckte den Schwanz zwischen die Beine und legte die Ohren an. Dann legte er sich neben den Fernsehsessel und wandte den Blick zu mir.
Sheila Dolson lag reglos da. Man hatte ihr durchs linke Auge geschossen. Ihr Hinterkopf war ein blutiger Brei. Ich zwang mich, nach ihrem Puls zu fühlen, doch es war keiner zu finden. Ihre Hände waren leer. Nirgends sah ich eine Waffe liegen. Ich hatte es auch nicht ernsthaft erwartet.
Auf dem Teppich waren schmutzige Spuren zu sehen. Ich vermied es, in ihre Nähe zu treten.
Erschüttert verließ ich den Raum und rief Hailey zu, sie solle den Rettungsdienst rufen.
»Und was soll ich sagen?«, fragte sie gereizt.
»Dass du blind und am Ersticken bist, weil du den Kopf im Hintern stecken hast!«
Obwohl es ein besseres Gefühl war, wütend zu sein als erschüttert, zwang ich mich, klar und ruhig weiterzusprechen. »Sag ihnen, sie sollen in die Poplar Street 717 in Las Piernas kommen. Sag ihnen, hier wurde eine Frau erschossen.«
Haileys Mund bildete ein lautloses O.
»Danach rufst du bei der Zeitung an. Sag John, dass Sheila Dolson ermordet worden ist. Frag ihn, ob wir hierbleiben sollen oder ob er Mark schicken will.« Ich wartete, bis ich sah, wie sie ihr Telefon herauszog und zu wählen begann.
An einem Haken neben der Vordertür fand ich eine Leine für Altair. Ich nahm sie mit ins Fernsehzimmer und lockte ihn heraus. Er war immer noch verstört.
Hailey rief mir zu, dass die Polizei und Mark unterwegs seien, und fragte mich, ob wir jetzt gehen könnten. Ich riss mich zusammen und sagte nein. Ich ließ sie ins Haus, indem ich den Riegel mithilfe eines Kugelschreibers zurückschob, und ermahnte sie, nichts anzufassen. »Am besten laufen wir auch nicht viel herum, damit die Polizei noch Fußspuren und dergleichen sichern kann.«
Mit bezeichnender Miene musterte sie die feuchten Spuren, die ich im ganzen Flur hinterlassen hatte, sagte jedoch nichts. Auf einmal schien sie zu erfassen, dass neben mir ein großer Schäferhund stand. Sie warf einen nervösen Blick auf Altair. »Beißt er?«, fragte sie.
»Keine Ahnung. Ich glaube nicht. Aber er ist verstört – selbst wenn ich ihn besser kennen würde, könnte man nur schwer vorhersagen, wie er sich verhalten wird.«
»Ich warte gleich hier an der Tür«, sagte sie. »Damit ich der Polizei aufmachen kann.«
Altair hechelte, was wahrscheinlich Teil
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