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Bluttrinker (German Edition)

Bluttrinker (German Edition)

Titel: Bluttrinker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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Insellösung, aus Datenschutzgründen. – Da
fällt mir ein, hier muss noch irgendwo mein Notebook rumliegen. So ein
verdammter Gardist hat es mir abgenommen, als ich ging. Wenn er fair war, hat
er es in mein Quartier gebracht.“
     
    Tony zählte die Abzweigungen des Korridors und bog in einen
schmaleren Seitengang. Die schummrige Beleuchtung verursachte eine unheimliche
Atmosphäre. Das Licht war nicht für menschliche Augen ausgelegt. Dennoch fand
sie die zweite Tür auf der linken Seite und war erleichtert, als der Knauf sich
widerstandslos drehen ließ und die Tür aufsprang.
Sie sah sich um. Nur eine kahle Glühbirne unter der Decke verbreitete trübe
Helligkeit.
Der Raum, in dem Lukas als Anwärter untergebracht war, wies eine karge
Ausstattung auf. Ein mit militärischer Sorgfalt gemachtes Bett, ein schmaler
Schrank, ein Schreibtisch mit einem altmodischen Drehstuhl davor.
Sie öffnete den Spind und fand, außer zwei Paar Sportsocken, nur gähnende Leere
vor. Eine Schiebetür neben dem Schreibtisch führte in ein Badezimmer, das keine
Toilette enthielt. Das gehörte, wie die schwache Beleuchtung, zu jenen Details,
die klarstellten, dass diese Räumlichkeiten nicht für Menschen vorgesehen
waren.
    Auch der Schreibtisch war weitgehend leer.
Tony zog alle Schubladen auf und wollte schon aufgeben, als sie bemerkte, dass
sich die Tischplatte hochklappen ließ. In dem geräumigen Fach darunter lag
Lukas schwarze Notebook-Tasche.
    Sie packte das Gerät aus und prüfte den Akku. Dunkel erinnerte
sie sich, wie Lukas erwähnte, die Jäger hätten im gesamten Hauptquartier W-Lan
eingerichtet. Man konnte mit einem entsprechenden Computer überall ins Internet
gehen.
    Tony kam zu Bewusstsein, wie lange sie bereits keinerlei
Kontakt zu ihren Freunden und ihrer Familie hatte. Die Feiertage waren vorbei,
und sie hatte ihre Eltern nicht einmal angerufen! Die zweifellos eingegangen
E-Mails ihrer Freundinnen waren unbeantwortet geblieben.
    Zu telefonieren wagte sie nicht. Sie sah sich außerstande,
auf die unausweichlichen Fragen, wie sie Weihnachten verbracht hatte,
vernünftig klingende Antworten zu liefern. Aber sie konnte wenigstens eine
E-Mail an ihre Nichte schreiben und ihrer Familie ausrichten lassen, dass es
ihr gut ging. Und sie würde auch kurze Nachrichten an ihre Freundinnen
verfassen. Vorausgesetzt natürlich, sie schaffte es, sich in ihr E-Mail-Konto
einzuwählen. Sie wusste, dass es möglich war, hatte aber noch nie versucht, von
einem fremden Computer aus ihre Mails abzurufen. Also öffnete sie den Browser
und fand sich in Lukas E-Mail Account wieder. Eine lange Reihe ungeöffneter
Mails erschien auf dem Bildschirm und automatisch wurde die erste Nachricht
angezeigt.
Tony hatte nicht vor, in Lukas Post herumzustöbern. Doch während sie
herumklickte, in dem Versuch, an ihre eigenen Mails heranzukommen, wurden ihre
Augen von dem Text förmlich angezogen.
     
    Hi Lukas,
hör mal, tut mir echt leid. Aber ich war das, der deine Notizen abgegriffen
hat. Hast du dir vielleicht schon gedacht, was?
War einfach neugierig - und sauer.
Aber ich bin jetzt echt froh, dass ich das gemacht hab. Und das wirst du auch
noch sein.
Melde dich so schnell wie möglich bei mir! Wirst dich wundern.
    Sergej
     
    Lukas hatte ein paar Mal einen Sergej erwähnt. Unruhig
rutschte Tony auf dem unbequemen Stuhl herum. Es gab noch eine ganze Reihe
weitere Nachrichten vom gleichen Absender. Würde Lukas wütend sein, wenn sie
sie las?
Sie klickte kurz entschlossen auf die nächste Mail.
     
    Hallo Lukas,
ich hoffe nur, du liest diese Mail. Melde dich! Es ist verdammt wichtig!
Mein Vater ist mit deinen Notizen zu seinem Boss gegangen. Der hat versucht
Johann zu kontaktieren, aber es heißt, er wäre vom Rat abgesetzt worden.
Ich war erst ganz schön sauer, als ich mitgekriegt habe, dass du der Sohn vom
Boss bist. Aber jetzt hoffen alle hier, dass ich über dich Kontakt zu Johann
oder Jeremias herstellen kann.
Melde dich bei mir! Es ist verdammt wichtig!
    Sergej
     
    Und die Nächste:
     
    Lukas, verdammt, wenn du kannst, melde dich!
Ist ganz schön übel, was der Rat hier verbreitet.
Mein Alter sagt, das ist alles Schwachsinn, und dass Jäger gar keinen Verrat
begehen können. Ich schätze, er muss es wissen. Jedenfalls glaubt hier keiner,
was der Rat so von sich gibt.
Ich soll aufpassen, dass ich nicht zu deutlich werde, sonst würde ich dir ja
gleich schreiben, um was es geht.
Wir brauchen dringend Kontakt zu Johann oder zu Jeremias!
Sie

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