Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker
des Rats?«
»Jeder seit Alirions Opfer gestorbene Elf, ja«, sagte Faeron ernst. »Um Aurelion in die Niederhöllen zu bannen, hat unser Gott Alirion sich geopfert. Aber sein Geist überlebte und schloss sich mit dem eines Elfen zusammen. Fortan ist der Elf nicht mehr er selbst, sondern das Gefäß des Gottkönigs.«
»Aber wie können dann Tausende Teil des Rats sein?«
»Die Seelenquelle inmitten des Waldes«, fuhr Faeron fort. »In ihr werden die Seelen verstorbener Elfen gereinigt und dem Gefäß hinzugefügt. So wächst der Erfahrungsschatz des Rats mit jedem Jahr und jedem sterbenden Elfen.«
»Das klingt unglaublich«, gestand der Berenthi.
»Für einen Menschen ist es schwer vorstellbar, dennoch hast du es selbst erlebt. Die goldene Aura des Gefäßes, du hast sie gesehen, nicht wahr? Es ist die göttliche Macht, die durch den Körper fließt.«
Barsjk nickte schweigend. Er konnte nichts erwidern.
»Wir werden Berenth in zwei Tagen erreichen«, sagte er stattdessen.
»Und ich freue mich bereits sehr darauf, deine Heimat zu sehen.«
Der Berenthi rollte sich neben dem Feuer auf der Seite zusammen und täuschte mit gleichmäßigen Atemgeräuschen vor, dass er rasch eingeschlafen sei.
Er konnte Faerons belustigtes Grinsen nicht sehen, doch er spürte es wie einen Messerstich. Dennoch hielt er an seinem Schauspiel fest, zu viele Gedanken kreisten in seinem Kopf umher. Er musste nachdenken, denn in Berenth wäre dazu keine Zeit mehr. Wenig später ereilte ihn dennoch der Schlaf und sein gleichmäßiges Atmen wurde zu einem lauten Schnarchen.
*
Unlar beobachtete, wie Throndimar mit jedem Tag mehr von ihm selbst und Jhenrid lernte. Die Söldnerin war die bessere Schwertkämpferin, Unlar hingegen war geübter im Umgang mit der Streitaxt. Throndimar lernte äußerst schnell. Sein Wunsch nach Rache ließ ihn alles in sich aufsaugen wie ein Schwamm. Besonders erfreute den Schmied aber, dass Throndimars Schwert
Sardasil
sich als wirklich vortreffliche Klinge entpuppte. Der Zweihänder wirkte bereits wie eine natürliche Verlängerung von Throndimars Armen und er schwang die Waffe auch mühelos mit einer Hand.
Der Junge hatte eine natürliche Begabung für den Kampf, erkannte Unlar. Eine, die viel zu lange brachgelegen hatte. Das Leben eines Bauers zu führen hatte sein Talent zum Glück nicht verkümmern lassen, doch der Schmied wusste, dass es bloß eine Frage der Zeit gewesen wäre. Throndimar hatte die Instinkte eines Kriegers, und anscheinend wusste er in jeder Situation, wie er reagieren musste – Jhenrid und Unlar halfen ihm nun, diese Reaktionen zu perfektionieren.
Jhenrid führte sie in südwestlicher Richtung, weg von den Ländern der Barbaren, und insgeheim war Unlar froh darüber, sich nicht mitten ins Feindesland zu begeben.
Für solche Abenteuer bin ich zu alt
, dachte er.
Throndimar hatte ab dem zweiten Tag aufgehört zu murren. Vor ihrem Aufbruch war er noch einmal zu seiner Hütte zurückgekehrt und hatte Nemenas Gebeine bestattet. Während Jhenrid neugierig die verkohlten Überreste der Hütte untersuchte, hatte Throndimar ein stummes Gebet gesprochen.
Unlar wusste, welcher Art sein Gebet war – hatte er vor vielen Jahreswenden doch ein ähnliches Gelöbnis abgelegt.
Es war der Gesang des Rächers.
Throndimar bat die Götter um die Kraft, die Mörder zur Strecke zu bringen. Er würde niemals ruhen, ehe er nicht den Schuldigen gefunden und gerichtet hätte.
»Heute Nacht verbringen wir unter freiem Himmel«, sagte Jhenrid nach einem Blick zum Horizont. »Wir sind mitten im Wald und mir ist keine Siedlung bekannt.«
»Ist der Wald denn gefährlich?«, fragte Unlar.
Jhenrid lachte trocken. »Nicht gefährlicher als jeder andere Wald auch.« Dann wurde ihre Miene ernst. »Allerdings ist das hier bereits Orkland.«
»Orkland? Ich dachte, die Orks wären aus den Ebenen vertrieben worden?«, fragte Throndimar.
»Nur in den feuchten Träumen einiger Stammesfürsten«, spöttelte Jhenrid. »Die Orks wurden vielleicht aus dem direkten Umland der menschlichen Städte verjagt, aber hier erhebt niemand Anspruch auf das Land.«
»Und damit gehört es den Orks?«
»Und damit gehört es dem, der es sich nimmt«, korrigierte Jhenrid den jungen Mann.
Throndimar schwieg, doch die Falten auf seiner Stirn zeigten Unlar deutlich, dass es dahinter brodelte.
»Also sollten wir lieber nicht zu fest schlafen«, feixte der Schmied.
Jhenrid blickte sich prüfend um. »Ja, aber nicht hier.«
»Seid
Weitere Kostenlose Bücher