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Blutvertrag

Blutvertrag

Titel: Blutvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Watch over Me« zu »These Foolish Things« über, und Krait ließ das Bild Bild sein und ging weiter. Das war auch dringend nötig, um die Feindseligkeit zu dämpfen, die seine Nerven strapazierte. Er musste die übliche Gelassenheit zurückgewinnen, die auch viel besser zu einer Gestalt mit seinen Gaben und seinem Format passte.
    Die Familie besaß einen Bücherschrank. Von den Titeln, mit denen Krait vertraut war, schätzte er keinen einzigen.
    Neben Büchern enthielten manche der Regalbretter gerahmte Fotografien der Familie, sowohl Gruppenaufnahmen wie Porträts.
    Auf manchen der Gruppenbilder waren auch Mutter und Vater zu sehen, doch am häufigsten tauchten die Gesichter der Kinder auf: Timothy und Zachary.

    Die ältesten Fotos waren aufgenommen, als die Jungen etwa drei oder vier gewesen waren; auf den neuesten waren sie um die zwanzig. Einige Bilder wirkten gestellt, andere ganz natürlich.
    Krait konnte sich nicht erinnern, je eine Bildauswahl gesehen zu haben, in der die Gesichter so fröhlich waren. Es schien, als hätte es bei den Carriers immer nur Frohsinn und Heiterkeit gegeben.
    Na, das würde sich bald ändern.

DRITTER TEIL
Zur falschen Zeit am falschen Ort

52
    Krait ging durch den Flur zur Küche und stellte sich in die offene Tür.
    Die Frau stand an der Spüle. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt und war damit beschäftigt, Äpfel zu schälen und zu entkernen.
    »These Foolish Things« interpretierte sie wirklich hübsch. Sie sang es langsam und leicht, fast sprechend, und gab dem Song den nötigen melancholischen Klang.
    Die Küche und das angrenzende Ess- und Fernsehzimmer gingen ineinander über. Den Übergang bildete ein großer Tisch aus Kiefernholz, an dem sechs rustikale Holzstühle mit Lehne standen.
    Krait konnte sich vorstellen, wie Tim an diesem Tisch saß. So groß und kräftig, wie er war, musste Tim als Junge da eine Menge in sich hineingeschaufelt und den Geldbeutel der Familie erheblich strapaziert haben.
    Über dem Tisch hing ein hübscher Kronleuchter aus Kupfer. Stilisierte Vögel flogen im Kreis um acht kerzenförmige Glühbirnen mit Schirmchen, die wie Federn geformt waren.
    Wenn die Frau einen Apfel geschält hatte, nahm sie ein anderes Messer, um ihn zu halbieren und in Schnitze zu schneiden. Die ließ sie in eine Metallschüssel auf der Arbeitsfläche neben der Spüle fallen.
    Sie hatte langgliedrige, geschickte Hände. Sie gefielen Krait sehr.
    Als die Frau ihr Lied beendet hatte, sagte Krait: »Mary?«

    Er hatte erwartet, dass sie zusammenschreckte. Stattdessen drehte sie sich einfach nur zu ihm um und zeigte keine andere Reaktion, als dass ihre Augen sich leicht weiteten.
    Da sie etwa Mitte fünfzig war, hätte sie vom Alter her Kraits Mutter sein können, falls er denn eine gehabt hätte, doch sie war trotzdem eine adrette und attraktive Frau.
    »Kennen Sie ›As Time Goes By‹ aus Casablanca ?«, fragte er.
    Sie sagte weder Wer sind Sie? noch Was tun Sie hier?, sondern starrte ihn nur an.
    »Den Film habe ich zweiundvierzigmal gesehen«, fuhr Krait fort. »Ich schaue mir gern immer dieselben Filme an. Da weiß man, was man zu erwarten hat.«
    Er spürte, wie sie über das Messer in ihrer Hand nachdachte. Außerdem berechnete sie die Entfernung zur Hintertür, obwohl sie nicht einmal ansatzweise einen Blick darauf warf.
    Bevor sie die Lage verkomplizieren konnte, schoss Krait auf sie. Die Luftpistole, die er aus dem Stoffbeutel gezogen hatte, machte pflopp-wusch , nicht laut, und der Betäubungspfeil blieb in Marys rechter Brust stecken.
    Sie trug eine blau-gelb karierte Bluse und wahrscheinlich auch einen Büstenhalter. Die beiden Stoffschichten würden die Wirkung des Mittels kaum verhindern.
    Der Nadelstich ließ Mary vor Schmerz zischen. Sie zog sich den Pfeil aus der Brust und warf ihn auf den Boden, doch das extrem schnell wirkende Narkotikum war bereits injiziert worden.
    »Vielleicht können Sie ja später ›As Time Goes By‹ singen«, sagte er. »Den Text kennen Sie bestimmt.«
    Ihre freie Hand zuckte nach dem auf der Arbeitsfläche liegenden Schälmesser, das sie auf Krait schleuderte. Weit daneben.
    Das andere Messer in der Hand, wandte sie sich der Hintertür zu, doch ihre Gelenke zitterten und ihre Beine versagten
den Dienst. Sie griff nach der Kante neben sich, um sich festzuhalten.
    Krait ging um die Arbeitsinsel in der Küchenmitte herum auf sie zu.
    Als ihr Kopf nach vorne sackte, hob sie ihn mit Mühe wieder an. Ihre Augen waren glasig.
    Das

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