Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutvertrag

Blutvertrag

Titel: Blutvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
Nun sang sie »I Only Have Eyes for You«.
    Einen Moment lang blieb Krait stehen und genoss den Klang.

50
    Der Kolibri widmete sich immer noch den dunkelrosa Blütenkelchen.
    In weiß glänzenden Tassen dampfte frischer schwarzer Espresso.
    »Wie viele Kinder gingen in den Kindergarten?«, fragte Tim.
    »Zweiundfünfzig.«
    »Und wie viele hat man dazu gebracht, sich an Dinge wie Nacktspiele zu erinnern?«
    »Siebzehn. Das Büro des Staatsanwalts hat die schlüpfrigen Einzelheiten unter der Hand an die Presse weitergegeben. «
    »Wurden die Kinder ärztlich untersucht?«
    »Anfänglich hat der Psychiater behauptet, durch so eine Untersuchung würden sie traumatisiert.«
    »Wenn der Staatsanwalt darauf eingegangen ist, hat er offenbar schon vermutet, dass doch nichts zu finden war.«
    »Vielleicht wollte er den Fall zu den Akten legen, nachdem er damit genügend Wind gemacht hatte, um wiedergewählt zu werden.«
    »Aber die Sache hat einen zu großen Medienwirbel ausgelöst«, vermutete Tim.
    Auf der Oberfläche der schwarzen Flüssigkeit in den Tassen schillerten Schlieren im Sonnenlicht.
    »Genau. Schließlich hat der Psychiater mehrere Monate damit verbracht, die siebzehn Kinder zu befragen.«

    »Du sprichst immer noch von dem, der sich vor dir entblößt hat.«
    »Ja. Am Ende hat er einer ärztlichen Untersuchung vor Beginn des Gerichtsverfahrens zugestimmt.«
    Ein an der Leine gehender Hund führte seinen pfeifenden Besitzer an der Veranda vorüber.
    Linda beobachtete das mit dem Schwanz wedelnde Tier, bis es außer Sichtweite war.
    »Bei zwei kleinen Mädchen fand man Hinweise darauf, dass sie missbraucht worden waren.«
    An einem anderen Tisch schabten Stuhlbeine kreischend über den Steinboden.
    »Vernarbtes Weichgewebe«, fuhr Linda fort. »Eines der Mädchen war Chloe.«
    »Deren Mutter das Ganze losgetreten hatte.«
    »Inzwischen bekam Chloe nicht nur Ritalin.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ihre Eltern hatten den Psychiater beauftragt, sie langfristig zu therapieren.«
    »Mein Gott.«
    Die dunkelrosa Blüten wippten in einer leichten Brise.
    »Er hat Chloe weitere Medikamente verabreicht. Als Teil ihrer Therapie.«
    »Und diese zwei Mädchen haben behauptet, es hätte noch etwas anderes stattgefunden als … Nacktspiele?«
    »Sie haben anschaulich geschildert, wie sie angeblich missbraucht wurden.«
    An einem Tisch neben dem Stamm des Eisenholzbaums erklang das Lachen junger Frauen.
    »Sie sagten, meine Mutter hätte sie festgehalten, während mein Vater …«
    Eine der lachenden Stimmen klang silberhell, die anderen waren schrill.
    Drei von ihrem Zweig aufgeschreckte Spatzen flogen auf.

    »Die Aussagen der Mädchen wurden vom Staatsanwalt auf Tonband aufgenommen«, sagte Linda.
    Die Spatzen stiegen in die Höhe und verschwanden im Blau des Himmels.
    »Während der Aufnahme war auch der Psychiater anwesend. «
    »Sind solche Aufnahmen denn vor Gericht zulässig?«, fragte Tim.
    »Eigentlich nicht, aber das hat der Richter ignoriert.«
    »Grund genug, Berufung einzulegen.«
    »Dafür gab’s keine Hoffnung, wie sich herausgestellt hat.«
    Wie ein Krummdolch segelte eine kleine braune Feder durch die Luft herab.
    »Man hat meinen Vater zu zwanzig Jahren verurteilt. Er kam nach San Quentin.«
    »Wie alt warst du da?«
    »Zehn, als es losging. Zum Zeitpunkt des Gerichtsurteils fast zwölf.«
    »Und deine Mutter?«
    »Die wurde zu acht bis zehn Jahren verurteilt. In einem Frauengefängnis in Corona.«
    Eine Weile war Linda mit ihrer Kaffeetasse beschäftigt.
    Tim hätte gern die Hand auf ihren Arm gelegt, doch er spürte, dass sie seinen Trost zurückgewiesen hätte. Die Schwere der Ungerechtigkeit hatte sie lange aufrecht gehalten. Zorn war das Einzige, was sie tröstete.
    »Mein Vater war gerade mal fünf Monate im Gefängnis, als ein anderer Häftling ihn umgebracht hat.«
    Lindas Geschichte hatte ein Gewicht, das Tims Kopf niederdrückte.
    »Vier Messerstiche in den Bauch, zwei ins Gesicht.«
    Tim schloss die Augen, mochte die entstehende Dunkelheit jedoch gar nicht.
    »Meine Mutter hat Bauchspeicheldrüsenkrebs bekommen. Der wurde im Gefängnis falsch diagnostiziert.«

    Als Tim den Blick hob, sah er Linda auf die Feder starren, die auf dem Tisch liegen geblieben war.
    »Im Krankenhaus hatte sie nicht mehr genug Kraft, um meine Hand festzuhalten.«
    Ein junger Mann ging über die Terrasse. Er trug einen Rosenstrauß.
    »Ich habe ihre Hand in beiden Händen gehalten, aber sie ist mir entglitten.«
    Der

Weitere Kostenlose Bücher