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Bluttrinker (German Edition)

Bluttrinker (German Edition)

Titel: Bluttrinker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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Sowohl Arne als auch ich haben uns mit
diesem Verdacht mehrfach an den Rat gewandt. Allerdings ohne Erfolg.“
„Was heißt das, ohne Erfolg?“
„Der Rat hält unsere Verdachtsmomente nicht für ausreichend, um im größeren
Maßstab aktiv zu werden. Man besteht darauf, die Fälle als Einzelereignisse zu
behandeln. Wir, die Anführer der Landesgruppen, haben schon vor dem Fall
Breitner beschlossen, in Eigenregie zu ermitteln. Deshalb haben wir Jäger
dieses Thema nicht auf den Tisch gebracht.
Aber du hast das vollkommen richtig erkannt, Lukas. Dass der Rat diesen
Zusammenhang ignoriert ist bedenklich. Ich bekomme langsam ein ziemlich mieses
Gefühl bei der Sache.“
Johann schüttelte den Kopf, als könnte er so das schlechte Gefühl loswerden.
„Aber wir können immer nur einen Schritt nach dem anderen tun, und bevor es
dunkel wird, nicht einmal das. Es ist erst halb drei. Sieh zu, dass du wieder
ins Bett kommst.“
Lukas stand gehorsam auf und ging zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um.
„War es deine oder Noras Idee, Tony herzubringen?“
Johann grunzte unbestimmt.
„Ist es nicht so, dass nur blutsverbundene Gefährtinnen das Hauptquartier
betreten dürfen?“
„Sagen wir mal, deine Mutter und ich hoffen, dass du eure Beziehung irgendwann
legalisieren wirst. Und jetzt verschwinde und vögel dein Mädchen!“
Lukas lachte, als er die Tür hinter sich schloss.

28
    Tony lief aufgebracht in der Küche der Penthousewohnung in
Klarenberg umher, das Handy fest an ihr Ohr gepresst. Gelegentlich setzte sie
zum Sprechen an, brachte es aber nie auf einen vollständigen Satz, bevor sie
vom anderen Ende der Leitung unterbrochen wurde.
    Lukas beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Tonys Miene
immer wütender und verschlossener wurde, während er vorgab, sich auf sein
Notebook zu konzentrieren.
Ihm war klar, dass Tony mit ihrer Mutter telefonierte. Diese Anrufe kamen
mittlerweile an den Wochenenden mehrmals täglich. Lukas begann zu verstehen,
was Tony dazu brachte zu behaupten, ihre Mutter riefe nur an, um ihr das Leben
schwer zu machen.
    Margarethe Lemberg wusste, dass Tonys neuer Freund nur samstags und sonntags zu Hause war. Und ihr war offenbar aufgefallen, dass
Tony tagsüber oft verschlafen klang, wenn sie das Telefon abnahm. Zunächst
hatte Lukas sich über den Gedanken amüsiert, Tonys Mutter habe sich
vorgenommen, ihnen gemütliche Wochenenden im Bett zu verderben. Inzwischen war
ihm klar geworden, dass das Problem tiefer ging.
    Tony wollte nicht darüber reden, was ihre Mutter zur Sprache
brachte, aber er spürte das Ergebnis. Diese Frau schaffte es tatsächlich, ihnen
die Stimmung zu ruinieren. In letzter Zeit neigte Tony dazu zusammenzuzucken,
sobald ihr Handy klingelte.
    Endlich legte sie auf. Es war noch schlimmer als sonst.
Einen Augenblick umklammerte sie ihr Telefon, als wollte sie es an die Wand
werfen. Doch sie besann sich und legte es betont sorgfältig auf der
Frühstückstheke ab.
    Lukas bemühte sich um einen neutralen Tonfall.
„War das deine Mutter?“
Tony nickte und schluckte.
„So geht das nicht weiter. Wir müssen irgendeinen Weg finden, damit deine
Eltern Ruhe geben.“
Sie schüttelte den Kopf und sah aus dem Fenster, um die Tränen zu verbergen,
die sie nicht unterdrücken konnte. Lukas stellte seinen Computer auf dem
Couchtisch ab und trat hinter sie, so nahe, dass er sie berührte. Sanft
massierte er ihre verspannten Schultern.
    Eine Weile blickten sie gemeinsam auf die dunkle Straße
hinunter. Den Tag über hatten Arbeiter Lichterketten und beleuchtete Sterne
installiert. Weiter vorne, wo die Straße auf den Marktplatz mündete, wurden
noch immer Buden und ein Kinderkarussell aufgebaut. Es blieben nur noch wenige
Wochen bis Weihnachten. Morgen sollte auf diesem Platz der Klarenberger
Weihnachtsmarkt eröffnen.
    „Meine Mutter wird nie Ruhe geben. Sie hat das früher schon
gemacht. Als ich anfing zu studieren. Das hat meinen Eltern auch nicht gepasst.
Aber sie sind sowieso der Meinung, dass eine Ausbildung an mich völlig
verschwendet ist, egal was ich tue. Das hier ist schlimmer. Mein Vater glaubt
bestimmen zu können, wen er in unsere Familie aufnimmt . Als wäre er
irgendein Patriarch, von was weiß ich wann. Und meine Mutter überlegt beim
Pfarrer Rat zu holen, weil ich in Sünde lebe. - Nein, lach nicht! Das hat sie
tatsächlich gesagt! Wenn meine Mutter die Religionskarte zieht, ist das der
letzte Versuch, bevor es wirklich eklig wird! Du weißt nicht, wie das

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