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Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Titel: Blutsverwandte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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– er verliert in einem Gespräch niemals den Faden.
    »Genau«, bestätigte Caleb. »Jadia. Das war so: Eines Tages ist Jadia betrunken bei uns zu Hause aufgetaucht und wollte Mason irgendwohin mitnehmen. Sie wollte fahren. Mason hatte noch kein eigenes Auto. Mein Dad wollte Mason nicht mit ihr fahren lassen. Mason hat so getan, als wäre er deswegen stinksauer, aber ehrlich gesagt glaube ich, dass er froh über eine Ausrede war, nicht mit ihr fahren zu müssen.«
    »Und dann haben sie einfach bei euch zu Hause rumgehangen?«, mutmaßte Ethan.
    »Nein«, erwiderte Caleb. »Mein Dad hat versucht, sie am Gehen zu hindern, doch als er ans Telefon ging, um ihre Eltern anzurufen, ist sie losgefahren. Sie hat es heil nach Hause geschafft, ehe jemand eingreifen konnte, aber sie war wütend und hat ein paar Dinge über meinen Dad gesagt, die Mason nicht gefallen haben, und so haben sie Schluss gemacht.«
    »Und deshalb hat er zu trinken aufgehört?«, fragte ich.
    »Nein. Zwei Wochen später hat sie ein Kind auf einem Fahrrad überfahren. Der Junge ist gestorben. Er war elf Jahre alt. Ich kannte ihn nicht, weil er auf eine andere Schule ging, aber er war genauso alt wie ich. Elf. So alt war ich nämlich, als das passiert ist. Mason hat immer wieder ›Das hättest auch du sein können‹ zu mir gesagt. Also hab ich irgendwann angefangen, ihm genauso ›Das hättest auch du sein können‹ an den Kopf zu werfen. Damit er endlich die Klappe hält, wisst ihr? Jedenfalls hat er danach nie wieder Alkohol oder Drogen angerührt.«
    »Er kann von Glück sagen, dass ihm jemand den Kopf gewaschen hat«, murmelte Ethan.
    »Ich weiß nicht, ob es nur das war. Ich glaube, er hat begriffen, wie viele Leben durch diesen Unfall zerstört worden sind. Die Eltern des Jungen, seine Schwester, Jadias Eltern – aber für Jadia selbst war es auch schlimm. Damit meine ich jetzt nicht die Anklage wegen Trunkenheit am Steuer und das alles. Mason hat mir erzählt, dass sie sich die Sache nie verziehen hat. Und ich glaube, ihm war bewusst, dass er der Typ Mensch war, der es sich auch nie verziehen hätte, wenn er jemals in betrunkenem Zustand jemandem Schaden zugefügt hätte.«
    Caleb sah auf die Uhr. »Ich muss los«, sagte er. »Ich muss morgen früh mit Ben an ein paar Sachen arbeiten.« Er hielt inne. »Aber er ist so nett, dass er mir immer die Sonntage frei gibt – da besuche ich nämlich Mason.«
    »Geht es Ben gut?«, fragte ich.
    Er zuckte die Achseln.
    Als ich begriff, dass er nicht mehr dazu sagen würde, wechselte ich das Thema. »Danke, dass du die Notizen vorbeigebracht hast. Ich werde sie durchlesen, ehe ich mit den Garcias rede.«
    »Danke. Viel steht ja nicht drin. Ich war Mason noch nie eine große Hilfe.«
    Unsere Proteste, dass er sich da täusche, schienen keinen großen Eindruck auf ihn zu machen. Ethan begleitete ihn zur Tür. Ich hörte, wie er zu Caleb sagte: »Du glaubst an ihn. Unterschätz bloß nicht, wie viel das jemandem bedeutet.«
     
    Ethan bat Frank um ein Schmerzmittel, was er fast immer zu lang hinauszögert. Als er frisch aus der Klinik gekommen war, hatte Ethan Angst, der Schmerzmittel wegen Suchtprobleme zu bekommen, und besprach die Sache mit seinem AA-Tutor. Daraufhin beschlossen sie, die Pillen Frank zur Aufbewahrung zu geben, damit er sie auf Bitten austeilen konnte. Allerdings sollte er den Arzt verständigen, falls die Bitten zu oft erfolgten.
    Bis jetzt war kein Anruf beim Arzt nötig gewesen. Wenn überhaupt, machten Frank und ich uns eher Sorgen, dass Ethan zu hart darum rang, ohne sie auszukommen, und zu wenig schlief, weil er Schmerzen hatte.
    »Na, habt ihr mich langsam satt?«, fragte er, als er sich auf den Weg in sein Zimmer machte.
    »Nein«, antworteten wir einstimmig und wünschten ihm eine gute Nacht.

31. KAPITEL
     

MONTAG, 1. MAI, 09:30 UHR EINE EIGENTUMSWOHNUNG IN LAS PIERNAS
     
    Mit nichts als einem flauschigen weißen Bademantel bekleidet, saß Cleo auf ihrem Balkon. Sie nippte an einem Glas frisch gepresstem Orangensaft und sah aufs Meer hinaus. Der Morgen war bedeckt, und die grauen Wolken spiegelten sich auf einem grauen Ozean. Ihre Stimmung entsprach dem Grau ihrer Umwelt.
    Sie streckte die Beine aus, legte die Füße auf einen Stuhl. Die Meeresbrise machte es hier draußen ein bisschen frisch, doch dafür war es ruhiger als sonst – die Luft war kühl genug, um die meisten Jogger vom Strand fernzuhalten.
    Ihr eigenes Work-out an diesem Morgen war gut gelaufen. Gegen

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