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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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gelehrt, misstrauisch zu sein. Dennoch schlug die Idee, die Cherish ihm in den Kopf gesetzt hatte, Wurzeln, und das jagte ihm einen Riesenschrecken ein: Er würde mit dem Teufel unter einem Dach leben, der sein Leben ruiniert hatte. Deshalb war er so besorgt, als er in die Obhut der Daneys entlassen wurde.«
    »Warum sollte er dann überhaupt dorthin gehen?«
    »Er hatte keine direkte Alternative. Keine Familie, keine Mittel, keine Ahnung, wie die Welt außerhalb des Gefängnisses aussah. Außerdem musste er vorsichtig sein, damit er Drew durch eine plötzliche Änderung seiner Pläne nicht argwöhnisch machte. Aber ich würde wetten, dass er vorhatte, so bald wie möglich von dort zu verschwinden. Sobald er jemanden dazu brachte, ihm zuzuhören.«
    »Dich.«
    »Cherishs Eifer könnte ihn sogar noch misstrauischer gemacht haben. Lauritz Montez hatte ihn nach Schema F verteidigt. Er hätte mit Sicherheit weder Staatsanwaltschaft noch Polizei als Verbündete angesehen. Da blieb ich übrig.«
    »Bescheidenheit ist eine Zier«, sagte er. »Also erzählt er den Daneys eine erfundene Geschichte, zieht los, schafft es irgendwo über den Berg und ruft dich aus Westwood an.«
    »Ich glaube nicht, dass er es allein über den Berg geschafft hat. Er konnte seine Besorgnis nicht unter Kontrolle halten, und Drew ist doch aufgefallen, dass irgendwas nicht in Ordnung war. Drew war nicht zu Hause, als Rand gegangen ist. Er könnte in der Nähe gewesen sein und Rand beobachtet haben. Oder er rief an, und Cherish sagte ihm, dass Rand zu der Baustelle gegangen sei. Das weckte Drews Verdacht, weil er wusste, dass die Baustelle samstags nur für Aufräumarbeiten geöffnet war. Er fuhr hinter Rand her, entdeckte ihn und bot ihm an mitzufahren.«
    »Und nahm ihn mit in die Stadt? Warum?«
    »Um Rands Befürchtungen zu zerstreuen«, sagte ich. »Rand schlurft desorientiert durch die Gegend und hält nach einem Münztelefon Ausschau oder versucht nur, einen klaren Kopf zu bekommen. Daney rollt an ihm vorbei, lächelt breit, sagt, spring rein, wir gehen eine Kleinigkeit essen. Rand, der nicht darauf gefasst war, dürfte sich genötigt gefühlt haben, mitzukommen, um keinen nervösen Eindruck zu machen. Daney fuhr über den Berg und machte Smalltalk mit Rand, um ihn weiter zu beruhigen. Ließ ihn mit etwas Kleingeld am Eingang des Westside Pavillion raus und sagte ihm, er solle sich ein bisschen amüsieren, er würde ihn später wieder abholen. Niemand im Einkaufszentrum erinnert sich an Rand, vielleicht hat er es nie betreten. Er war ein langsamer, verwirrter Junge, der hinter Gittern groß geworden war. Für ihn wäre es so ähnlich gewesen, als hätte man ihn auf dem Mars abgesetzt.«
    »Warum sollte sich Daney die ganze Mühe machen? Warum fuhr er ihn nicht an irgendeinen abgelegenen Ort und brachte ihn sofort um?«
    »Daney hatte einen Verdacht, aber in diesem Moment war er sich nicht sicher, ob es nötig war, Rand umzubringen. Ein weiterer Todesfall, der mit Kristal zusammenhing, hätte eine ganze Kette von Ereignissen zur Folge haben können, die er nicht kontrollieren könnte. Was ja auch passiert ist. Nachdem er Rand abgesetzt hatte, blieb er in der Nähe, um ihn zu beobachten. Er sah, wie Rand sich von dem Einkaufszentrum entfernte und auf eine Telefonzelle zuging. Rand war aufgeregt, als er mich anrief, seine Körpersprache wäre leicht zu entziffern gewesen. Als Rand aus der Zelle kam, nahm Daney ihn aufs Korn.«
    »Indem er ihn wieder auflas«, sagte Milo. »Diesmal hätte es mit vorgehaltener Pistole geschehen müssen, denn freiwillig wäre Rand nicht mehr eingestiegen.«
    »Man darf Drews Verschlagenheit nicht außer Acht lassen. Ich kann mir vorstellen, wie er eine improvisierte Story vorschiebt - Cherish ginge es plötzlich schlecht, sie müssten schnell wieder nach Hause fahren. Vielleicht nahm Rand an, dass ich irgendeinen Alarm auslöse, wenn er nicht in dem Pizzalokal auftaucht, und jemand ihm zu Hilfe käme.«
    Falls ja, hatte er mich überschätzt.
    »Okay«, sagte Milo, »auf die eine oder andere Weise steigt er wieder in den Jeep, und Drew fährt an einen abgelegenen Ort - die Stelle, wo er die Leiche abgeladen hat, lässt darauf schließen, dass es vermutlich in den Ausläufern der Berge von Bel Air war. Da Rand die City nicht kennt, merkt er nicht, dass Drew einen Umweg eingeschlagen hat. Drew findet eine Stelle, hält an. Was dann?«
    »Weil Rand groß und stark war, musste Drew eine physische Auseinandersetzung

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