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Blutvertrag

Blutvertrag

Titel: Blutvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Urlaub fuhr und vergessen hatte, vorübergehend die Zeitung abzubestellen, hob normalerweise jemand aus der Nachbarschaft die gelieferten Exemplare auf, damit durch den verräterischen Anblick keine Einbrecher angelockt wurden. Wenn sich niemand darum gekümmert hatte, wies das darauf hin, dass die Bewohner dieses Hauses noch nicht lange genug hier wohnten, um ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn zu haben, oder dass sie nicht besonders beliebt waren.

    In jedem Fall stellte dieses Haus einen Zufluchtsort dar, wo Krait sich erfrischen und zudem veranlassen konnte, dass man ihm einen neuen Wagen und ein paar andere Dinge lieferte. Dazu brauchte er nur wenige Stunden, und es war unwahrscheinlich, dass die Bewohner in dieser Zeit zurückkehrten.
    Wenn sie es doch taten, würde er mit ihnen schon zurechtkommen.
    Er hob die Zeitungen auf und trug sie zur Veranda.
    Mit blühendem Jasmin berankte Holzgitter schirmten die Veranda von den Nachbarhäusern ab. Der Duft dieser Blüten war für einen Mann mit so schlichtem Geschmack zu stark, aber die Schutzfunktion des Grünzeugs kam ihm gelegen.
    Mit einer kleinen Taschenlampe untersuchte er die Glasscheiben, von denen die Haustür flankiert wurde. Nirgendwo war das Magnetband einer Alarmanlage zu erkennen.
    Aus einem Holster, das kleiner war als das für seine Waffe, zog er eine Sperrpistole der Marke LockAid, die ausschließlich an Polizeibehörden verkauft werden durfte.
    Wäre er gezwungen gewesen, sich zu entscheiden, ob er ohne Schusswaffe oder ohne Sperrpistole losziehen wollte, hätte er, ohne zu zögern, auf erstere verzichtet. In weniger als einer Minute, oft sogar wesentlich schneller, konnte man mit der Sperrpistole selbst den besten Schlosszylinder überlisten.
    Eine Schusswaffe war schließlich nicht das einzige Werkzeug, mit dem er einen Auftrag erledigen konnte. Er konnte mit einem breiten Spektrum an Waffen töten, zum Beispiel mit einer Menge alltäglicher Gegenstände, die von den meisten Leuten nicht als Waffe betrachtet wurden – wie etwa die Stahlfeder im Rollbügel eines Toilettenpapierspenders. Mit bloßen Händen ging es natürlich auch.
    Die Sperrpistole hingegen erleichterte Krait nicht nur die Arbeit, sondern gewährte ihm auch überall Zutritt und
damit ein Vorrecht, das nicht weniger umfassend war als das eines absolutistischen Herrschers vor der Einführung von Parlamenten, als vor Seiner Majestät keine einzige Tür im Reich verschlossen bleiben durfte.
    Deshalb hing er so innig an seiner Sperrpistole, wie ein unbedeutenderer Mensch an seiner lieben, alten Mutter oder seinen Kindern.
    Krait hatte keinerlei Erinnerung an eine Mutter. Falls er je eine gehabt hatte, so musste sie tot sein, aber er war durchaus bereit, sich vorzustellen, dass er angesichts seiner Überlegenheit gegenüber dem Rest der Menschheit womöglich auf anderem Wege auf diese Welt gekommen war als alle anderen.
    Was für ein spezieller Weg – anstelle einer Mutter – das gewesen sein mochte, wusste er auch nicht zu sagen. Er hatte keine Zeit damit verbracht, darüber nachzudenken, denn schließlich war er weder Biologe noch Theologe.
    Und was Kinder anging: Er fand sie wirr, unverständlich, langweilig und von Natur aus unerklärlich. Merkwürdigerweise verbrachten andere Erwachsene eine Menge ihrer Zeit damit, sich um Kinder zu kümmern, ganz zu schweigen von den öffentlichen Geldern, die für die Bälger ausgegeben wurden, obwohl sie klein, schwach und unwissend waren und der Gesellschaft nichts zurückgeben konnten.
    Auch an seine eigene Kindheit hatte Krait keine Erinnerungen. Er hoffte inständig, nie eine gehabt zu haben, denn es war ihm zuwider, sich einen kleinen Krait vorzustellen, der Kopfläuse und Keuchhusten bekam und mit drei Zahnlücken und einem aus der Nase hängenden Rotzfaden im Sandkasten mit Plastikautos spielte.
    Nachdem er erst das normale Schloss und dann das Sicherheitsschloss geöffnet hatte, betrat er das Haus, lauschte einen Augenblick in die Stille und rief dann: »Juhu, ist jemand zu Hause?«

    Er wartete auf eine Antwort, erhielt keine, zog die Tür hinter sich zu und knipste im Wohnzimmer mehrere Lampen an.
    Die Einrichtung war für seinen Geschmack zu überladen und zu feminin. Seine Vorliebe für Einfachheit war so ausgeprägt, dass er vielleicht auch als Mönch glücklich geworden wäre, zumindest in einem besonders spartanischen Kloster. Leider war es Mönchen nicht erlaubt, andere Leute zu ermorden.
    Bevor er sein temporäres Heim ganz

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