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Bluttrinker (German Edition)

Bluttrinker (German Edition)

Titel: Bluttrinker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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Seite, damit Johann an ihm vorbei gehen konnte.
Dass Lukas ihm den Weg zum Objekt seiner Begierde verstellte, genügte in ihrer
beider Zustand, um unsinnige Aggressionen heraufzubeschwören. Es brachte ihre
Raubtiernatur zum Vorschein.
Als Johann seine Frau in die Arme schloss, ließ seine gereizte Anspannung nach.
Er begrüßte Tony mit gewohnter Freundlichkeit, vermied es jedoch, die Geliebte
seines Sohnes zu berühren, wie er es in unbefangeneren Augenblicken getan
hatte.
    Mit Tony im Arm folgte Lukas seinen Eltern zu Johanns Büro.
Er erinnerte sich später kaum, wie er in das Gästezimmer gelangt war. Alles was
ihn noch interessierte, war Tonys weicher, warmer, duftender Körper und die
maßlose Erleichterung, sich mit ihr in einer ungestörten Umgebung
wiederzufinden.
     
    Lukas hatte es sich im Büro seines Vaters an dessen
Schreibtisch bequem gemacht. Aus dem Gedächtnis tippte er auf Johanns PC das
Protokoll der Sitzung. Gegen vierzehn Uhr, kurz nachdem Tony erschöpft
eingeschlafen war, fiel ihm siedend heiß ein, dass er am Morgen seine Notizen
im Konferenzraum hatte liegen lassen.
Er machte sich auf den Weg um sie zu holen, doch der Notizblock war
verschwunden. Er erinnerte sich hinreichend an die maßgeblichen Inhalte der
Besprechung, aber wer konnte seine Notizen genommen haben? Und warum?
    Die Tür zu dem größeren Schlafzimmer öffnete sich. Nora trug
ein hauchzartes Negligé aus beigefarbener Spitze. Ihr dichtes, blondes Haar
fiel in großzügigen Locken bis zu den Hüften herab.
    „Guten Morgen, mein Lieber!“
Sie kam zum Schreibtisch und küsste ihren Sohn auf die Wange. Dann unterzog sie
seine ausgefransten Jeans, das offenstehende schwarze Baumwollhemd und seine
nackten Füße einer genauen Inspektion.
„Du machst Dich großartig hinter diesem Schreibtisch.“
Lukas grinste. „Ist er wach?“
„Geh nur rein.“ Nora verschwand durch die Tür zum Badezimmer.
    Lukas fand im E-Mail-Verteiler die Adresse von Christopher
und verschickte sein Protokoll mit der Bitte um Prüfung. Er schaltete den
Computer aus und ging ins Schlafzimmer seines Vaters.
Im schwachen Licht einer Nachttischlampe lag Johann ausgestreckt auf dem
Rücken. Wie er es von Zuhause gewohnt war, ließ Lukas sich auf dem Fußende des
Bettes nieder. Er wartete geduldig, bis sein Vater den Arm, mit dem er seine
Augen bedeckte, hob und ihn zur Kenntnis nahm.
„Was hat dich denn aus dem Bett getrieben?“
„Ich hab deinen Computer benutzt, um das Protokoll zu schreiben.“
„Ich hätte nicht gedacht, dass ich das Mal zu dir sage. Aber man kann auch
Pflichtbewusstsein übertreiben.“
„Ich hab heute Morgen meine Notizen liegen lassen. Nicht, dass ich sie
gebraucht hätte. Ich finde es nur merkwürdig, dass sie verschwunden sind.“
    Johann stopfte sich ein Kissen in den Nacken und musterte
seinen Sohn erstaunt.
„Du hast Deine Notizen auf dem Tisch im Konferenzraum liegen lassen?“
Lukas nickte.
„Niemand würde da etwas wegnehmen. Du kannst Elmer fragen, ob er aufgeräumt
hat. Obwohl ich kaum glaube, dass er das heute Morgen noch gemacht hätte.“
„Daran habe ich auch gedacht. Der Papierkorb ist nicht geleert worden und es
lagen noch ein paar andere Zettel herum. Nur mein Notizblock ist weg. Ich würde
mir gar keine Gedanken darüber machen. Es ist nur so: Ich hab nicht nur
aufgeschrieben, was besprochen wurde.“
Johann blickte ihn fragend an.
„Ich habe mir auch ein paar Notizen gemacht, über Dinge, die mir so durch den
Kopf gingen - und die ich ganz sicher nicht in einem Protokoll für die
Ratsmitglieder erwähnt hätte.“
Sein Vater dachte einen Moment nach.
„Ich würde sagen, damit kannst du eine Karriere im Umfeld des Rates endgültig
vergessen. Falls du irgendwelche lästerlichen Bemerkungen über Marius oder
Antonius aufgeschrieben hast, jedenfalls. Ich kann mir nicht denken, wer sonst
deine Notizen genommen haben sollte, als irgendein Ratsmitarbeiter.“
„Eigentlich“, antwortete Lukas, „habe ich weniger über den Rat gelästert, als
über eine Sache nachgedacht, die mich an dieser Besprechung irritiert hat.“
„Nur eine?“
„Ich verstehe schon, dass es wichtig ist, was mit Breitner geschieht. Aber als
ich die Ratsmänner sah, dachte ich, es ginge um die Herkunft seiner Opfer.“
Johanns Züge verhärteten sich.
„Diese Geschichte mit Breitner ist nicht das Einzige, was in den letzten
Monaten auf Aktivitäten von Menschenhändlern hinweist. Es ist nur das
Scheußlichste, was bisher geschehen ist.

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