Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bluttrinker (German Edition)

Bluttrinker (German Edition)

Titel: Bluttrinker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
Vom Netzwerk:
sich hinter Peter postiert
hatte.
Lukas Arme waren so angespannt, dass sie unter dem Griff des Freundes
zitterten. Sein Zorn glich einem wütenden Tier, das sich nicht so schnell
wieder an die Kette legen lassen wollte.
„Peter hat verstanden, was du ihm sagen willst. Du kannst ihn jetzt loslassen.“
    Alle im Raum starrten Lukas an. Er wusste nicht, ob die
anderen mitbekommen hatten, was Peter getan hatte. Was sie auf jeden Fall nicht
wissen konnten, war, welch intensive Qual ihn zu dieser Reaktion veranlasst
hatte. Er achtete penibel darauf, dass niemand von seiner Schwäche erfuhr.
Schwäche, welcher Art auch immer, gehörte nicht zu den Dingen, die man sich in
einer Gruppe heranwachsender Bluttrinker leisten konnte.
Irgendwie gelang es ihm, seine Hände zu zwingen, sich zu öffnen. Die Sehnen und
Muskeln gehorchten widerwillig.
    Peter klappte auf der Matratze zusammen. Flüchtig bemerkte
Lukas, wie Jan hinzukam und sich über die reglose Frau beugte. Marek warf einen
Blick auf Peters Hals, auf dem sich Lukas Finger als bläuliche Flecke
abzeichneten.
„Mann o Mann“, murmelte der Tscheche.
    Etienne musterte Lukas forschend. Beschämt erkannte er die
Besorgnis in den dunklen Augen des Franzosen.
„Besser?“, fragte Etienne so leise, dass nur Lukas es hörte. Der brachte nur
ein stummes Nicken zuwege und wich dem Blick des Freundes aus. Tief atmend
konzentrierte er sich darauf, eine aufrechte Haltung zu wahren.
Es ging nicht darum, Peters kleine Foltersession zu beenden. Das würde er
jederzeit wieder tun, keine Frage. Aber er hatte gänzlich die Beherrschung
verloren.
Steif drehte Lukas sich um, sammelte seine Kleidung ein und verließ den Raum.

05
    Sein Rückzug war nicht die beste Lösung, das war Lukas
bewusst. Er hätte bleiben und so tun müssen, als wäre nichts geschehen. Aber er
fühlte sich außerstande, all den neugierigen, zweifelnden oder auch belustigten
Augenpaaren die Stirn zu bieten.
Der Gesichtsverlust würde keine wirklichen Folgen haben. Dies war die letzte
Nacht, die er mit seinen Kameraden verbrachte. Ob er einem der Jungs noch mal
begegnete, musste die Zukunft zeigen. Er lehnte sich im Flur gegen die vergilbte
Wand und wartete, bis sein Puls und Atem sich beruhigten.
     
    Er wusste nicht, wie lange er vor sich hin gebrütet hatte.
Die Tür zum Wohnzimmer öffnete sich erneut und Etienne, nur mit seiner
schwarzen Jeans bekleidet, hielt sich einen Moment am Türrahmen fest. Ohne
Lukas zu beachten, eilte er in das schimmelige Badezimmer am Ende des Flurs.
Gleich darauf plätscherte Wasser.
    Üblicherweise gebot die Höflichkeit, sich von einem
Artgenossen fernzuhalten, der sich nicht wohlfühlte. Bluttrinker machten solche
Dinge lieber mit sich selbst aus. Andererseits hatte Etienne mehr mitbekommen,
als Lukas jemals irgendjemanden sehen lassen wollte.
    Als Lukas eintrat, steckte Etiennes Kopf unter dem rostigen
Hahn der Badewanne. Kaltes Wasser lief über seinen Schädel.
„Scheiße“, er richtete sich auf und schüttelte sich wie ein Hund. „Was hat der
Penner denen bloß eingeflößt?“
Wassertropfen perlten seinen Hals hinab in seinen Kragen.
    Lukas reckte wortlos das Kinn in Richtung des verdreckten
Waschbeckens. Darunter türmten sich leere Schnapsflaschen. Peter musste Sie
hier abgeladen haben.
    Etienne warf einen kurzen Blick auf das Flaschenlager.
„Das haben die nicht wirklich alles gesoffen, oder?“
„Ich fürchte schon.“
„Geht doch gleich besser, wenn man weiß, wovon einem schlecht ist. - Was hast
du eigentlich für ein Problem?“
Lukas schüttelte den Kopf. „Ich brauche nur frische Luft.“
Etienne nickte. Unnötig auszusprechen, dass er dem Freund kein Wort glaubte.
„Wär nicht gut für dein Image als künftiger Gesetzeshüter, wenn du die letzten
Stunden, die wir zusammen rumhängen, mit Peters Arsch den Boden aufwischst.
Nicht, dass ich persönlich was dagegen hätte.“
Lukas gab ein Schnauben von sich. Etienne wusste natürlich um die Erwartungen,
die Lukas Umgebung in seine Zukunft setzte. Ihre Lehrer, allen voran Jeremias
Hunter, hatten dafür gesorgt. Dass sein Schulleiter zugleich der Vorgesetzte
seines Vaters war, machte die Sache auch nicht einfacher.
    Etienne zog ein Päckchen Tabak aus der Hosentasche.
„Hast du´s dir überlegt?“
Er knibbelte von einem kastaniengroßen, weißlichen Brocken ein paar Krümel ab
und streute sie in den Tabak, bevor er das Blatt aufrollte und zuklebte. Er
hielt Lukas den Joint unter die Nase.
Der lehnte mit

Weitere Kostenlose Bücher