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Bluttrinker (German Edition)

Bluttrinker (German Edition)

Titel: Bluttrinker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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meisten interessierten sich für das Tarot und für die Informationen, die
sie daraus bezog.
    Die Karten prophezeiten den Jägern in Dresden einen vollen
Erfolg. Tony bedauerte, dass sie ihr Astrologieprogramm nicht zur Hand hatte.
Aber die Karten machten oft sogar viel genauere Aussagen als die Sterne. Tony
war sicher, dass es keine Verluste geben würde. Die Jäger würden vollzählig von
ihrem Kampf zurückkehren.
    Sie hoffte aufrichtig, dass auch Etienne und sein Anhang im
Verlauf dieses Einsatzes gerettet werden konnten. Die Chancen sahen
vielversprechend aus.
Dennoch gelang es Tony nicht wirklich, die Frauen zu beruhigen. Viele führten
ihren Optimismus darauf zurück, dass Lukas in der Sicherheit des Hauptquartiers
zurückgeblieben war.
Er und Jamal waren die Jüngsten der hier versammelten Jäger. Mit seinen
dreiundsechzig Jahren galt der Niederländer, dessen Mutter aus Ghana stammte,
unter seinesgleichen ebenso als Jungspund wie Lukas. Alle waren sich einig,
dass die beiden keine Chance hatten, es mit den Kriegern der Alten Götter
aufzunehmen und im Hauptquartier besser aufgehoben waren. Daher hatte Johann
Lukas, für die Zeit seiner Abwesenheit, das Kommando über sein Hauptquartier
übertragen, in dem ansonsten nur die Wächter und die Gefährtinnen
zurückblieben. Eine Entscheidung, die Lukas mit gekränktem Ärger und Jamal mit
Fatalismus aufgenommen hatte.
    Tatsächlich bereitete genau diese vorgebliche Sicherheit Tony
Sorgen.
Die Karten verrieten ihr: Die Gegend um Frankfurt war in dieser Nacht erheblich
schlechter bestrahlt, als die Villa in Dresden.
    Es gelang Tony selten, dem Tarot Informationen zu entlocken,
die sie selbst betrafen. Deshalb legte sie die Karten für Lukas  – und
erschrak!
Unerwartete Gefahr, barbarische Gewalt und plötzlichen Tod sagte das Blatt ihm
voraus.
Tony rang ihren Schrecken nieder und versuchte eine andere Legetechnik. Das
Ergebnis veränderte sich dadurch nicht wesentlich. Die Aussage blieb die
Gleiche.
    Immer mit der Ruhe , redete Tony sich zu. Ihr Magen
verkrampfte sich und ihr Kopf summte. Tatsächlich hatte sie noch niemals zuvor
so eindeutige Hinweise von den Karten bekommen – und zugleich noch nie so
negative!
Vielleicht liegt es daran, dass Lukas ein Bluttrinker ist. Vielleicht
funktioniert das Tarot bei ihnen gar nicht , beruhigte sie sich. Sie
konzentrierte ihre Gedanken auf Nora, während sie sorgfältig mischte, und
versuchte es erneut. Sie begann mit einer harmlosen Frage, die sie schon
tausendmal für ihre Freundinnen gestellt hatte: Was würde die bevorstehende
Nacht für Nora bringen?
    Tony stöhnte auf, als die erste Karte, die sie auf dem Tisch
platzierte, der Turm war. An sich stand diese Karte eher für Umwälzungen und
Neubeginn. Aber wenn sie umgekehrt auftauchte, was hier der Fall war, auch für
Gewalt und Zerstörung.
Maike stand grade am Kühlschrank und räumte in den Regalen herum. Auch ein paar
andere Frauen hielten sich in der Küche auf. Sie plauderten angeregt und
niemand außer der Niederländerin hatte Tonys gequälte Reaktion bemerkt.
    Maike nahm zwei Coladosen aus dem Kühlschrank und stellte
eine vor Tony, bevor sie sich neben ihr auf einen Stuhl plumpsen ließ. Die
hochgewachsene, kräftige Frau war die jüngste unter den Gefährtinnen. Obwohl
auch die anderen Frauen sich Tony gegenüber ausgesprochen herzlich gaben, fiel
ihr der Umgang mit Maike am leichtesten.
    „Danke!“ Tony trank die Dose halb leer, bevor sie sich
wieder dem Tarot zuwandte. Ihre Kehle blieb dennoch trocken. Ratlos überblickte
sie die sieben kreuzförmig angeordneten Symbolbilder. Obwohl Tony nie zuvor
eine vergleichbare Konstellation gesehen hatte, war die Aussage erschütternd
klar: Nora würde diese Nacht nicht überleben!
Sie bedeckte das Gesicht mit den Handflächen und rieb Augen und Wangen, bis sie
bemerkte, dass sie eine von Lukas Gewohnheiten nachahmte und unwillig den Kopf
schüttelte.
    „Was ist denn los?“ Maike blickte alarmiert zwischen ihr und
den Karten hin und her.
„Hast du nicht gesehen, dass alles gut ausgeht? - Es wird doch etwas
schiefgehen, in Dresden, nicht wahr?“
    Tony entfernte zwei Karten aus der Konstellation und baute
ein zweites Kreuz neben dem Ersten an. Das Tarot prophezeite Nora keinen
schnellen Tod. Sie würde gefoltert werden.
„In Dresden wird alles gut verlaufen“, erklärte sie ausweichend, während sie
sich suchend im Raum umblickte.
Am gegenüberliegenden Ende des Tisches saß Samantha. Mit drei anderen

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