Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker
erreichen. Der Zwerg holte weit aus und trieb seine Axt noch einmal in die verletzte Kniekehle, als würde er dazu ansetzen, eine Eiche zu fällen.
Der Troll schrie vor Schmerz und sackte in sich zusammen, als die Klinge seinen Unterschenkel abtrennte. Kuldran wollte ihm gerade den Todesstoß in den ungeschützten Nacken versetzen, da nahm er aus dem Augenwinkel etwas höchst Beunruhigendes wahr. Überall um ihn herum waren seine Jungs in wilde Kämpfe verstrickt – doch die Mehrzahl von ihnen kämpfte gegeneinander!
»Bei Grimmon!«, stieß er aus. »Amosh!« Er erblickte den jungen Prinzen, der noch immer reglos am Boden lag und von einigen Schildwächtern beschützt wurde. Doch die Zwerge, die auf Kuldrans Seite kämpften, wurden immer weniger und Amoshs Wächter wurden bereits von den ersten ehemaligen Freunden angegangen.
Ich muss zu …
Weiter kam er nicht, denn der riesige Zweihänder traf ihn in die Seite. Die mächtige Waffe durchschlug sein Kettenhemd und zertrümmerte seine Hüftknochen. Kuldran wurde zur Seite geschleudert und krallte sich dabei instinktiv an seine Axt mit der grimmigen Gewissheit, dass sein Tod ihn ohne die Waffe noch rascher ereilen würde. Staub biss in seinen Augen und raubte ihm die Sicht, als er hart auf dem Boden aufschlug. Ein kalter Schatten breitete sich über ihm aus.
Kuldran rollte sich auf den Rücken. Mit letzter Kraft warf er seine Axt nach oben und traf den Troll an der Schulter. Die Waffe prallte harmlos von der Plattenrüstung des Monsters ab. Der Troll verzog die Lippen zu einem grotesken Lächeln und stieß einen kehligen Schrei aus, als er mit dem Zweihänder Kuldrans Brust durchbohrte.
»Ihr Angriff wird aufgehalten, Meister«, berichtete Baldrokk voller Stolz.
Karandras beachtete ihn kaum.
Wieso können einige von ihnen der Macht des Buches widerstehen?
, fragte er sich.
»Viele haben sich uns angeschlossen«, fuhr Baldrokk fort. »Sie haben gleich erkannt, dass Euer Weg der einzig wahre ist.«
»Und die anderen?«, fragte Karandras beiläufig, doch genau diese Frage beschäftigte ihn am meisten.
»Die anderen werden für ihre Verblendung sterben«, sagte Baldrokk bestimmt.
Karandras musterte den Zwerg mit wachsendem Interesse. »Du bist traurig, obwohl du einen großen Sieg errungen hast«, stellte er fest.
Baldrokk senkte betrübt das Haupt. »So viele meiner Freunde erschlagen zu sehen, ist kein schöner Anblick«, gestand er. »So viele sehen nicht, dass unser Weg der richtige ist. Zwerge sollten nicht gegen Zwerge kämpfen.«
Karandras überlegte einen kurzen Moment. »Ihr seid nun keine Zwerge mehr«, stellte er schließlich fest. »Von heute an … von heute an seid ihr Gnome. Diener des einzig wahren Gottes. Erwähltes Volk des Aurelion.«
Baldrokk nickte. »Sie werden uns jagen«, sagte er. »Gulmar wird nicht zulassen, dass wir uns gegen ihn wenden.«
»Dann wirst du ihn eben töten«, gähnte Karandras, den solche Kleinigkeiten nicht im Geringsten interessierten. Dann deutete er auf einen Kämpfer, der schnellen Schrittes auf sie zukam. »Zeit, deines Amtes zu walten, Gnomenkönig Baldrokk.«
Der Kämpfer baute sich vor Baldrokk auf: »Wir haben Amosh festgesetzt.«
»Hat er sich ergeben?«, fragte Baldrokk.
»Er sagte, er würde lieber sterben.«
Baldrokk zog eine Grimasse. »Haltet ihn fest«, sagte er dann, »ich will, dass er das hier hört.« Die Kampfhandlungen waren überall zum Erliegen gekommen. Baldrokk trat vor die versammelte Menge an Getreuen. »Heute, meine Freunde, haben wir einen großen Sieg errungen!«, verkündete er. »Ich weiß, ihr tragt große Trauer im Herzen. Viele von uns haben heute alte Freunde verloren. Zwergische Freunde.« Er machte eine Pause und blickte möglichst vielen seiner Untergebenen in die Augen. »Doch von heute an sind wir keine Zwerge mehr!«, rief er laut. »Wir sind Gnome! Geliebte Kinder des einzig wahren Gottes, Aurelion!«
Jubel brach aus. Erst zögerlich und verhalten, doch schließlich skandierten die Gnome laut den Namen ihres neuen Königs und den ihres Gottes.
Baldrokk baute sich vor Amosh auf und blickte seinem Neffen fest in die Augen. »Du hast gesehen, wozu wir fähig sind«, sagte er leise. »Geh nach Hause und sag Gulmar, dass er uns in Frieden lassen soll.«
Amosh starrte ihm ins Gesicht, in seinen Augen loderten unbändiger Hass und Verabscheuung. »Mord wird niemals ungesühnt bleiben.«
Baldrokk seufzte. Ȇberbring ihm meine Nachricht. Und dann kommt niemals
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