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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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durchführen. Ich sehe darin nichts, was bei ihrem Zusammenbruch eine Rolle gespielt haben könnte.«
    »Das gesamte Thema anzuschneiden hat ihren Zusammenbruch beschleunigt, Alex. Sie ist ein äußerst verletzliches Mädchen, das überhaupt nicht in eine polizeiliche Ermittlung hätte hineingezogen werden dürfen.«
    »Es gab keine Möglichkeit, das zu wissen.«
    »Genau. Deshalb haben wir gelernt, Diskretion zu üben und uns Zeit zu lassen und Sachen bis zu Ende zu denken. Niemandem wehzutun.«
    »Zeuginnen sind oft verletzlich«, sagte ich.
    Langes Schweigen.
    Sie sagte: »Also findest du das alles in Ordnung.«
    »Hätte ich mich direkt an Beth gewandt, wenn ich gewusst hätte, dass sie dekompensiert? Natürlich nicht. Hätte ich einen anderen Zugang gewählt - etwa über dich? Auf jeden Fall. Weil eine Menge auf dem Spiel steht, sogar noch mehr, als ich dir gesagt habe, und sie war eine mögliche Quelle entscheidender Informationen.«
    »Was steht außerdem noch auf dem Spiel?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Warum nicht?«, fragte sie.
    »Es ist nicht nötig, dass du es erfährst.«
    »Du bist sauer, und auf diese Weise zahlst du es mir heim.«
    »Ich bin nicht sauer, ich will dich vor dem üblen Zeug bewahren.« So wie ich Robin davor bewahrt habe.
    »Weil ich nicht hoffen kann, es zu verstehen.«
    Ich dachte, du würdest es verstehen. Aber es ist einfach zu hässlich.
    »Es gibt einfach keinen Grund, warum du in die Sache hineingezogen werden solltest, Allison.«
    »Ich bin schon einbezogen.«
    »Als Psychotherapeutin.«
    »Also laufe ich einfach weg und mache meinen Therapiekram und stecke meine Nase nicht in deine Angelegenheiten.«
    Das würde die Sache vereinfachen.
    »Es ist einer der hässlichsten Fälle, an denen ich je mitgearbeitet habe, Ali. Du verbringst deine Tage schon damit, den Mist anderer Leute zu schlucken. Warum solltest du deine Seele noch mehr verschmutzen wollen?«
    »Und du? Was ist mit deiner Seele?«
    »Sie ist nun mal, wie sie ist.«
    »Ich akzeptiere nicht, dass du davon unberührt bleibst.«
    Ungeborene Kinder …
    Ich antwortete nicht.
    »Du kannst damit umgehen, aber ich nicht?«, fragte sie.
    »Ich frage dich nicht nach deinen Patienten.«
    »Das ist etwas anderes.«
    »Vielleicht ist es das in Wirklichkeit nicht.«
    »Schön«, sagte sie. »Also gibt es jetzt ein neues Tabu in unserer Beziehung. Was verbindet uns noch? Heißer Sex?«
    Ich zeigte auf den Toast. »Und Haute Cuisine.«
    Sie bemühte sich zu lächeln. Stand auf und trug den Becher zur Spüle, wo sie ihn leerte und abwusch. »Ich gehe jetzt besser.«
    »Bleib.«
    »Warum?«
    Ich stellte mich hinter sie und legte meinen Arm um ihre Taille. Fühlte das Spiel ihrer Bauchmuskeln, als sie sich anspannte. Sie nahm meine Hand weg, drehte sich um und sah zu mir hoch. »Ich habe möglicherweise einen Keil zwischen uns getrieben. Vielleicht wache ich morgen früh auf und komme mir wie eine erstklassige Idiotin vor, aber im Moment brennt immer noch ein gediegenes Maß an Empörung in meinem Bauch.«
    Ich sagte: »Was mehr auf dem Spiel steht, sind sechs Morde, vielleicht sieben. Wenn man das Mädchen hinzunimmt, das Beth als Daneys Assistentin ablöste. Sie scheint verschwunden zu sein, und sie steht nicht auf der Liste der Pflegekinder.«
    Sie trat von mir weg, stützte sich an der Anrichte ab und starrte aus dem Küchenfenster.
    »Und ein Kleinkind«, fuhr ich fort. »Zwei Jungen im Teenageralter, drei Frauen, ein geistig behinderter junger Mann. Und bis jetzt keine Möglichkeit, irgendwas davon zu beweisen.«
    Sie senkte ihren Kopf ins Spülbecken, krümmte sich und würgte trocken.
    Ich versuchte sie zu halten, während sie zitterte.
    »Tut mir leid«, wimmerte sie und entzog sich mir. Spritzte sich Wasser ins Gesicht und trocknete sich mit dem Ärmel ab. Griff sich ihre Handtasche und die Schlüssel und verließ die Küche.
    Ich holte sie ein, als sie die Haustür aufmachte. »Du bist erschöpft. Bleib hier. Ich nehme die Couch.«
    Ihre Lippen waren ausgetrocknet, und winzige Blutflecken sprenkelten ihre Wangen. Punktförmige Hautblutungen von der Anstrengung des Erbrechens. »Das ist ein nettes Angebot. Du bist ein netter Mann.«
    »Ich wäre gern ein guter Mann.«
    Sie wandte den Blick ab. »Ich muss allein sein.«

40
    Ich ging zurück in die Küche, kaute auf dem Toast, den ich Allison gemacht hatte, und dachte darüber nach, was gerade passiert war.
    Morgen würde ich vielleicht auch aufwachen und mich elend fühlen.

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