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Blutträume

Blutträume

Titel: Blutträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Hooper
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aus, pochte in seinen Ohren, und er hörte, wie sein Atem jetzt schneller wurde, schon fast ein Hecheln. Ihm verschwamm alles vor den Augen, doch er zwang sich, zur dritten Tafel weiterzugehen.
    Shirley als Audrey.
    Ihre Verwandlung war bisher die vollkommenste, und er verbrachte lange Momente damit, die Bilder zu streicheln, rief sich jede Handlung, jede Einzelheit des Vorgangs ins Gedächtnis.
    »Fast perfekt«, flüsterte er.
    Er trat einen Schritt zurück, beugte sich dann jedoch vor und stützte beide Hände rechts und links von der Tafel ab, den Blick auf die mittleren Fotos gerichtet, immer noch ohne sich zu berühren. Seine steifen Beine zitterten, seine Hüften wollten, mussten nach vorn und zustoßen, aber er zwang sich, vollkommen reglos zu bleiben. Seine Augen nahmen nichts mehr wahr, sein Atem kam keuchend, doch er gab keinen weiteren Laut von sich, während die Erinnerungen an Shirley/Audreys letzte Augenblicke sein hartes Fleisch pochen und zucken und sich schließlich in Krämpfen reinster Lust entleeren ließen.
    Mit zusammengebissenen Zähnen ritt er die Wellen der Erlösung vollkommen geräuschlos aus. Nicht, weil er das musste, sondern weil er es konnte.
    Er war Macht, und er konnte alles tun.
    Das hatte die Prophezeiung gesagt.
    Dani …
    »Dani, bist du …« Marc brach ab, starrte sie mit besorgtem Blick an. »Was ist los?«
    Sie schob sich vom Stuhl am Konferenztisch hoch. »Nichts. War wohl in Gedanken woanders. Haben Paris und Jordan sich zurückgemeldet?«
    »Ja.« Er schaute immer noch besorgt. »Sie haben bisher mit zwei von Karen Norvells Kolleginnen aus der Bank sprechen können. Nur eine meinte, sich an einen Mann mit einer Kamera zu erinnern, der letzten Sommer Fotos von Karen gemacht hat, aber sie weiß nicht mehr, wie er aussah. Paris sagte, beide Frauen machten sich Vorwürfe, weil sie ihre Beobachtungen nicht ernst genommen und es jemandem erzählt hatten. Schuldgefühle, natürlich. Jordan sagte, sie befürchteten offensichtlich, dass Karen tot sei.«
    Abwesend sagte Dani: »Gute Idee, sie zu Hause zu befragen, statt in der Bank. Aber du weißt, dass es sich bis Montag rumgesprochen haben wird, nicht wahr? Ich meine, so richtig publik wird.«
    Er nickte. »Wir können uns verdammt glücklich schätzen, doch mit jedem Bürger von Venture, mit dem wir reden, drehen wir die Uhr ein Stückchen weiter vor.«
    »Wir können nur tun, was wir tun können. Wo ist denn Hollis? Wollten wir nicht mit dem Reverend sprechen?«
    »Sie ist in der Einsatzzentrale und spricht mit einem meiner Deputys, dessen Schwiegereltern zur Gemeinde der Kirche gehören. Wir fanden, ein wenig Insiderinformation könnte nicht schaden. Dani, was versuchst du schon den ganzen Tag mit aller Kraft, mir nicht zu erzählen?«
    Paris hatte recht, Marc konnte ihre Gedanken zu leicht lesen. Viel zu leicht.
    »Vermutlich ist es nur Einbildung.«
    »Die Stimme? Seine Stimme?«
    »Das eine Stimme zu nennen, wäre eine Übertreibung. Ein schwaches Echo eines Flüsterns.«
    »Weil es dir gelingt, ihn auszuschließen?«
    »Ich wünschte, ich könnte das bejahen.« Dani zuckte mit den Schultern. »Aber mir sind erst die Grundlagen des Abschirmens beigebracht worden, und da ich es nie brauchte, habe ich es kaum geübt. Nein, ich glaube nicht, dass es etwas ist, das ich tue.«
    »Was dich mehr beunruhigt als alles andere.«
    »So ist es wohl. Ich sollte in der Lage sein, paragnostische Kontakte von jemand anderem abzublocken. Falls es das überhaupt ist. Verdammt, ich kann einfach nicht …«
    Marc legte ihr seine Hände auf die Schultern. »Dani. Warum versuchst du immer noch, alles allein zu tragen? Du bist nicht Kassandra, aber falls es zu einem Krieg kommt, kannst du ihn auf keinen Fall allein aufhalten. Lass uns dir helfen. Lass mich helfen.«
    Sie blickte zu ihm auf, sich seiner Hände sehr bewusst, der Verbindung mit ihm, die sie mit aller Kraft zu blockieren versuchte, seit diese andere Stimme sich hineingedrängt hatte. Weil sie nicht wollte, dass Marc das spürte oder fühlte, nicht diese kalte, unerbittliche, böse Stimme, nicht in ihr – selbst wenn sie es nicht war.
    Vor allem, wenn sie es nicht war.
    Instinktiv bemühte sie sich, noch ein bisschen mehr von sich zu verschließen.
    »Du hilfst mir doch. Ein Schritt aus diesem Gebäude hinaus, und ich bin praktisch umringt von deinen Deputys. Sie lassen mich keine Sekunde aus den Augen.«
    »Das ist übertrieben. Und nicht das, was ich meinte, wie du verdammt gut

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