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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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vermeiden und einen freundlichen Ton anschlagen. Zur Vorbereitung hatte er das Beifahrerfenster geöffnet. Er erweckte einen ruhigen, väterlichen, sogar spirituellen Eindruck. Rand sah vermutlich geradeaus, erschrocken und verwirrt, aber bemüht, Ruhe zu bewahren, als Drew ihm die Pistole an die Schläfe setzte und abdrückte. Drew hatte viel Zeit, den Jeep sauber zu machen und nach dem Geschoss zu suchen. Dann kehrte er nach Einbruch der Dunkelheit zum Sunset zurück, fuhr zu der Auffahrt, überzeugte sich, dass niemand zusah, und lud die Leiche ab. Am nächsten Tag wusch er den Jeep wahrscheinlich. Aber es könnten immer noch Spuren vorhanden sein - Blut, Pulverrückstände, winzige Knochenfragmente.«
    »Eine gute Geschichte, Alex. Eine tolle Geschichte, klingt völlig sinnvoll. Aber mit klugen Storys erwirkt man keine Durchsuchungsbefehle.«
    »Du hast bereits Gründe für einen Durchsuchungsbefehl«, erwiderte ich. »Drews Vergewaltigungen. Weck das Interesse dieser neuen Jugendabteilung dafür, nimm das Haus auseinander und vergiss nicht, den Jeep in den Anträgen zu erwähnen.«
    »Dafür brauche ich die DNS, um zu beweisen, was Daney mit Valerie gemacht hat«, sagte er. »Oder eins der anderen Mädchen meldet sich und erzählt seine Geschichte.«
    »Du hast ihn mit Valerie an der Klinik gesehen.«
    »Ich hab gesehen, wie er gewartet und sie mitgenommen hat. Das ist ein Indiz, aber kein Beweis. Irgendwelche Fortschritte bei Beth Scoggins?«
    »Nein.«
    »Einfach so?«
    »Einfach so.«
    »Ist Allison unnachgiebig?«
    »Belassen wir es bei ›Einfach so‹«, sagte ich.
    Schweigen. »Irgendwelche anderen Vorschläge?«
    »Isoliere Cherish und rede mit ihr. Erwähne nicht sofort die Morde, erzähl ihr, dass du von Valeries Abtreibung weißt und den Verdacht hast, Drew sei der Vater. Sie ist vielleicht bereit, ihren Missbrauchsverdacht einzuräumen, oder sie macht Nägel mit Köpfen und redet über Kristal.«
    »Falls sie so darauf bedacht ist, ihre Unschuld zu beweisen, warum hat sie sich dann nach Rands Ermordung nicht bei uns gemeldet?«
    »Sie lebt mit Drew unter demselben Dach. Vielleicht macht sie sich Sorgen, sie hätte nicht genug Beweise, um ihn hinter Schloss und Riegel zu bringen.«
    »Klingt sinnvoll«, sagte er. »Aber wir haben etwas nicht berücksichtigt: Cherish und Malley. Falls er ihr Freund ist, warum sollte sie es ihm nicht sagen? Und falls sie das getan hat, warum hat er dann nicht mit mir kooperiert? Irgendwas stimmt noch nicht an dem Bild, Alex. Ich bin noch nicht bereit, Barnett oder Cherish auf die Liste der Guten zu setzen.«
    »Wir wissen , auf welcher Liste Drew steht, und er wohnt mit acht minderjährigen Mädchen zusammen. Und da wäre noch Miranda.«
    »Ich bin mir der Dringlichkeit durchaus bewusst.«
    »Ich wollte nicht andeuten, dass du es nicht wärst.«
    »Lass mich die Sache überschlafen. Gleich morgen früh werde ich Binchy darauf ansetzen, das Haus der Daneys zu observieren, was kein Klacks sein wird, weil die Galton Street so ruhig ist. Falls Cherish als Erste wegfährt, wird Sean ihr folgen und sie an mich weiterreichen. Falls Drew wegfährt, wird Sean ihm auf den Fersen bleiben, und ich statte Cherish einen kleinen Besuch ab.«
    »Egal, was passiert, sag mir Bescheid.«

41
    Die Klingel, gefolgt von einem temperamentvollen Klopfen, weckte mich um sieben Uhr früh. Mein benommenes Gehirn wusste, was passiert war: Allison war vor der Arbeit vorbeigekommen und wollte sich mit mir versöhnen.
    Ich stolperte aus dem Bett, stapfte in meinen Boxershorts zur Tür und riss sie mit einem Willkommenslächeln im Gesicht auf.
    Milo stand da in einem grünen Blazer, einer grauen Kordhose, gelbem Hemd und brauner Krawatte. In einer Hand hielt er eine Schachtel von Daffy Donuts, in der anderen zwei extragroße Becher mit dem Kaffee derselben Firma. Er blinzelte mich an, als gehörte ich zu einer seltenen und abstoßenden Spezies.
    »Ist das die Rache?«, fragte ich.
    »Wofür?«
    »Für den Weckruf letzte Nacht.«
    »Wie … ach, das. Nein, ich hab nur im Sessel gedöst. Bin bis drei Uhr aufgeblieben und hab eine Reihe von Szenarios durchgespielt.«
    Er trat an mir vorbei. Ich ließ ihn in die Küche gehen und zog mir einen Morgenmantel an. Als ich zu ihm kam, war die Schachtel offen und gab den Blick auf ein grellbuntes Sortiment frittierter Dinge preis. Milos Pranke umschloss einen Kaffee. Er hatte bewundernswerte Fortschritte mit einer Bärentatze von der Größe eines jungen Hundes

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