Blutvertrag
eigentlichen Namen dieses Typen erfahren und wenn wir dann noch wissen, für wen er
arbeitet und wo er wohnt, dann kann ich dir vielleicht verraten, worum es geht.«
»Dreimal wenn. Ich warne dich nur. Ich habe zwar ein gutes Sitzfleisch, und mit dem werde ich die Sache eine Weile aussitzen, aber nicht bis in alle Ewigkeit.«
»Danke, Pete«, sagte Tim. »Ruf wieder an, wenn du was rausbekommen hast.«
»Wahrscheinlich werde ich bis in den frühen Morgen hinein damit beschäftigt sein. Ich habe mich für morgen schon krankgemeldet.«
»Egal, wie viel Uhr es ist, ruf an, sobald du mehr weißt.«
»Ist sie noch bei dir?«
»Ja. Übrigens, sie isst gern Cheeseburger mit Speck und hasst Rucola.«
»Wie steht’s mit Castingshows – mag sie so was?«
»Schaut sie sich nicht an.«
»Ich hab dir ja gesagt, die hat das gewisse Etwas. Hab ich’s dir nicht gesagt? Frag sie doch mal, welches für sie der beste romantische Film aller Zeiten ist.«
Tim sah zu Linda hinüber. »Pete will wissen, was deiner Meinung nach der beste romantische Film aller Zeit ist.«
»Da kann ich mich nicht recht entscheiden. Entweder Stirb langsam oder Mann unter Feuer , die Version mit Denzel Washington.«
Als Tim die Antwort wiederholte, kommentierte Pete: »Mann, du hast vielleicht ein Schweineglück!«
17
In der Waschküche fand Krait leere Kleiderbügel für seine Hose, sein Hemd und sein Sportsakko. Er hängte die Sachen an die Griffe der Küchenschränke.
Nur in Unterwäsche, Socken und Schuhe gekleidet, schloss er die Jalousien an den Küchenfenstern. Leute, die sich zur Schau stellten, waren ihm zuwider.
Anschließend trieb er eine Kleiderbürste mit steifen und eine mit weichen Borsten auf. Besonders freute er sich, dass sogar ein Kleiderschwamm vorhanden war.
Offenbar waren die Bewohner dieses Hauses bezüglich des Zustands ihrer Kleidung ebenso penibel wie beim Saubermachen.
Bevor er verschwand, würde er ihnen vielleicht ein paar Zeilen hinterlassen, in denen er ihnen seine Anerkennung ausdrückte, gepaart mit einem kleinen Rat. Frisch auf den Markt gekommen waren ungiftige, biologisch abbaubare Reinigungsmittel für Kleidungsstücke, die man hier noch nicht hatte. Bestimmt würde man mit den von ihm empfohlenen Produkten zufrieden sein.
Den leicht angefeuchteten Schwamm benutzte er nur, wo es wirklich notwendig war, und die Bürste wählte er je nach Art und Zustand des betreffenden Stoffs aus. Bald war er damit fertig, seine Sachen aufzufrischen.
Weil die Waschküche sehr klein war, stellte er das Bügelbrett in der Küche auf. Erfreulicherweise besaß man hier ein qualitativ hochwertiges, vielseitiges Bügeleisen.
Ein Bügeleisen derselben Marke hatte er einmal dazu verwendet,
einen jungen Mann zu foltern, bevor er ihn umbrachte. Leider war das ausgezeichnete Gerät anschließend ruiniert gewesen.
Als er alles gebügelt hatte, machte er sich auf die Suche nach schwarzer Schuhcreme, einer geeigneten Bürste und einem Poliertuch. Unter der Küchenspüle fand er ein Schuhputzset.
Nachdem er alles, was er verwendet hatte, an seinen angestammten Platz zurückgestellt hatte, zog er sich an und ging ins Obergeschoss, um einen großen Spiegel zu suchen. Im Schlafzimmer wurde er fündig.
Sein Aussehen gefiel ihm. So, wie er auftrat, konnte man ihn für einen Lehrer, einen Vertreter, aber jedenfalls irgendjemand anderen halten.
Spiegel faszinierten ihn. In einem Spiegel sah man alles umgekehrt, was ihn eine mysteriöse Wahrheit über das Leben ahnen ließ, die er noch nicht begriffen hatte.
Er hatte einmal ein Interview mit einer Schriftstellerin gelesen, die gesagt hatte, die literarische Figur, mit der sie sich am stärksten identifiziere, sei die Heldin von Lewis Carrols Alice im Wunderland . Im Geiste, hatte sie behauptet, sei sie Alice.
Weil die besagte Autorin ansonsten viele beklagenswerte Ansichten zum Besten gegeben hatte, hatte Krait sie eines Abends besucht. Wie sich herausstellte, war sie ziemlich klein. Er konnte sie problemlos hochheben und in ihren großen Wandspiegel schleudern, um festzustellen, ob sie auf magische Weise hindurchglitt und im Wunderland verschwand.
In Wirklichkeit war sie allerdings nicht Alice. Der Spiegel zerbarst. Da es ihr nicht gelungen war, durch ihn hindurchzugleiten, verbrachte Krait ein wenig Zeit damit, dessen Scherben durch sie hindurchzu stecken .
Erst als sein Handy vibrierte, wurde Krait bewusst, dass er schon über eine oder zwei Minuten vor dem Spiegel
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