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Blutträume

Blutträume

Titel: Blutträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Hooper
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dem er zusammen zur Schule gegangen war.
    »Bist du sicher, dass es kein Lebenszeichen von Karen gibt?« Bob Norvell zeigte dem kriminaltechnischen Team den Weg zu den Schlafzimmern am hinteren Ende des kleinen, gepflegten Hauses, wandte den Blick aber nicht von Jordan ab. Langsam wurde es unangenehm.
    »Wir tun alles, um sie zu finden, Bob, das weißt du.« Jordan fühlte sich noch unbehaglicher, als er erwartet hatte, und musste sich konzentrieren, um professionell und gelassen zu wirken.
    »Sie hätte mich nie verlassen, Jordan. Das weißt du doch, oder? Dass sie mich nie verlassen hätte?«
    »Ja, Bob, das weiß ich. Alle sagen, dass ihr glücklich miteinander wart – seid.«
    Falls Norvell den Patzer bemerkt hatte, ignorierte er ihn. »Sie hätte mich nicht verlassen, und es gibt keinen Grund, dass jemand ihr etwas hätte antun wollen. Karen doch nicht. Karen ist ein Schatz, wirklich. Jeder mag sie.«
    »Wollen wir uns nicht setzen, Bob? Es kann etwas dauern, bis das Team seine Arbeit erledigt hat, und …«
    »Ja, klar, tut mir leid.« Norvell ging voraus ins Wohnzimmer und fragte: »Kann ich dir etwas anbieten? Kaffee oder etwas anderes?«
    »Nein, danke.« Kaum hatte er das gesagt, bereute er es auch schon, da ihm klar wurde, Norvell eine Beschäftigung zu geben wäre keine schlechte Idee, und wenn auch nur, um sich selbst für eine Weile diesen verzweifelten Blick zu ersparen.
    Feigling! Tu gefälligst deine Arbeit!
    Als sie sich setzten, unternahm Jordan den beherzten Versuch, professionell zu sein. »Die Vermisstenanzeige habe ich natürlich gelesen, Bob, aber ich wollte dich fragen, ob es sonst noch etwas gibt, was du mir erzählen könntest, irgendwas, was dir vielleicht in den letzten Tagen eingefallen ist.«
    »Zum Beispiel?«
    »War Karen vor ihrem Verschwinden irgendwie anders? Wirkte sie nervös oder besorgt?«
    Norvell schüttelte den Kopf. »Nein, sie war genau wie immer. Ich habe sie zum Abschied geküsst und bin zur Arbeit gefahren – sie hatte einen Tag frei in der Bank, aber ich nicht –, und als ich nach Hause kam, war sie nicht da.« Plötzlich entglitten ihm seine Gesichtszüge. »Ich hätte ihr den Hund kaufen sollen. Sie wollte einen kleinen Hund zur Gesellschaft, wenn ich nicht da war, vor allem, wenn ich geschäftlich über Nacht wegblieb. Ich hätte ihr wirklich diesen Hund kaufen sollen.«
    Um den Gefühlsausbruch abzublocken, den Jordan kommen sah, fragte er rasch: »Ist dir selbst denn etwas Ungewöhnliches aufgefallen? Hast du etwa jemanden gesehen, der sich in der Nachbarschaft herumgetrieben hat, einen Fremden oder nur jemand, bei dem du scheinbar grundlos ein schlechtes Gefühl hattest?«
    »Hier? Nein.«
    »Und Karen hat auch nichts erwähnt? Ihr ist nichts Seltsames aufgefallen oder jemand, der sie geängstigt hat?«
    Norvell runzelte plötzlich die Stirn. »Moment mal. Sie sagte, die Kolleginnen in der Bank hätten sie mit jemand aufgezogen, der Fotos von ihr gemacht haben soll, und dass sie wohl einen heimlichen Verehrer hätte. Sie lachte nur darüber, sagte, sie wollten sie wohl auf den Arm nehmen, denn sie hätte nie jemand gesehen.«
    »Wann war das?«
    »Ach, Jordan, das war schon im Sommer. Ich weiß es noch genau, weil sie es mir erst erzählt hat, als wir im Urlaub am Strand waren. Um ehrlich zu sein, ich bekam eine Gänsehaut, wenn auch nur ein oder zwei Sekunden lang. Du erinnerst dich doch, wie das im Sommer war. Man konnte keine Nachrichten einschalten, ohne von dem Mörder oder Stalker zu hören, als liefen überall im Land nur noch Irre herum, da hab ich mir schon Sorgen gemacht. Aber sie hat es mit einem Lachen abgetan. Und als wir wieder zurück waren …«
    Als sie wieder nach Hause kamen, waren sowohl Argwohn wie auch Beklommenheit vergessen. Verständlich.
    »Ich werde mit ihren Kolleginnen in der Bank reden«, erklärte Jordan schnell, »und feststellen, ob sie sich an etwas erinnern, das uns weiterhelfen könnte. Wahrscheinlich ist es gar nichts, Bob, doch es schadet nichts, die Sache zu überprüfen.«
    »Du lässt mich doch wissen, wenn du etwas herausfindest?«
    »Selbstverständlich. Selbstverständlich mache ich das.« Jordan kam sich so mies vor. Eigentlich hätte er Bob Norvell sagen wollen, dass die Zeit zum Trauern gekommen sei. Aber der Polizist in ihm zwang ihn zum Schweigen.
    »Ich hätte ihr den Hund kaufen sollen«, stammelte Norvell.
    »Sie können es natürlich auf offiziellem Wege machen«, sagte Miranda Bishop zu Marc. »Wenden Sie

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