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Blutträume

Blutträume

Titel: Blutträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Hooper
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Wortes.«
    »Das hatte ich nicht beabsichtigt.«
    »O doch, das hattest du, Dani. Ganz gleich, was du glaubst, auch da hast du bereits deine Fähigkeiten getestet. Und ich, ich hielt es für einen Vertrauensbeweis. Doch das war er nicht, jedenfalls nicht die Art von Vertrauen, die ich wollte. Grenzen, Dani. Schon damals hast du sie ausgetestet. Du wolltest nur herausfinden, ob es zwischen Liebenden eine Verbindung gäbe, die nicht einmal eineiige Zwillinge hätten, ein Band, das so stark war, dass es Türen öffnen würde, die du vorher nie hättest öffnen können.«
    Dani hielt den Blick auf die geöffnete Akte vor sich gerichtet, die Worte – die ein in Boston ausgelöschtes Leben beschrieben – verschwammen. Ihre Brust schmerzte, und sie war sich nicht sicher, ob sie überhaupt atmete.
    Sanft fügte Marc hinzu: »Du wolltest es herausfinden. Aber als es dir gelang, als diese Verbindung die Tür öffnete, sie weit aufriss, bekamst du eine Heidenangst. So sehr, dass du beim ersten Mal davonlaufen wolltest. Doch du warst mutig genug, es noch mal zu versuchen, das weiß ich jetzt. Ich war … überwältigt … von diesem Erlebnis, und ich bat dich, es noch mal zu tun. Das hast du auch gemacht. Ich wusste nicht, was ich da verlangte, was es dich an Energie kostete. Und du hast auch nie etwas gesagt. Bis zu dieser letzten Nacht, als der Traum, in den du mich mitnahmst, einer deiner Visionsträume war.«
    Schließlich blickte Dani auf und starrte ihn über den Tisch hinweg an. »Ich hab dein Gesicht gesehen, als wir aufwachten. Dein Entsetzen.«
    Er schüttelte den Kopf, ohne den Blick von ihr zu wenden. »Das Entsetzen war wegen des Traums – nicht wegen dir. Niemand möchte seine Mutter an einer schrecklichen Krankheit sterben sehen, und das war es, was du mir gezeigt hast.«
    »Was ich sehe, ist immer das schlimme Schicksal eines anderen. Begreifst du das denn nicht.«
    »Ich habe es begriffen. Also was? Kann man dir dafür die Schuld geben? Dani, ich hab dir nie die Schuld dafür gegeben, dass du mir etwas gezeigt hast, was geschehen wird, auch wenn es schrecklich war.«
    »Das glaube ich dir nicht.«
    »Ich weiß. Aber du wirst es mir glauben. Wenn du mutig genug bist, es noch mal zu versuchen.«
    Sie holte Luft. »Ich werde dich nicht in den Traum mitnehmen. Nicht in diesen. Du bist schon dabei, ein Teil der Vision. Weiß Gott, was passiert, wenn … wenn …«
    »Das werden wir schon feststellen.«
    Dani stand so plötzlich auf, dass der Stuhl hinter ihr beinahe umkippte. »Nein. Werden wir nicht. Nicht heute Nacht. Niemals.« Bei ihrer panikartigen Flucht aus dem Zimmer rannte sie an der Tür fast ihre Schwester um.
    »Puh.« Paris trat ein und setzte sich an den Konferenztisch. »Hab schon lange darauf gewartet, dass der Topf explodiert. Danke.«
    Marc seufzte. »Klingt bei dir so, als sei es etwas Gutes.«
    »Das ist es, glaub mir. Dani musste einiges loswerden, und sie war so sehr bemüht, mir meinen Freiraum zu lassen, damit ich mich mit meinen eigenen Angelegenheiten befassen kann, dass ich ihr nicht helfen konnte. Vielleicht hast du es gerade getan.«
    »Wirklich? Denn für mich sah es aus, als würde sie immer noch verzweifelt etwas unterdrücken und von sich wegschieben.«
    »Ich habe ihr Gesicht gesehen. Sie ist auf der Toilette und weint sich aus.«
    Abrupt lehnte sich Marc auf seinem Stuhl zurück. »Na, jetzt komme ich mir wirklich beschissen vor. Ich wollte ihr doch nicht wehtun.«
    »Du hast ihr nicht wehgetan, du hast sie aufgerüttelt. Und das hat sie gebraucht.«
    »Wie zum Teufel willst du das wissen? Hellsichtigkeit?«
    »Das, und« – Paris machte eine vage Geste mit den Fingern – »die Zwillingsgeschichte. Keine Angst, ihr geht’s gut. Sie stand wie gelähmt an einer Kreuzung, und du hast ihr einen Schubs gegeben.«
    »Ich glaube, diese Metapher gefällt mir nicht.«
    Paris lächelte. »Macht nichts. Davon hab ich noch ’ne Million. Kannst du mir bitte die Akte da geben?«
    Hollis wartete mit ihrem Bericht, bis sie am Abend in ihrem Motelzimmer war – und zu berichten gab es eine Menge, wenn auch vieles davon bestenfalls wenig hilfreich war und schlimmstenfalls reine Spekulation.
    Nicht anders zu erwarten bei der SCU, dachte Hollis.
    »Falls Dani eine Verbindung hergestellt hat«, sagte sie zu Bishop und benutzte dafür die Lautsprecherfunktion ihres Handys, um mit ihrem Boss reden zu können, während sie ihren Koffer nach etwas Passendem durchwühlte, das für Brainstorming und

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