Bluttrinker - Bellem, S: Bluttrinker
Umhang.
Der Schneider war überglücklich, auf einen Schlag so viel Silber zu verdienen, und fiel beinah auf die Knie.
Den Seidenschal schlang sich Rhelon um die Hüfte und ließ die beiden Enden achtlos an seiner Seite herabhängen. Der grüne Umhang komplettierte die farbenfrohe Verkleidung.
»Vertraut mir«, sagte Rhelon vergnügt. »In Phelion sind kräftige Farben und erlesene Stoffe ein Zeichen großen Reichtums.«
Unlar musterte ihn mit schief gelegtem Kopf. »Dann musst du ein sehr reicher Händler sein.«
»Zumindest werden wir sie das glauben lassen«, gab Rhelon grinsend zurück.
Throndimar war ihre Maskerade extrem zuwider. Er wollte offen vor die Stammesfürsten treten, sie mit seinen Worten überzeugen und für seine Sache gewinnen – und sich nicht heimlich unter sie schleichen.
»Keine Sorge, du wirst sie überzeugen müssen«, versicherte Rhelon ihm. »Meine Verkleidung wird uns lediglich die Tür öffnen.«
Vor dem Burgtor standen zwei Krieger von Totenfels und hielten sie mit überkreuzten Speeren vom Eintreten ab. »Was wollt ihr?«, fragte einer der beiden, ein massiger Kerl, dessen krumme Nase von mehr als einer Schlägerei zeugte.
Ohne zu zögern, trat Rhelon einen Schritt vor und baute sich lächelnd vor ihm auf. »Ich bin Rhelon Al’Nolehr, guter Mann, und ich bin einen weiten Weg aus Kem’Taisan hierhergereist, um mich mit deinem Herrn zu treffen.«
Der Soldat warf ihm einen ungläubigen Blick zu. »Ich habe noch niemals von einem Kem’Taisan gehört«, gestand der Mann. »Und Fürst Balburan hat auch nicht erwähnt, dass er Besuch erwartet.«
Rhelon schnaubte verächtlich und stieß einige Flüche in einer kehligen Sprache aus, die Throndimar noch niemals gehört hatte. »Tölpel! Natürlich wird dein Fürst dir nichts davon berichtet haben! Kem’Taisan liegt zwei Monde östlich von hier. Wie sollte er wissen, dass ich ihn aufsuchen würde?«
»Ihr hättet einen Boten schicken …«, setzte der Krieger an, beschloss aber im letzten Moment, dass ihm eine solche Bemerkung nicht zustand.
Rhelon griff sie dennoch auf und spielte sich weiter auf. »Einen Boten? Einen Boten! Möglicherweise habe ich genau das getan. Und möglicherweise ist der Bote auf dem Weg nach Totenfels verunglückt. Möglicherweise bin ich nicht gewillt, Geleitschutz für einfache Boten abzustellen!« Er machte eine dramatische Pause und legte den Kopf in den Nacken. »Also schön … Anscheinend will man hier keine Geschäfte mit mir machen. Eher werde ich meine Waren per Schiff nach Berenth schaffen, bevor ich mich noch einen Augenblick länger mit dieser Dummheit hier abgebe!« Rhelon drehte sich schwungvoll um, sodass sein grüner Umhang dem Mann ins Gesicht schlug.
Der Krieger bekam den Stoff gerade noch zu fassen und hielt den alten Geschichtenerzähler zurück. »Bitte, geht nicht!«, rief er. »Ich werde Euch zu Fürst Balburan bringen!«
»So weit, so gut«, murmelte Jhenrid leise in Throndimars Ohr. Dann wandte sie sich Rhelon zu, der ein zufriedenes Grinsen im Gesicht trug: »Rhelon Al’Nolehr, was?«
Rhelon zuckte gelassen mit den Schultern. »Ich denke nicht, dass dieser Tölpel sich Gedanken über die auffallende Ähnlichkeit der beiden Namensteile machen wird … oder sich überhaupt dafür interessiert.«
»Und du denkst, die Fürsten werden dir glauben?«
»Spielt das noch eine Rolle?«, gab Rhelon unverwunden zurück. »Ich habe uns in Burg Totenfels gebracht, nun ist Throndimar am Zug.«
*
Barsjk bemühte sich, nicht mit den Zähnen aufeinander zu mahlen.
Diese ganze Versammlung ist eine Falle!
, dachte er unentwegt.
Iphelia spielt mit uns! Aber zu welchem Zweck?
Die Stammesfürstin aus Telphar hatte sie alle hergelockt, sich über ihre Gründe aber bislang ausgeschwiegen. Barsjk war sofort, nachdem er ihren Brief gelesen hatte, aufgebrochen, mit Faeron und den üblichen zwanzig Kriegern. Vor zwei Tagen hatten sie Totenfels erreicht und auf die Ankunft der übrigen Stammesfürsten gewartet. Vor wenigen Stunden war Rekial Delve eingetroffen und die Versammlung konnte beginnen.
Balburan Totenfels hatte den großen Saal der Burg hastig herrichten lassen und für eine Versammlung außerhalb der geplanten Treffen war es mehr als ausreichend. Jeder von ihnen saß auf einem großen Holzstuhl mit einem weichen Strohkissen unter dem Gesäß. Barsjk konnte nicht abstreiten, dass ihm solche Annehmlichkeiten gefielen. Viel zu oft hatte er eine Nacht unter freiem Himmel verbracht, gefroren,
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