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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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als wären sie alte Kumpel. »Morgen. Sind Sie nicht hungrig?«
    Daney zwinkerte. »Hab auf euch gewartet.«
    »Wie wär’s mit einer bunten Mischung?«
    »Klingt gut, Lieutenant.«
    Milo ging, und ich setzte mich Daney gegenüber hin. Mein Auftrag bestand darin, auf nonverbale Zeichen und anderen »Psychokram« zu achten.
    »So wie ich es sehe, schmeichelt es seinem Ego, wenn du mitkommst. Sorg dafür, dass er sich wie jemand deinesgleichen vorkommt … auch wenn du ohnegleichen bist.«
    Ich sah Daneys Zähne verschwinden, als sein Lächeln sich in eins mit geschlossenem Mund verwandelte. »Vielen Dank, dass Sie bereit waren, sich so kurzfristig mit uns zu treffen.«
    »Hey, wenn ich Ihnen damit behilflich sein kann.« Unter seiner Jacke trug er ein makelloses gelbes Polohemd, das straff auf seiner breiten Brust saß. Gut entwickelte Muskulatur. Sein Teint glühte, und seine Augen waren klar.
    Ein Bild der Vitalität; manchmal - zu oft - passieren bösen Menschen gute Dinge.
    »Wie geht es Ihrer Frau?«, fragte ich.
    Bei der Frage musste er blinzeln. »In welcher Beziehung?«
    »Was Rands Tod betrifft. Sie schien ziemlich mitgenommen.«
    »Natürlich war sie das«, sagte er. »Das sind wir alle. Es ist ein Prozess - Heilung.«
    »Ihre Pflegekinder waren mitgenommen?«
    »Eindeutig. Rand war nicht lange bei uns, aber er besaß eine gewisse Präsenz. Sie wissen ja, wie das ist.«
    »Mit dem Tod fertig zu werden?«
    »Das und Kinder im Allgemeinen«, sagte er. »Die Entwicklungsstadien, die sie durchmachen.«
    »In welchem Alter sind Ihre Schützlinge?«
    »Sie sind alle in der Pubertät.«
    »Eine ganz schöne Herausforderung.«
    »Das können Sie laut sagen.«
    »Tun Sie sich das freiwillig an?«
    »Wir sind Masochisten«, sagte er kichernd. »Im Ernst, eine Menge Leute wollen nichts mit dem Gepäck zu tun haben, das Teenager mit sich rumschleppen, deshalb haben Cherish und ich uns gedacht, wir konzentrieren unsere Bemühungen darauf.« Ein jungenhaftes Achselzucken. »Manchmal weiß ich allerdings nicht so recht. Man kommt sich zeitweilig verrückt vor.«
    »Das glaube ich gern.«
    Er sah zu dem Donut-Stand hinüber. Dicht umstellt, genau wie beim letzten Mal.
    »Rand war selbst fast noch ein Teenager. Das könnte auch für Ihre Kinder ein Thema sein.«
    »Klar«, sagte er schnell, aber seine Augen verrieten mir, dass er nicht verstand.
    »Wahrgenommene Ähnlichkeit«, sagte ich. »Es gibt jede Menge Daten darüber, wie das mit Empathie zusammenhängt.«
    »Wenn ihm das passieren konnte, könnte es auch mir passieren?«, fragte er. »Klar, klingt durchaus sinnvoll. Aber ich hab die Kernprobleme gemeint, mit denen sie sich rumschlagen. Ein Bewusstsein der eigenen Identität, Etablierung ihrer Autonomie. Und natürlich halten sie sich für unsterblich.« Ironisches Lächeln. »Das haben wir in dem Alter auch getan, stimmt’s? Das ganze Zeug, das wir vor unseren Eltern geheim gehalten haben.«
    Ich zwang mich, ebenfalls zu lächeln. Versuchte, nicht daran zu denken, was dieser Kerl der Autonomie junger Mädchen antat.
    Ein Dreizehnjähriger, der im Geräteraum eines Gefängnisses verblutete.
    Ich sagte: »Gott sei Dank haben meine Eltern von einigen Sachen, die ich getan habe, nie erfahren.«
    »Waren Sie ein wilder Bursche?«, fragte er und rückte näher. Blickte mich mit diesen warmen dunklen Augen an. Als wäre ich der wichtigste Mensch der Welt.
    Die Zähne kehrten zurück.
    Charisma. Die geschicktesten Psychopathen wissen, wie man damit spielt, als sei es eine Gitarre. Manchmal schaffen es die Klügsten von ihnen bis an die Spitze großer Unternehmen oder in die höchsten öffentlichen Ämter. Am Ende werden oberflächliche Mätzchen allerdings oft durch Faulheit und Nachlässigkeit ausgeglichen.
    Die Frau eines anderen im Ehebett zu vögeln.
    Ein fadenscheiniges Drehbuch zu schreiben und damit hausieren zu gehen und zu erwarten, dass man damit über Nacht zum Millionär wird.
    Hobbymäßig Minderjährige zu schwängern und dem Staat die Rechnung für die Abtreibungen zu präsentieren.
    Trotz seiner manipulativen Zauberkünste war Daney meilenweit von dem Punkt entfernt, wo er sein wollte, dem Lebensstil, von dem er einen Blick erhascht hatte, nachdem er sich mit Sydney Weider zusammengetan hatte: Brentwood, Aspen, Privatjets, Fantasien von roten Teppichen. Das ganze hochgestochene Bettgeflüster, das seine Träume anstachelte.
    Schau mich an schau mich an schau mich an!
    Acht Jahre später war er statt all

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