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Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Titel: Blutsverwandte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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gewaschen. Bis wir ins Rosie’s kamen und eine Nische gefunden hatten, war sie so weit aufgetaut, dass sie die Einrichtung des Bar-und-Grill-Restaurants würdigen konnte, die im Geist der Arbeiterheldin Rosie the Riveter gestaltet war. Die stolze Tochter einer Kriegsarbeiterin hatte das Lokal gegründet und es dann einem alten Haudegen namens Johnny Smith vermacht, der mich ständig anmeckerte, weil ich nicht öfter kam. Nachdem Johnny und ich den neuesten Klatsch über Bekannte und Verwandte ausgetauscht hatten, meinte Anna, sie wolle nun vielleicht doch etwas bestellen.
    »Wegen Altair …«, begann sie, als wir endlich bestellt hatten, doch ich hielt wie ein symbolisches Stopp-Schild eine Hand in die Höhe.
    »Bis wir gegessen haben, verbiete ich Gespräche über drei Themen: Ben, Sheila und Altair. Nach dem Essen gern.«
    Sie blickte völlig perplex drein.
    »Erzähl mir von deinem neuen Haus. Gefällt es den Hunden dort?«
    Sie beschrieb ihre neue Unterkunft lediglich als »kleines, gemietetes Haus mit zwei Schlafzimmern und einem großen Garten« und nannte mir eine Adresse, die ganz in der Nähe des Hauses lag, wo ich am Vorabend Sheila Dolsons Leiche gefunden hatte. Offenbar wollte sie nicht über das Haus reden, doch es ist noch nie schwer gewesen, Anna dazu zu bringen, über ihre Hunde zu sprechen.
    Ich legte es nicht nur darauf an, Anna in entspanntere Stimmung zu versetzen, was sogar funktionierte, sondern ich musste auch meine eigene anfängliche Feindseligkeit abschütteln. Hätte ich an einem Artikel gearbeitet, hätte ich mich davor gehütet, meine Haltung mithilfe von Anekdoten über Hunde aufzuweichen, doch das hier war kein Interview. Beim Gespräch über Rascal und Devil lebte sie auf. Wenn ich diese Geschichten hörte, fielen mir wieder all die Gründe ein, warum ich sie mochte. Sie war stark und intelligent und entschlossen, gute Arbeit zu leisten. Sie liebte Tiere. Und sie blickte im Umgang mit anderen Menschen über die Oberfläche hinaus.
    Wir beendeten unsere Mahlzeit in etwas freundschaftlicherer Stimmung. Johnny Smith kam vorbei, räumte den Tisch ab und fragte uns, ob wir Kaffee wollten; Anna wollte welchen, ich nicht. Da ich bemerkt hatte, dass langsam ganz schön viele Mittagsgäste hereindrängten, fragte ich ihn, ob wir den Tisch freigeben sollten, doch er beruhigte uns und meinte, wir sollten ruhig bleiben, da genug Tische frei würden. Dann ging er und kümmerte sich um die anderen Gäste.
    Anna machte sich umständlich an Zucker und Sahne zu schaffen, rührte um und legte schließlich den Löffel beiseite. Das war offenbar der Startschuss, denn sie kam sofort zur Sache. »Jetzt glaubst du bestimmt, ich bin die schlechteste Menschenkennerin weit und breit.«
    »Sprichst du von Sheila oder Ben oder von beiden?«
    »Ich … ich möchte lieber nicht über Ben sprechen. Mir waren schon immer Frauen zuwider, die über ihren Freund oder Mann oder Ex lamentieren. Das ist Privatsache. Es ist wie: ›He, kommt mal alle her und seht mir zu, wie ich meine Unterwäsche wasche!‹ Nein danke.«
    Ich lächelte. »Ich verstehe das, vor allem, wenn du die Leute meinst, die Frank ›Marktschreier‹ nennt, weil sie überall von ihrer Trennung herumkrakeelen.«
    »Genau.«
    »Trotzdem, Anna – es kann hart sein, eine Trennung ganz allein durchzustehen, ob du nun selbst gehst oder verlassen wirst. Fremde vollzulabern ist eine Sache, sich ein oder zwei guten Freunden anzuvertrauen aber eine ganz andere.« Ich hielt inne. »Allerdings möchte ich lieber nicht deine Vertraute sein, wenn es um Ben geht.«
    »Einverstanden.« Sie fuhr mit dem Finger am Rand der Untertasse entlang. »Wenn du und Frank wütend auf mich seid oder nichts mehr mit mir zu tun haben wollt, kann ich das verstehen.«
    »Wir brauchen ja wohl keinen Vertrag darüber aufzusetzen, oder?«
    »Nein«, sagte sie leise. »Nein, es ist ja kein Krieg.«
    Sie schüttelte sachte den Kopf und trank einen Schluck Kaffee, ehe sie weitersprach. »Ich habe Sheila falsch eingeschätzt. Ben hatte bereits den Verdacht, dass sie eine Lügnerin ist, und er hatte recht. Ich muss zugeben, dass sie in gewisser Hinsicht …«
    »Eine Schwindlerin war?«
    Sie zuckte zusammen. »Keine Ahnung. Wahrscheinlich schon. Als ich die Zeitung heute Morgen gesehen habe, habe ich Ben angerufen, und er hat mir gesagt, dass Sheila die Zähne, die sie gestern angeblich gefunden hat, wahrscheinlich selbst eingeschmuggelt hat.«
    Ich sagte nichts. Dass sie Ben angerufen

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