Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker
grimmig. »Aye, das wissen sie. Es haben sich dennoch viele freiwillig gemeldet. Keiner wollte es sich nehmen lassen, den ersten Angriff gegen den Goblinküsser zu führen.«
Das zwergische Schimpfwort zauberte ein jungenhaftes Lächeln auf Gordans Lippen, bemerkte Throndimar, und auch er selbst ließ sich von dem kurzen Moment der Ausgelassenheit umfangen. Die Flamme seiner Fackel wurde von einem der warmen Aufwinde erfasst und fauchte widerspenstig auf. Unwillkürlich legte sich seine rechte Hand um
Sardasils
Griff und das weiche Leder vermittelte ihm ein beruhigendes Gefühl der Sicherheit.
Unlars Bild, wie der Schmied am Amboss stand und auf die noch unfertige Klinge einhämmerte, zuckte durch seinen Geist.
Ich verdanke dir so viel, du mürrischer Hund. Und ich habe dir niemals richtig dafür gedankt
.
Je näher sie dem Gipfel kamen, desto bedrückender wurde die Stille zwischen ihnen, als würde der Berg selbst sie zermalmen wollen. Throndimar konnte die Höhlendecke bereits ausmachen, sie befanden sich knapp unterhalb des Gipfels.
»Wie kommen wir hier wieder raus?«, fragte er und wunderte sich nicht einmal darüber, dass plötzlich auch er flüsterte.
»Meine Jungs werden einen Durchbruch in den Felsen schlagen«, wisperte Gulmar zurück. »Und dann werden wir ihnen den Arsch aufreißen.«
Sie passierten immer mehr Zwergenkrieger, die ihnen grimmig zunickten. Throndimar richtete beschämt den Blick zu Boden.
Ich war so blind!
, schalt er sich selbst.
Mein Rachedurst hat mich blind gemacht. Ich schlug ihre Hilfe aus und dennoch stehen sie uns bei. Hätte ich solchen Edelmut zeigen können?
Plötzlich endete der schmale Pfad in einem breiten Sims. Hier drängten sich zwanzig Zwerge dicht an dicht. Vier von ihnen hielten schwere Spitzhacken in den Händen, der Rest war mit zwerghohen Turmschilden und Äxten zum Kampf gerüstet. Vereinzelt erblickte Throndimar auch kleine Armbrüste, die feuerbereit gemacht wurden, und sogar zwei eiserne Sturmleitern hatte man heraufgeschleppt.
»Die erste Welle«, verkündete Gulmar stolz. »Die Jungs hier haben nicht einen Augenblick gezögert.«
»Ihre Familien müssen sehr stolz auf sie sein«, gratulierte Gordan.
Throndimar hatte sich seit Nemenas Tod nicht mehr so schlecht gefühlt.
Für mich ist es leicht, in den Kampf zu ziehen
, dachte er.
Ich habe niemanden, den ich zurücklasse. Aber sie hier, sie kämpfen und verlassen ihre Familien. Sie kämpfen in dem Wissen, dass sie ihre geliebten Angehörigen vielleicht nie mehr wiedersehen. Das ist wahrer Mut.
»Die Goblins werden uns hören, noch bevor wir durch den Felsen gedrungen sind«, teilte einer der Bergleute mit. »Vielleicht nicht mit dem ersten Schlag, aber sie werden uns erwarten.«
Gulmar nickte grimmig und rückte seinen Helm zurecht. »Unsere Äxte werden sie angemessen begrüßen.«
Throndimar lockerte die Schultern, ging dabei aber so vorsichtig vor, damit die frische Kruste über den Schnittwunden auf seinem Rücken nicht gleich wieder aufriss. Er spannte die Armmuskulatur an, schloss die Hände zu Fäusten und öffnete sie dann wieder in rascher Folge, bis sein Herz das Blut schneller durch seine Adern pumpte.
Gordan hob die Hand als Zeichen, dass er etwas sagen wollte. »Eure Tapferkeit ehrt euch, edle Zwerge. Und euer Mut eilt euch bereits jetzt durch die dicken Felsen voraus. Doch euer Glaube darf nicht wanken. Der Sohn der Dunkelheit wird versuchen eure Liebe zu Grimmon und den Göttern zu zerstören. Und diese Waffe ist gefährlicher als tausend Goblins.« Er machte eine lange Pause, in der er tief Luft holte. »Euer Glaube kann aber auch wie ein Schild gegen seine dämonischen Zauber sein. Habt Vertrauen in die Götter und in euch selbst und wir werden das Schlachtfeld als Sieger verlassen.«
Gulmar nickte den Bergleuten zu und im Gleichklang trieben sie die Spitzhacken in den schwarzen Fels.
Throndimar löste
Sardasil
aus der Schlaufe, die das Schwert quer über seinem Rücken hielt. Selbst im schwachen Fackelschein konnte man die in die Hohlkehle eingravierten Runen deutlich erkennen. Der Krieger kannte ihre Bedeutung noch immer nicht, sie waren eines der Geheimnisse, die Unlar mit ins Grab genommen hatte.
»Schneller, Jungs!«, brüllte König Gulmar. Jede Vorsicht war jetzt aus seiner Stimme gewichen, denn die Schläge der Spitzhacken donnerten durch den gesamten Berg. Er blickte halb über die Schulter: »Armbrüste bereithalten!«
Throndimar fühlte, wie mit jedem Schlag, jedem
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