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Blutvertrag

Blutvertrag

Titel: Blutvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Boden. Oder er wurde schreiend in den Spalt gezerrt, ohne sich festhalten zu können, und war verschwunden.
    Wenn man es lange genug versuchte, konnte man sich einreden, Einsamkeit sei eine gute Sache, ein selbst gewählter Zustand, ideal zum Nachdenken, ja sogar eine Art Freiheit.
    Sobald man dann von diesen Dingen überzeugt war, war es töricht, die Tür aufzumachen und irgendjemanden hereinzulassen, vor allem, wenn man ihn voll und ganz hereinließ. Dann setzte man nämlich das mühsam errungene Gleichgewicht aufs Spiel, die Ruhe, die man Frieden nannte.
    Dass Tim sich erschießen lassen würde, glaubte sie nicht, jedenfalls nicht heute Nacht, weil er auf der Hut war. Etwas
an seinem Verhalten ließ ahnen, dass er sich auskannte und kein Mann war, den man so ohne weiteres umlegen konnte.
    Dennoch war sie darauf vorbereitet, zum Ende der Gasse zu gehen, um dort zu warten und zu warten, ohne ihn je wiederzusehen.
    Als sie die Tür zur Küche erreichte, ging diese gerade auf. Eine Kellnerin kam heraus, auf einem Arm ein Tablett mit Tellern.
    »Das ist die Küche, junge Frau«, sagte sie zu Linda. »Zutritt nur fürs Personal.«
    »Entschuldigung. Ich suche das Klo.«
    »Da lang«, sagte die Kellnerin und zeigte auf eine Tür zur Rechten.
    Linda trat in einen Waschraum, der nach Desinfektionsmittel mit Tannenduft und feuchten Papierhandtüchern roch. Sie wartete einen Augenblick, drehte sich um und marschierte direkt in die Küche, wo deutlich angenehmere Düfte in der Luft lagen.
    Ungehindert ging sie an mehreren Backöfen, einer langen Kochfläche und Friteusen voll heißem Öl vorbei. Einen der Köche, auf die sie traf, lächelte sie an, einem anderen nickte sie zu und hatte so bereits zwei Drittel der Küche durchquert, als ein Mann mit großen Ohrläppchen um ein hohes Regal herum kam und fast mit ihr zusammengestoßen wäre.
    Die Größe der Ohrläppchen wäre ihr gar nicht aufgefallen, hätte ihr Besitzer nicht Ohrstecker getragen: eine winzige Silberrose links, einen Rubin rechts.
    Ansonsten sah er aus wie ein Bodybuilder, der einen Reinlichkeitsfimmel hat und jede Einzelheit jedes Quentin-Tarantino-Films in- und auswendig kennt: muskulös, geschniegelt und absonderlich. An seinem weißen Hemd klemmte ein Schild, das ihn als DENNIS JOLLY — STELLV. GESCHÄFTSFÜHRER auswies.
    »Was machen Sie denn hier?«, erkundigte er sich.

    Weil er den engen Gang blockierte und sie sich nicht an ihm vorbeidrängen konnte, antwortete sie: »Ich suche nach dem Hinterausgang.«
    »Hier ist nur Personal erlaubt.«
    »Ja, das weiß ich. Tut mir leid, dass ich hier eingedrungen bin. Ich benutze einfach die Hintertür, dann bin ich weg.«
    »Das kann ich Ihnen nicht gestatten, Ma’am. Sie müssen die Küche verlassen.«
    Trotz der Ohrstecker und seiner roten Krawatte gelang es ihm, seine Autorität zum Ausdruck zu bringen.
    »Das will ich ja gerne tun«, sagte Linda. »Ich werde die Küche durch die Hintertür verlassen.«
    »Ma’am, Sie werden da wieder rausgehen, wo Sie reingekommen sind.«
    »Aber die Hintertür ist näher. Wenn ich da rausgehe, wo ich herkomme, bin ich länger in der Küche, als wenn ich die Hintertür benutze.«
    Inzwischen hatte Tim den Parkplatz wahrscheinlich schon verlassen. Wenn Kravet ihm nicht gefolgt war und stattdessen in den Gastraum des Cafés kam, um nach Linda zu suchen, dann musste sie von dort verschwunden sein.
    Der Geschäftsführer hob die Augenbrauen. »Wenn Sie kein Geld haben, um Ihre Rechnung zu bezahlen, werden wir daraus keine große Sache machen.«
    »Der Mann, mit dem ich hier bin, bezahlt die Rechnung. Er meint, ich sei auf dem Klo. Ich will das Lokal nicht mit ihm verlassen, sondern allein.«
    Dennis Jollys sauberes, rosiges Gesicht wurde blass, und seine Spülwasseraugen weiteten sich vor Schreck. »Ist er etwa gewalttätig? Ich will nicht, dass er wütend hier hereinstürmt, um nach Ihnen zu suchen!«
    »Das macht nichts. So gut in Form, wie Sie sind, werden Sie bestimmt mit jedem fertig.«
    »Nein danke. Ich habe keinerlei Bedürfnis, mit irgendjemandem fertig zu werden.«

    Sie änderte die Taktik. »Außerdem ist er nicht gewalttätig. Er ist nur ein Trottel. Ständig betatscht er mich. Ich will nicht wieder in seinen Wagen steigen. Lassen Sie mich einfach durch die Hintertür verschwinden.«
    »Wenn er hier reinkommt und Sie nicht da sind, wird er stinkig werden. Sie müssen da raus, wo Sie reingekommen sind.«
    »Was ist eigentlich mit Ihnen los?«, fragte Linda

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