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Bluttrinker (German Edition)

Bluttrinker (German Edition)

Titel: Bluttrinker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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unvorschriftsmäßiges
Verhalten im Umgang mit dem Gefangenen einstecken musste, während Matthias ihn
selbst für seinen ersten Außeneinsatz mit Lob überschüttete, schien er nicht
mehr mit Lukas sprechen zu wollen. Stattdessen fühlte er sich von dem
gekränkten jungen Mann argwöhnisch beobachtet.
„Bitte glaube nicht, ich wüsste die Ehre nicht zu schätzen ...“
Jeremias winkte ab. „Ich hoffe, die junge Frau bald kennenzulernen, die es
geschafft hat, die Prioritäten meines besten Schülers derart umzukrempeln.“
    Durch die offenstehenden Doppeltüren des Konferenzraumes
erblickte Lukas eine Handvoll Bluttrinker, die er bisher nur von Bildern
kannte. Die Bedeutung dieses Falles musste noch größer sein, als er vermutete,
wenn die führenden Mitglieder des Rates sich persönlich darum kümmerten.
Johann entschuldigte sich bei seinen prominenten Besuchern, um Jeremias und
seine Leute zu begrüßen. Lukas fühlte sich fehl am Platz. Aber er wollte nicht
gehen, ohne sich von Jeremias zu verabschieden. Sein Vater kam ihm zuvor.
„Du führst Protokoll“, befahl Johann knapp.
Zweifellos sollte er dankbar sein, über die Gelegenheit, an dieser Sitzung
teilzunehmen. Irgendwie brachte er nicht die rechte Begeisterung auf. Die
Stimmung roch nach Anspannung und Misstrauen. Er besorgte sich grade
Schreibmaterial, als die niederländischen Jäger eintrafen.
    Ihr Anführer, Arne Jager, war als besonderes Talent für
sensible Fälle bekannt. Er wurde oft hinzugezogen, wenn es darum ging,
geisteskranke oder traumatisierte Sterbliche hypnotisch zu kontrollieren. Die
meisten Bluttrinker taten sich damit schwer. Lukas kannte ihn von einigen
Vorträgen und Seminaren.
    Schließlich hatten alle an dem riesigen Konferenztisch Platz
gefunden. Lukas Vater begrüßte die Anwesenden. Der Prominenteste unter ihnen,
der Ratsvorsitzende Antonius Enrique, galt als einer der ältesten Bluttrinker
in Europa. Soweit Lukas wusste, war nur Jeremias noch älter.
    „Uns allen ist die Schwierigkeit der Situation bewusst. Es
geht nicht allein darum, dass Ludwig Breitner die Gesetze gebrochen hat und
bestraft werden muss. Es genügt nicht, die Hinweise auf sein Handeln aus der
Wahrnehmung der Sterblichen zu tilgen.
Die Problematik, die uns hier zusammenführt, ist grundsätzlicherer Natur. Die
Frage lautet: Wie soll mit Bluttrinkern wie Breitner generell verfahren
werden?“
    Jeremias ergriff das Wort.
„Breitner hat mehrfach und in der abscheulichsten Weise minderjährige
Sterbliche gefoltert und getötet. Deshalb fordere ich im Namen meiner Leute die
Todesstrafe, wie jeder Abtrünnige sie zu erwarten hat.“
Allgemeine Zustimmung unter den Jägern erfüllte den Raum.
Ein rotblonder, schlanker Mann, der vor einem dicken, in Leder gebundenen Buch
saß, übernahm es, ihm zu antworten.
„Wir alle würden uns wünschen, dass es so einfach wäre. Der gesamte Rat hat die
letzten Tage damit verbracht, die Gesetzestexte zu studieren. Das Ergebnis
bleibt dasselbe. Um Breitner als Abtrünnigen einzustufen, fehlt ein ganz
wesentlicher Faktor. Dieser Mann weist keinerlei Symptome auf, die
normalerweise mit dem Wahnsinn der Blutgier einhergehen. Er ist absolut in der
Lage, sich zu nähren, ohne seinen Wirt zu verletzen. Auch wenn die Herren Jäger
das nicht gerne hören: Breitner ist resozialisierbar!“
„Die Resozialisierbarkeit eines Täters ist nicht von den Texten in deinen
Büchern abhängig, Marius“, setzte Johann ihm kühl entgegen.
„Der entscheidende Faktor für eine erfolgreiche wieder Eingliederung liegt in
der Einsicht des Täters,“ pflichtete Arne bei. „Du hast es selbst angedeutet.
Breitner tötet nicht aus dem Wahnsinn heraus. Im Gegenteil. Er weiß genau, was
er tut.“
Marius hielt dem Blick des Niederländers ungerührt stand. „Wir haben es mit
einem Präzedenzfall zu tun. Darum sind wir hier.“
„Nicht ganz“, schränkte Johann ein.
Aller Augen richteten sich auf Jeremias, der vorgab, die plötzliche
Aufmerksamkeit nicht zu bemerken. Antonius schüttelte missbilligend den Kopf.
„Ich halte es nicht für weise, Johann, in dieser Situation ausgerechnet einen
Jahrhunderte zurückliegenden Fall von Selbstjustiz auszugraben. Wir leben nicht
mehr im Mittelalter, als die Angehörigen deines Standes nur ihrem Gewissen
verantwortlich waren. Ich muss dich warnen, in diese Richtung weiterzudenken!“
Johann ließ ein kurzes, bellendes Lachen vernehmen. „Sogar einem Jäger steht es
frei, zu denken, was immer er möchte. Wir

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