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Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Titel: Blutsverwandte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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einen schönen Tag, denn sauer ist sie garantiert.« Genie fand, dass Carrie sich viel zu sehr den Kopf darüber zerbrach, dass Mom sauer sein könnte. Andererseits bekam Genie aber auch wesentlich öfter Ärger als ihre große Schwester.
     
    Nachdem Carrie und Genie eine Zeitlang mit ihren Cousins und Cousinen gespielt hatten, machten sie sich auf den Weg zum Garten der Kinder. Den anderen sagten sie, sie wollten sehen, wie ihre kleinen Gemüsebeete gediehen. Niemand stellte das infrage, denn das taten die Mädchen jedes Mal, wenn sie hierherkamen. Eine der Cousinen meinte, es werde matschig sein. »Aber dann kann man leichter Unkraut jäten«, hatte sie lächelnd hinzugefügt.
    Genie fragte sich, warum sie nicht so sein konnte – das, was Dad »gefällig« nannte. Doch sie spürte eine rätselhafte Unruhe in sich und wusste, dass sie nie der Typ sein würde, den andere Mädchen »nett« nannten, nicht einmal so nett wie Carrie.
    Es war matschig, doch es gab Bretter und Trittsteine, über die sie sich einen Weg bahnen konnten. Der Regen hatte den Garten dieses Jahr sehr grün gemacht, fand Genie. Eine Weile jäteten sie Unkraut, obwohl zwischen den Karotten, Bohnen und Tomaten nicht viel gewachsen war. Dann gingen sie ins Gewächshaus, wo sie das Unkraut auf den Kompost werfen und sich den schlimmsten Matsch von den Händen waschen konnten.
    Edith, eine ihrer Lieblingstanten, war da. Sie begrüßte die Mädchen fröhlich, denn sie freute sich immer, zwei ihrer Schützlinge zu sehen. Edith hatte hier ihre Erfüllung gefunden. Sie liebte den Garten, und sie liebte es, Kindern Wissen über Pflanzen und deren Pflege zu vermitteln. Und so versorgte sie die Kinder liebend gern mit Gläsern, Töpfen und jungen Pflanzen, die umgetopft werden mussten. Im April hatte Edith immer besonders viel zu tun, daher ließ sie die beiden schon bald allein und kümmerte sich um ihre eigenen Projekte.
    Genie schob alle Gläser auf ihrer Seite des Arbeitstischs zusammen.
    »Warum machst du das eigentlich?«, fragte Carrie.
    »Was?«
    »Die ganzen Gläser zu dir holen. Du lässt mir nur die Töpfe.«
    Genie wurde rot.
    »Es macht mir nichts«, erklärte Carrie rasch. »Ich hab mich nur gewundert.«
    Genie vergewisserte sich, dass Edith nicht in der Nähe war, ehe sie leise sagte: »Ich mag den Namen.«
    »Gläser?«
    Genie schüttelte den Kopf. »Mason. Die heißen doch Mason-Gläser. Und Mason … bedeutet etwas für mich.«
    Carrie blickte verständnislos drein. »Freemasons – die Freimaurer?«
    Nach einer Weile antwortete Genie in Gebärdensprache. Ich kannte mal jemanden namens Mason.
    Nachname?
    Genie schüttelte den Kopf. Nein, Vorname.
    Von früher? , gebärdete Carrie zurück. Von vorher? Es musste nicht erklärt werden, vor was.
    Ja. Ein Mann. Er war nett zu mir. Er hat mich zum Lachen gebracht. Aber wenn sie jetzt an ihn dachte, machte sie das nicht froh, sondern eher nervös.
    Nach einigem Zögern fragte Carrie: Dein Vater?
    »Ich weiß nicht«, sagte Genie leise und runzelte die Stirn, während sie ein Glas mit Erde füllte. »Nein, ich glaube nicht.« Sie gebärdete: Bruder oder Cousin vielleicht.
    Carrie ging auf die Pflanzen zu, die sie umtopfen sollten, während Genie sich erneut eine Weile an ihren Töpfen zu schaffen machte. Wenn Edith zurückkam und sah, dass sie nicht viel zustande gebracht hatten … Aber Edith war immer nett und würde einfach denken, dass sie miteinander geplaudert hatten, statt zu arbeiten, und würde nicht schimpfen. Edith war einer der ältesten Fletcher-Sprösslinge und hatte keine eigenen Kinder bekommen können. Sie war manchmal ein bisschen aufmüpfig und murmelte beim Arbeiten vor sich hin. Mehr als einmal, wenn sie bei einem Familientreffen neben ihr saß, hatte Genie sie sagen hören, dass Pflanzen am besten wuchsen, wenn sie nicht bedrängt wurden, und das zu Gelegenheiten, wo Genie genau wusste, dass sie gar nicht von Pflanzen sprach. Die relative Ungestörtheit, die sie im Gewächshaus genossen, war gewiss kein Zufall.
    Ob Edith gern allein war? Das wäre auch einmal eine Überlegung wert.
    Langsam, unter Flüstern und einzelnen Fetzen in Gebärdensprache, setzten sie ihre Gartenarbeit fort, und Carrie schilderte Genie das Gespräch zwischen Mom und Dad, das sie am Morgen belauscht hatte. Genie war ebenso verblüfft wie Carrie, dass ihre Mom früher als Journalistin gearbeitet hatte.
    »Ich muss irgendwie an diesen Zeitungsartikel über vermisste Kinder rankommen«, sagte

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