Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutvertrag

Blutvertrag

Titel: Blutvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
die Bewohner dieser rückständigen Welt – und ihnen überlegen –, weil er aus einem Land kam, wo alles so war, wie es sein sollte. Alles war vertraut, auf ewig unveränderlich und rein, und niemand musste getötet werden, weil alle schon tot geboren wurden.
    In Laguna Niguel angelangt, fuhr er durch die Straßen einer gutbürgerlichen Gegend. Hübsche, in einheitlichem Stil gebaute Eigenheime wurden eifrig und mit stillem Stolz instand gehalten, und die Familien besaßen mehr Fahrzeuge, als in ihre Garagen passten.
    An einigen wenigen Häusern war über dem Garagentor ein Basketballkorb befestigt. Die Netze hingen schlaff herab, bereit für ein kleines Spiel nach der Schule.
    Amerikanische Flaggen gab es weder in größerer noch in kleinerer Zahl als Basketballkörbe. Sie flatterten nicht kühn im Wind, sondern hingen feierlich herab. Ein Stern verbarg den anderen, und die Streifen verzogen sich zu Falten.
    Kurz gemähter, grüner Rasen, sauber eingefasste Beete mit üppig rot und lila blühendem Springkraut, geometrische Spaliere, an denen sich Kletterrosen emporrankten – dies alles zeugte von Häuslichkeit und einem Bedürfnis nach Ordnung.
    Krait, der hier ein Fremder war, wünschte all diesen Leuten den Tod. Straße für Straße, Meile für Meile sollten sie zu Millionen sterben; ihre Häuser sollten zu Asche verbrennen und die ganzen Rasenflächen zu Staub zerfallen.
    Gut möglich, dass diese Welt der falsche Ort für ihn war, aber wenigstens war er zur richtigen Zeit hier angelangt, an der Schwelle eines Zeitalters voller Gewalt und Massenmord.
    Bald hatte er das Haus ausfindig gemacht, das ihn in diese hügelige Vorstadtgegend gebracht hatte. Zweistöckig, buttergelb angestrichen und mit weiß lackiertem Holz verziert. Mansarden. Holzschindeldach. Ein Erkerfenster. Geranientöpfe auf der Veranda.

    Nachdem er am Bordstein geparkt und das Fenster der Beifahrertür heruntergelassen hatte, setzte er einen Kopfhörer auf. Von dem Sitz neben sich nahm er ein kleines Richtmikrofon und zielte damit auf eines der Fenster im Obergeschoss.
    Bei seinem letzten Halt hatte er das exzellente Mikrofon bereits aus dem Koffer hinten im Wagen geholt. Es war einer von mehreren Gegenständen, die er in weiser Voraussicht bei seinem Unterstützungsteam bestellt hatte, nachdem sein erster Wagen bedauerlicherweise in Flammen aufgegangen war.
    Auf eine maximale Entfernung von fünfzig Metern konnte das Richtmikrofon durch ein geschlossenes Fenster Gespräche auffangen, die für das menschliche Ohr eigentlich völlig unhörbar gewesen wären. Wehte Wind, so wurde die Leistung vermindert, und bei starkem Regen war das Gerät wertlos. Im Moment jedoch war der Himmel klar und die Luft so still wie in einer Leichenhalle.
    Nacheinander überprüfte er die Fenster dort oben, ohne ein einziges Geräusch zu vernehmen.
    Im Erdgeschoss hingegen erklang Gesang. Es war eine Frau, die eine helle, angenehme Stimme hatte. Sie sang leise vor sich hin, was vermuten ließ, dass sie sich gerade mit irgendwelchen Hausarbeiten beschäftigte. Der Song war »I’ll Be Seeing You«, ein Evergreen.
    Krait hörte mehrere Klicklaute und ein leises Klappern. Vielleicht befand sich die Frau in der Küche.
    Eine zweite Stimme war nicht zu hören, nur ihre. Das hieß, sie war allein zu Hause, was er aufgrund seiner Recherchen bereits erwartet hatte.
    Nachdem er das Richtmikrofon abgeschaltet und das Fenster geschlossen hatte, fuhr er bis zur übernächsten Querstraße, wo er seinen Wagen abstellte.
    Einen Stoffbeutel in der Hand, ging er zu dem gelb-weißen Haus zurück.

    Die von der Sonne beschienenen Wohnstraßen wirkten wie in einem Traum. Bienen summten träge über Girlanden aus gelben Buschwindröschen, das filigrane Blattwerk Kalifornischer Pfefferbäume schien vor Vergnügen zu leuchten, während es sich dem warmen Licht hingab. Auf einer Verandatreppe schlief eine gescheckte Katze, drei Lerchen hockten auf dem Rand eines Vogelbads, als betrachteten sie ihr Spiegelbild im Wasser …
    Der Weg, der auf das gelb-weiße Haus zuführte, war mit Quarzitsteinen gepflastert, die in einem komplexen, ansprechenden Muster verlegt waren.
    Die Haustür war nicht verriegelt. Das einfache Sicherheitsschloss sprang beim Einsatz der Sperrpistole sofort auf, ohne viel Lärm zu machen.
    Krait steckte die Sperrpistole ein, trat mit seinem Stoffbeutel in den schmalen Flur und zog leise die Tür hinter sich zu.
    Aus einem der hinteren Räume drang die helle Frauenstimme.

Weitere Kostenlose Bücher