Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker
Grund ihrer hitzigen Debatte: Direkt oberhalb der Feste Gulmar erhob sich eine schwarze Festung.
»Was ist das?«, hauchte der Magier überrascht.
Die Zwerge wandten sich ihm zu und Gulmar ergriff sogleich das Wort: »Karandras hat eine Festung … wachsen lassen.«
»Wachsen lassen?«, wiederholte Gordan ungläubig.
Gulmar nickte. »Die Gebirgsläufer haben beobachtet, wie sie einfach aus dem Boden wuchs. Plötzlich war sie da.«
»Direkt über uns. Das kann nur bedeuten, dass er uns angreift!«, rief ein anderer Zwerg.
Furran schüttelte abwehrend den Kopf. »Sein Heer marschiert weiter gen Norden.«
»Und die Goblins, die bei Karandras sind?«
Der General machte eine wegwerfende Handbewegung. »Feiges Pack!«
»Und die Festung ist einfach
gewachsen
?«, unterbrach Gordan die Zwerge und fixierte das Gebilde auf der räumlichen Karte.
»Ja«, antwortete Gulmar und musterte den Magier mit seinen scharfen Augen.
Gordan blickte sich um. »Wo genau über uns ist diese Festung?«
»Seht ihr?«, regte sich Amosh auf. »Gordan würde meine Idee unterstützen!«
»Welche Idee?«
Gulmar grinste spitzbübisch. »Die Festung steht auf dem Plateau, genau über der seufzenden Höhle.«
Gordan runzelte die Stirn.
»Der Berg ist zur Hälfte hohl!«, rief Amosh. »Wir schlagen die Decke ein und die Festung stürzt in die Tiefe!«
»Oder mitten in die Feste Gulmar!«, hielt ein graubärtiger Zwerg dagegen.
Gordan fuhr dazwischen und verschaffte sich so Aufmerksamkeit. »Der Berg unter der Feste ist hohl?«, fragte er interessiert.
Gulmar nickte. »Ja, schon seit dem Anbeginn der Zeit. Ein bodenloses Loch. Früher soll der Berg Feuer und Tod gespuckt haben, bis die Götter ihn verschlossen.«
»Von dort fällt man direkt in die Niederhöllen!«, behauptete ein anderer Zwerg.
»Der Berg ist ein Portal zu den Niederhöllen«, sagte der Priester Bain in leisem Ton. »Deshalb hat Grimmon uns befohlen hierzubleiben. Wir sind die Wächter des Tores.«
Es trat betretenes Schweigen ein.
»Perfekt!«, unterbrach Gordan die Stille schließlich. »Wenn es ein Tor zu den Niederhöllen ist, wieso schicken wir Karandras dann nicht dorthin zu seinem Meister?«
»Das Risiko ist zu groß«, widersprach Gulmar.
Gordan machte eine wegwerfende Handbewegung. »Kaum größer, als hier auf den Sieg des Dämonenpaktierers zu warten.«
Der Zwergenkönig schwieg, denn dieser simplen Logik konnte er nicht widersprechen.
»Zeigt mir diese Höhle«, bat Gordan nun.
Im Thronsaal des Königs hatte man einen Durchbruch zur Höhle geschlagen, wo zwei Zimmerleute gerade eine behelfsmäßige Tür errichteten. Gordan griff nach einer Fackel und blickte ins Innere des Berges.
Warme Aufwinde zerrten an seinen Haaren und seiner Kleidung. Er glaubte ganz tief unten, im Inneren der Welt, ein rötliches Leuchten zu erkennen.
»Die Niederhöllen«, flüsterte einer der Zwerge. »Dort unten liegen sie.«
Gordan zog den Kopf zurück und dachte einen Augenblick nach.
»Wir brauchen eine Treppe«, stellte er schließlich fest.
»Es würde uns eine Ewigkeit kosten, darin eine Passage zu errichten«, beklagte einer der Zimmerleute.
Gordan verschränkte die Arme vor der Brust und strich sich mit der Linken über den Kinnbart. »Euch vielleicht … mich aber nicht.«
Er trat einen Schritt vor, reckte die Arme in die Höhle hinein und begann einen magischen Singsang.
Die Zwerge blickten ihn neugierig an. Die Neugier schlug in Verwunderung um, als der Zauber ihnen den Hammer aus der Hand riss und Holzbretter durch die Luft schweben ließ.
»Mehr Holz! Mehr Werkzeuge!«, wies der Magier die Zwerge an, als die ersten Bretter durch die Tür glitten und sich dort zu einem Steg zusammenfügten.
Gulmar hatte die Bitte längst zu einem königlichen Befehl gemacht, und von überall her brachten Zwerge Holz, Nägel, Steine, Metallstangen und sonstige Dinge, die der Magier vielleicht brauchen könnte. Der stand mitten im Türrahmen und dirigierte seine magischen Untergebenen. Schweiß trat ihm aus allen Poren und er atmete schwer. Das Hämmern wurde immer leiser, je weiter der Bau der Treppe voranschritt.
Plötzlich sank Gordan erschöpft auf die Knie hinab. »Geschafft«, keuchte er.
Die Zauber dauerhaft aufrechtzuhalten, damit die Treppen und Brücken nicht einstürzten, zehrten an seinen Kräften, so enorm sie auch waren. Er durfte keinen Wimpernschlag in seiner Konzentration nachlassen oder alles würde in sich zusammenfallen. Und dann wären die
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