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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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noch mal gesehen?«
    Daney schüttelte den Kopf. »Aber ich bin oft unterwegs.«
    Milo drehte sich um, offenbar abgelenkt. Daney beobachtete ihn, wandte sich dann wieder seinem rosafarbenen Donut zu, aß aber nicht davon.
    Ich ließ das Schweigen eine Weile anwachsen, bevor ich sagte: »Nehmen wir rein theoretisch mal an, dass Rand etwas zu Malley gesagt hat, das seine Sicherung durchbrennen ließ. Was könnte das Ihrer Ansicht nach gewesen sein?«
    »Hmm …«, sagte Daney. »Ich nehme nicht an, dass es eine Boshaftigkeit gewesen ist. Und ich kann mir Rand nicht bei einer Auseinandersetzung vorstellen. Er war im Grunde ein netter Junge.«
    Er wartete auf eine Reaktion von Milo. Es gab keine.
    »Das Einzige, was mir dazu einfällt«, fuhr er fort, »ist, dass es zu einem Missverständnis kam.«
    »Wie sollte das aussehen?«, fragte Milo.
    »Ich bin mir nicht sicher«, erwiderte Daney. »Wie gesagt, das ist alles theoretisch.«
    »Das sehe ich auch so«, sagte Milo. »Aber versuchen Sie’s mal, denn wir haben sonst nichts.«
    »Nun ja«, sagte Daney, »als wir Rand mit nach Hause nahmen, war er sichtlich beunruhigt. Wie ich Ihnen schon erzählt habe. Die einzige Erklärung, die ich dafür habe, sind anhaltende Schuldgefühle. Vielleicht hat er versucht, der ganzen Sache eine Art Abschluss zu geben, indem er Malley persönlich traf und sich bei ihm entschuldigte.«
    »Oder Malley hat Rand zur Rede gestellt und eine Entschuldigung verlangt«, sagte ich.
    »Klar. Das ist auch möglich.«
    »Das ergibt in meinen Augen mehr Sinn, Rev«, sagte Milo. »Malley folgt Rand, als er Ihr Haus verlässt, um zu der Baustelle zu gehen, bringt ihn dazu, in den Pick-up zu steigen, entweder indem er ihn davon überzeugt, dass er ein freundlicher Mensch ist, oder mit vorgehaltener Waffe. Dann läuft die Geschichte - es könnte eine von Malley verlangte Entschuldigung oder sonst irgendwas gewesen sein - aus dem Ruder. Was meinen Sie, Doc?«
    »Klingt sinnvoll«, sagte ich.
    »Rands verbale Fähigkeiten waren nicht der Rede wert, Detective«, sagte Daney. »Ich kann mir gut vorstellen, dass er etwas Falsches gesagt, irgendwas auf eine Weise formuliert hat, dass es Malley auf die Palme brachte. Ich meine, kommt es so nicht zu den meisten Verbrechen?«
    »Durch Missverständnisse?«
    »Zwei Kerle in einer Kneipe«, sagte Daney. »Ein Streit gerät außer Kontrolle? Ist das nicht ein großer Teil der Polizeiarbeit?«
    »Klar«, sagte Milo.
    Daney nahm einen Bissen von dem rosafarbenen Donut. Aß die Hälfte und legte ihn hin. »Es gibt noch etwas. Ein bisschen weit hergeholt, aber solange wir im Reich der Theorien sind …«
    »Was ist das?«
    Daney zögerte.
    »Sir?«
    »Es liegt lange zurück, Detective. Damals, während der Verhandlung der Jungen. Ich habe eine Menge Zeit mit dem Fall verbracht, weil mich die Verteidigung um Unterstützung gebeten hat. Cherish und ich waren die ganze Zeit dabei, und ich habe mir das Beweismaterial ansehen können.«
    »War irgendwas nicht in Ordnung mit den Beweisen?«, fragte Milo.
    »Nein, nichts dergleichen. Ich will darauf hinaus, dass man in meiner Branche lernt zu beobachten. Leute, wie sie reagieren. So ähnlich wie das, was Sie machen, Doktor.«
    Ich nickte.
    »Es ist mir ein bisschen unangenehm, das zur Sprache zu bringen«, sagte Daney. »Es ist nichts, was ich unterschreiben möchte, und es wäre mir wirklich nicht angenehm, als derjenige in den Akten zu stehen, der es aufgebracht hat. Aber falls Sie es unabhängig bestätigen könnten …« Er brach ab. Kratzte sich am Bart. Schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, wenn ich Ihnen was vorschwafle, aber es ist …« Er machte ein langes Gesicht und schüttelte erneut den Kopf. »Ich weiß nicht, vielleicht ist es keine gute Idee.«
    »Wir haben in diesem Fall nicht viel in der Hand, Reverend. Alles, was Sie uns sagen können, wäre eine Hilfe. Und falls es etwas ist, das ich unabhängig bestätigen kann, verspreche ich Ihnen, dass ich es tun werde.«
    »Okay«, erwiderte Daney. »Zunächst möchte ich sagen, dass ich das nie erwähnt habe, weil die Jungen das Verbrechen eindeutig begangen hatten. Damit will ich nicht sagen, dass ich der Ansicht war, sie hätten kein Mitgefühl verdient. Aber alle hatten genug gelitten, da hatte es einfach keinen Sinn.«
    Er griff nach einem weiteren Gebäckstück. Nahm sich eines, ohne hinzusehen, und zog eine Apfeltasche heraus. Er hielt das Teil in einer Hand und sah zu, wie einzelne Teigflocken auf den Tisch

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