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Bluttrinker (German Edition)

Bluttrinker (German Edition)

Titel: Bluttrinker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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ringen. Er konnte, wollte nicht begreifen, was in seinem Freund
vorging. Alkohol bot schon lange keine akzeptable Erklärung mehr. Es musste
doch möglich sein, Ricardo zur Vernunft zu bringen!
    „Tu das nicht. Hör mir zu. Wir sind Freunde, das weißt du
doch.“
Er näherte sich dem Spanier langsam und vorsichtig, angemessen, um ein wütendes
Raubtier zu beschwichtigen.
„Du musst damit aufhören!“
    Ricardo brach in schallendes Gelächter aus. Ein bösartiges
Geräusch, ohne eine Spur von Humor.
„Du solltest Dich hören, Kleiner. Ich sag Dir was, mein Freund : Du hast
keine Ahnung, von gar nichts!“
Speichelflocken flogen aus seinem Mund, während er die Worte zwischen in
maximaler Länge ausgefahrenen Fängen hervor spie.
Jan stand neben der Tür, als wartete er auf eine günstige Gelegenheit, die
Flucht zu ergreifen. Ein Blick aus Ricardos blutunterlaufenen Augen ließ ihn
innehalten, wie zur Salzsäule erstarrt.
Was in Peter vorging, war unmöglich von seinem verzerrten Gesicht abzulesen.
Die Spitzen seiner Fangzähne blitzen unter seiner Oberlippe auf.
    „Ricardo!“, beschwor er seinen Freund. „Du bist kein Idiot.
Du weißt, dass es Scheiße ist, was du da machst. Nimm wenigstens die Mädchen
unter Hypnose. Oder lass es mich tun.“
    „Du bist der Idiot!“ Ricardos Stimme war jetzt leise,
drohend und kalt. „Ich verrate Dir ein Geheimnis, Kleiner: Wir brauchen diese
ganzen beschissenen Gesetze nicht. Wir können mit diesen armseligen Kreaturen
machen, was wir wollen. Wir können alles aus ihren Köpfen wieder rausholen.
Wenn wir mit ihnen fertig sind, und sie leben noch, lassen wir sie glauben,
dass sie auf einer netten kleinen Party waren. Und wenn nicht, wen juckt das
überhaupt? Es gibt keinen Grund für dieses Versteckspiel, dass der Rat und die
Jäger uns aufzwingen.
Wach auf, Kleiner! Uns hat die Natur dazu ausersehen, die Herren dieser Welt zu
sein. Wir sind die Spitze der Nahrungskette. Stattdessen verstecken wir uns vor
unserem eigenen Futter.“
Er trat einen Schritt zur Seite, als wollte er Lukas den Weg zu dem Mädchen
freigeben, das auf der Matratze lag. Sie war völlig reglos. Äußerlich verriet
nur das Grauen in ihren Augen, dass sie jedes Wort verstand. Die Kontrolle, die
Ricardo über ihren Körper ausübte, war so umfassend, dass sie nicht einmal
weinen konnte.
„Sieh sie dir an! Das da soll in der Lage sein, unsere Art zu bedrohen? Das ist
lächerlich. Probier es aus. Wenn du dich traust.“
    Viel zu spät begriff Lukas, dass er sich etwas vorgemacht
hatte. Sein Freund war weit über den Punkt hinaus, an dem gutes Zureden ihn
hätte umstimmen können.
Unwillkürlich trat er einen Schritt zurück. Wie lange würde es dauern, bis
Ricardo aufging, dass er zu viel preisgegeben hatte? Ausgerechnet dem Sohn des
Jägers. Das war kein Spiel mehr, es war blutiger Ernst. Ricardo hatte sich
außerhalb der Gesetze gestellt.
    Lukas konnte Ricardo nicht besiegen. Zu dieser Erkenntnis
wäre die vorangegangene Machtprobe nicht nötig gewesen. Hinzu kam der nackte
Wahnsinn, der jetzt aus den Augen des Freundes sprach.
Ricardo war fähig und willens zu töten.
Lautlos verfluchte Lukas Etienne, der sich aus dem Staub gemacht hatte.
Möglicherweise hätten sie zu dritt eine Chance. Aber Peter und Jan erweckten
nicht den Eindruck, als wollten sie ausgerechnet diesen Augenblick wählen, um
sich gegen Ricardo aufzulehnen.
    In einer Hinsicht musste Lukas Ricardo recht geben: Er war
wirklich ein Idiot. Er hätte verschwinden und sofort Hilfe anfordern sollen.
Die Anzeichen der Blutgier standen seinem Freund deutlich im Gesicht.
War Ricardo noch klar genug im Kopf, um zu realisieren, dass Lukas die erste
Gelegenheit nutzen würde - nutzen musste - um die Jäger zu alarmieren?
    Johanns Hauptquartier lag zu weit entfernt, um effektiv
einzugreifen. Aber es gab in jeder größeren Stadt Beauftragte seines Vaters,
die über eine Notrufnummer erreicht werden konnten. Was hatte er eigentlich,
nach dem Gespräch mit Etienne, mit seinem Handy angestellt? Unwillkürlich
tastete er nach seiner Hosentasche.
    Ricardo stieß zu wie eine gereizte Viper. Er packte Lukas
Arm, entwand ihm das Telefon und warf es Peter zu.
„Weg mit dem Ding!“ befahl er und Peter rannte zum Fenster, riss es auf und
schleuderte das Gerät hinaus in die Dunkelheit.
    Lukas verlor keine Zeit. Er riss sich los und stürmte aus
dem Zimmer. In jener rasenden, für das Auge Sterblicher nicht wahrnehmbaren
Geschwindigkeit, die nur Bluttrinkern

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