Blutvertrag
abzugleichen, in denen das Personal verschiedener lokaler, regionaler und nationaler Polizeibehörden verzeichnet war. Diesmal wollte Pete auf solche Ressourcen, zu denen nur autorisierte Personen Zugang hatten, verzichten, denn dort lösten die besagten Namen offenbar einen Alarm aus, der den Nachforschenden als möglichen Störenfried brandmarkte.
Die Namen zu googeln und dann die Ergebnisse durchzukämmen, versprach eine äußerst mühsame Angelegenheit zu werden. Zum Beispiel gab es bestimmt eine Menge Leute, die den Namen Robert Krane trugen.
Aus diesem Grund musste er jeden Namen mit einigen zusätzlichen Suchbegriffen kombinieren. Die meisten Identitäten waren mit einer kalifornischen Adresse und einem in Kalifornien ausgestellten Führerschein verbunden. Das war ein Hinweis, selbst wenn die Angaben gefälscht waren, weshalb Pete Kalifornien hinzufügte.
Was weitere Informationen anging, war Tim ziemlich geizig gewesen. Offenbar befürchtete er, durch weitere Fakten könne die Frau, die bei ihm war, noch größere Probleme bekommen, als sie ohnehin schon hatte. Papagei , Kaffeebecher und Eiercremekuchen waren keine sinnvollen Suchbegriffe.
Wer auch immer der Mann mit den vielen Namen war, logischerweise musste er mit irgendeiner Polizeibehörde zu tun haben, egal, ob er nun auf der Seite des Gesetzes stand oder nicht. Deshalb fügte Pete den Suchbegriffen noch Polizei hinzu und betätigte die Eingabetaste.
Einige Namen später – es war inzwischen 4.07 Uhr – stieß er auf eine Verbindung zu dem brutalen Mordfall, der intern unter der Bezeichnung Cream & Sugar lief. Achtundvierzig
Stunden lang hatte die Polizei einen gewissen Roy Kutter aus San Francisco als »Person von Interesse« geführt, was inzwischen als neutraler, politisch korrekter Ersatz für die Bezeichnung von Leuten verwendet wurde, die man früher schlicht »Verdächtige« genannt hatte.
Zu den Identitäten des Mannes mit dem gruseligen Lächeln gehörte auch die von Roy Lee Kutter.
Während Pete alle Medienberichte durchsah, die er über den Mordfall finden konnte, schlug seine detektivische Intuition Alarm. Um zu erkennen, dass dieser Fall zum Himmel stank, war der überlegene Geruchssinn von Hunden absolut nicht vonnöten.
Nachdem er einmal Blut geleckt hatte, machte er sich umso eifriger an die Arbeit. Dabei betrachtete er jeden Medienbericht wie eine Reihe von Schnappschüssen, aus denen er ein größeres Bild des Falls zusammenstellte.
Um 4.38 Uhr erschien eine Fehlermeldung auf dem Bildschirm. Die Verbindung zum Internet war zusammengebrochen.
Petes Provider war recht zuverlässig. Im Normalfall dauerte eine solche Unterbrechung nicht lange.
Um die Zeit, bis er weitersurfen konnte, zu nutzen, ging er erst einmal auf die Toilette.
Dann goss er sich in der Küche einen neuen Becher Kaffee ein.
Als er sich mit dem vollen Becher von der Kaffeemaschine abwandte, sah er, dass Zoey ihm gefolgt war.
Ihr scharfer Blick, ihr gehobener Kopf und ihr nervöser Gesichtsausdruck wiesen darauf hin, dass sie den Garten aufsuchen musste. Allerdings wedelte sie nicht mit dem Schwanz, was bisher immer Bestandteil ihres Codes mit der Bedeutung Gassi gehen gewesen war.
Pete stellte seinen Becher ab und holte ein Badetuch aus der Waschküche. Wenn der Hund aus dem Regen zurückkam, musste er ihn trockenreiben.
»Na dann«, sagte er und öffnete die Hintertür. »Geh schon und tu, was du nicht lassen kannst.«
Zoey näherte sich der Tür, blieb jedoch an der Schwelle stehen und starrte über die Veranda auf den Garten.
»Zoey?«
Ihre Ohren stellten sich auf. Die schwarzen Nasenlöcher blähten sich und zitterten, während sie schnupperte.
Donner und Blitz hatten aufgehört. Ohnehin hatten Gewitter ihr noch nie Angst eingejagt. Wie die meisten Apportierhunde liebte sie Regen, aber offenbar jetzt gerade nicht.
»Ist da draußen etwa ein Kojote?«, fragte Pete.
Sie wich von der offenen Tür zurück.
»Ein Waschbär?«, schlug er vor.
Zoey trottete aus der Küche in den Flur.
Pete schaltete die Verandabeleuchtung ein und trat hinaus. Er sah nichts Ungewöhnliches und hörte nur den Regen.
Als er nach Zoey suchte, fand er sie im Wohnzimmer. Sie stand an der Haustür.
Als er auch diese Tür öffnete, starrte sie wieder in die Nacht hinaus. Über die Schwelle trat sie nicht.
Aus ihrer Kehle kam ein tiefer Ton, den man fast für ein Knurren hätte halten können. Zoey knurrte nie.
Das Telefon läutete. Um 4.46 Uhr am frühen Morgen.
Mit
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