Bluttaufe: Thriller
möglich, ganz und gar ausgeschlossen«, sagte Tannen.
»Erinnern Sie sich an die Musik, an Dancing Queen? Die kleine Vorstellung, die Sienhaupt uns geliefert hat? Es gibt eine Möglichkeit, ein derartiges Programm in unseren Rechner zu schmuggeln. Es muss von innen passieren, aus dem inneren Kreis.«
»Sie meinen, Peter Sienhaupt hat unsere Rechner manipuliert?«, sagte Kaja Winterstein.
Mangold nickte.
»Anderes halte ich für ausgeschlossen.«
»Dann dient er einem anderen Herrn«, sagte Kaja Winterstein. »Er wurde umgedreht.«
»Beim Herunterladen und Speichern der griechischen Fingerabdruck-Datei wird der Inhalt verändert. Es ist, als würden Sie eine Zeichnung von Rembrandt kopieren, und beim Ausdruck kommt van Gogh heraus.«
»Sienhaupt ist so eine Art Doppelagent?«
»Es gibt eine weitere Möglichkeit«, sagte Mangold. »Und die müssen wir ebenfalls ausschließen.«
»Und das wäre?«, fragte Kaja Winterstein.
»Möglich, dass Sienhaupt nur ein Rädchen ist, und Schneeweißchen das Ganze noch einmal weitergedreht hat. Er liebt es ja kompliziert.«
»Und das heißt?«
»Wir müssen wissen, ob die Fingerabdrücke, die wir im Zimmer von Leonie abgenommen haben, tatsächlich zu Leonie gehören.«
»Wir haben doch eine Erklärung für diese falsche Identifizierung! Jetzt wissen wir doch …«, sagte Kaja Winterstein.
»Der Mann will uns seine Macht beweisen. Eine zweite Überraschung ist denkbar.«
Kaja Wintersteins Blick verdüsterte sich.
»Dann hat er sich in unserem Haus aufgehalten. Alles abgewischt und gefälschte Fingerabdrücke verteilt?«
»Klingt fantastisch, ich weiß. Aber wir müssen es ausschließen. Haben Sie einen eindeutigen Abdruck von Leonie?«
»Und wenn er Leonie entführt hat? Was dann?«
»Kaja, haben Sie einen Gegenstand, den Leonie mit Sicherheit angefasst hat?«
»Den Videothekausweis. Er steckt in einer Folie und die wiederum in einem Briefumschlag, den sie mir mit der Notiz, ich möge eine CD zurückbringen, hinterlegt hat.«
Sie kippte den Inhalt ihrer Handtasche auf Mangolds Schreibtisch.
Mangold gab den Briefumschlag in eine Plastiktüte und bat Tannen, den Umschlag in die Spurensicherung zu bringen und so lange hinter dem Kollegen stehenzubleiben, bis der den Vergleich mit den im Zimmer abgenommenen Spuren durchgeführt hatte.
Kaja Winterstein tippte erneut die Wiederholungstaste.
»Immer noch das Band«, sagte sie. »Was will er, was will er?«
»Wir müssen noch einmal Ihre Patienten durchgehen«,
sagte Mangold. »Waren Sie nicht doch an Festnahmen beteiligt oder als Gutachterin bei Prozessen?«
»Ich habe lediglich Studien durchgeführt. Befragungen von Serientätern. Mehr nicht. Vollkommen ausgeschlossen, dass einer von denen auf freiem Fuß ist. Die sitzen entweder in Einzelzellen oder in geschlossenen psychiatrischen Anstalten, und einer ist inzwischen tot.«
»Und mit einem Kontakt nach außen? Rache als Motiv ist durchaus möglich.«
Kaja Winterstein schüttelte energisch den Kopf und zündete sich mit gierigen Zügen eine neue Zigarette an.
»Mangold, Sie sehen das falsch. Die waren dankbar. Wollten ihre Geschichten erzählen. Ich habe sie nicht festgenommen, war nicht verantwortlich für Beurteilungen, die ihre Begnadigung ausgeschlossen hätten oder dergleichen mehr. Ich habe wissenschaftliche Studien erstellt.«
»Und was, wenn eine der Studien dazu geführt hat, dass er eben keine gute Prognose bekommen hat?«
»Die Namen tauchen darin nicht auf. Nur Abkürzungen. Sicher sind sie zu identifizieren und mit einem Namen zu verbinden. Die Untersuchungen wurden übrigens nicht für die Staatsanwaltschaft, Begnadigungsausschüsse oder Ähnliches erstellt, sondern dienten ausschließlich Forschungszwecken.«
»Arbeiten in diesem Bereich werden meist mit staatlichen Geldern finanziert, es gibt eine enge Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt und den Landeskriminalämtern«, widersprach Mangold. Doch es war auch nur ein Stochern im Nebel.
Er erwartete Kaja Wintersteins Widerspruch, doch der begannen die Hände zu zittern. Tränen schossen aus ihren Augen.
Sienhaupt sah kurz hoch und zog den Kopf ein. Neugierig blickte er über seinen Brillenrand.
»Ich darf nicht daran denken, dass jemand wie … ich darf daran nicht denken.«
»Gab es Täter, die Ihnen etwas vorgespielt haben könnten, die einen besonderen Kontakt aufbauen wollten? Was ist mit Ihrer Einteilung, wen genau haben Sie befragt?«
Kaja Winterstein wischte sich die Tränen
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