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Bluttrinker (German Edition)

Bluttrinker (German Edition)

Titel: Bluttrinker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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schiefem Grinsen ab.
„Hast schon recht“, nuschelte Etienne, mit der Kippe im Mund, während er ein
Streichholz anriss. „Den Körper immer sauber halten. Wenigstens können wir an
dem Zeug nicht eingehen.“
    Lukas verzog das Gesicht. Er war sich da nicht so sicher.
Nachdem im vorigen Jahr der Klub, den Etiennes Onkel in Paris betrieben hatte,
ausbrannte, verriet Johann ihm, das Feuer sei von der darüber liegenden
Privatwohnung ausgegangen. Dort war der alte François, wahrscheinlich
stockbesoffen, mit einer Zigarette eingeschlafen – und bei der Gelegenheit
gleich mit verbrannt. So jedenfalls lautete das offizielle
Untersuchungsergebnis der französischen Jäger.
    Etienne ließ sich auf dem Toilettendeckel nieder, lehnte den
Rücken gegen den Spülkasten und hob die Füße auf den Rand der Badewanne. Lukas
beobachtete mit einer gewissen Faszination, wie er den Rauch tief in seine
Lunge sog.
„Also, was ist?“
Mit sinkendem Adrenalinspiegel fühlte Lukas sich erschöpft. Er setzte sich auf
den Rand der Badewanne.
„Ich weiß nicht, ob ich damit klarkomme. Du hast ja mitgekriegt, wie mir die Galle
überläuft, wenn ich so was sehe.“
Etienne runzelte die Stirn. „Die meisten von uns sind Schweine. Aber wenn ein
Kerl sich in meinem Klub so aufführen würde wie Peter eben, dann würde ich ihn
hochkant rausschmeißen. Das ist Scheiße für die Angestellten. François hat
immer gesagt, wenn die Mädels sich nicht wohlfühlen, ist das schlecht fürs
Geschäft.“
„Ich sag ja nicht, dass mir die Idee nicht gefällt. Jedenfalls besser, als in
Johanns Fußstapfen rum zu stolpern. Das ist deine Welt. Ich weiß nicht, wie ich
da reinpasse.“
    Etienne verzog keine Miene, doch Lukas fühlte sich von den
dunkeln Augen des Freundes durchleuchtet. Nicht, dass Etienne fähig gewesen
wäre, seine Gedanken zu lesen. Die in Gesellschaft von Artgenossen unter
Verschluss zu halten, war das Erste, was Bluttrinker lernten. Etienne war ein
aufmerksamer Beobachter.
„Ich will dich nicht nerven. Denk einfach noch mal drüber nach.
Ist schon ´n komisches Gefühl, was? Dass das jetzt alles vorbei ist. Ich
schätze, du wirst das Rudel nicht sonderlich vermissen.“
Lukas lachte. „Nein. Eher nicht.“
    Bluttrinker taten sich generell schwer damit, in größeren
Gruppen zusammenzuleben. In der Burg, dem Internat, in dem Lukas und seine
Freunde die vergangenen fünf Jahre verbracht hatten, lebten meist an die fünfzig
Heranwachsende unter einem Dach. Um zu vermeiden, dass sie einander ständig an
die Kehlen gingen, war eine strikte Rangordnung unerlässlich. Natürlich musste
diese Ordnung erst festgelegt werden. Aber wenn die Kämpfe ausgefochten waren,
kehrte relative Ruhe ein. Die jungen Bluttrinker konnten sich aufs Lernen
konzentrieren und einigermaßen zivilisiert miteinander umgehen.
Es funktionierte, so zu leben - irgendwie. Doch die Wenigen, denen das Leben im
Rudel Spaß machte, waren Lukas Ansicht nach nicht ganz richtig im Kopf.
    Dabei hatte er Glück gehabt. Bevor sein Vater ihn nach
England schickte, brachte er ihm eine Reihe sehr nützlicher Griffe und Tritte
bei. Er hatte es vor allem diesem Training zu verdanken, dass es ihm auf Anhieb
gelang, den zweiten Platz in der Rangordnung seines Jahrgangs einzunehmen – und
in den folgenden Jahren zu halten.
    Etienne erging es wesentlich schlechter. Er musste zu Anfang
eine Menge Prügel einsteckten, bis er nach den Ferien zurückkam und innerhalb
weniger Tage ihre Gruppe von hinten aufrollte. Ein Kumpel seines Onkels hatte
ihm ein paar Rausschmeißertricks beigebracht, wie er sich ausdrückte.
     
    Im Hintergrund war das Jaulen eines ausufernden
Gitarrensolos zu hören. Joshuas zusammengestückelte Musikanlage klang etwas
schräg, produzierte aber einen Höllenlärm.
Plötzlich erstarrten die beiden Bluttrinker, lauschten angestrengt. Wütende
Gesprächsfetzen übertönten den Krach. Lukas erkannte Ricardos Stimme. Etienne
stand auf und schnippte den qualmenden Rest seines Joints in die Wanne. Lukas
verließ das Bad als Erster.
Die leisere Stimme gehörte Jan. Er war Ricardo hoffnungslos unterlegen, wenn es
zu einer Auseinandersetzung kam. Außerdem würde es Lukas nicht überraschen,
wenn der Spanier inzwischen sternhagelvoll wäre.
     
    „Ist mir egal, ob deine Nutten ihren Spaß haben. Aber
mitkriegen sollen sie es gefälligst, wenn ich mir die Mühe mache, sie zu
ficken.“
Auf der Matratze zwischen Ricardo und Jan lag Elli. An ihrer Bluse fehlten ein
paar Knöpfe,

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