Blutvertrag
war.
Pete erwartete bei weitem nicht bis Sonnenaufgang herumsitzen zu müssen, bis man seinem Haus einen Besuch abstattete. Tatsächlich kamen die Besucher schon zehn Minuten, nachdem er sich unter der Kiefer postiert hatte.
Ein schicker Van hielt vor seinem Haus, direkt unter einer Straßenlaterne und ohne sich darum zu scheren, dass er anders herum stand als alle anderen auf dieser Seite parkenden Fahrzeuge. Offenbar sahen die Insassen keinen Grund, sich diskret zu verhalten.
Drei Männer stiegen aus dem Wagen. Trotz ihrer Regenjacken und der Entfernung war erkennbar, dass es sich nicht um Büroangestellte handelte.
Pete verlor sie aus dem Blick, als sie auf sein Haus zugingen. Von seiner Warte aus konnte er nur die Straße davor sehen.
Wahrscheinlich nahm einer der drei den Umweg zur Hintertür.
Egal, welche Dienstausweise sie dabeihatten, sie waren sicher eindrucksvoller als seine eigene Dienstmarke. Vielleicht vom FBI oder der National Security Agency, vielleicht auch vom Secret Service oder dem Geheimdienst des Heimatschutzes.
Pete glaubte fast zu hören, wie seine Türglocke läutete.
Wahrscheinlich hatten die Ausweise nicht mehr Substanz als die vielen Führerscheine, die Kravet in der Tasche trug.
Wäre Pete nicht mit Zoey geflohen, so hätte er dennoch mit diesen Männern so umgehen müssen, als wären sie, was sie zu sein behaupteten. Schließlich waren sie es vielleicht doch.
Egal, ob sie nun echt waren oder nicht, sie kamen mit einer Botschaft: Pfoten weg von dem grinsenden Kerl mit den zahlreichen Identitäten, und für den Cream & Sugar-Fall gilt dasselbe.
Sie hätten entweder behauptet, Pete würde sich in eine wichtige, äußerst delikate Ermittlung irgendeiner Bundesbehörde einmischen, oder sie hätten ihm erklärt, es handle sich um eine Angelegenheit, bei der die nationale Sicherheit in Gefahr sei. In beiden Fällen hätte es sich um eine Sache gehandelt, bei der ein einfacher Cop seine Kompetenzen überschritt.
Wäre Pete zu Hause geblieben, so hätten die Besucher seine Möglichkeiten, Tim und Linda zu unterstützen, vermutlich erheblich beeinträchtigt.
Nun standen sie bestimmt vor der Haustür, läuteten zum zweiten Mal und diskutierten über ihren nächsten Schritt.
Zoey fing an, ängstlich zu hecheln, vorläufig allerdings nur leicht.
»Ruhig, Zoey«, sagte Pete. »Braver Hund.«
Er bezweifelte, dass seine Besucher ein drittes Mal läuteten.
Eine Minute verging. Zwei. Drei.
Das waren keine Typen, die es sich in den Liegestühlen auf der Veranda bequem machen würden, um über Baseball und das Wetter zu quatschen, während sie auf Petes Heimkehr warteten.
Offenbar waren sie bereits ins Haus eingedrungen. Was immer sie behaupteten zu sein, sie waren es nicht. Sie standen auf der anderen Seite.
Vielleicht bauten sie gerade die Festplatte von Petes Computer aus, um festzustellen, was er getan hatte, bevor er ihnen durch die Suche nach Kravets Identitäten aufgefallen war.
Es war auch möglich, dass sie im Haus Drogen versteckten, und zwar an einem Ort, wo er sie nicht finden würde. Wenn sie ihn dann später aus dem Verkehr ziehen mussten, konnten sie eine Hausdurchsuchung arrangieren, bei der eine Drogenmenge zum Vorschein kam, die Pete als Dealer klassifizierte.
»Braver Hund. Braver, guter Hund.«
Pete ließ den Motor an, wendete und schaltete die Scheinwerfer ein, während er aufs Gas trat.
Der Regen zischte auf dem Asphalt wie siedendes Öl.
Zwei Querstraßen weiter läutete Petes Mobiltelefon.
Sein Verstand riet ihm, es zu ignorieren. Dennoch klappte er es zumindest auf, weil es sich schließlich auch um Tim handeln konnte.
Auf dem Display stand Hitch Lombard. Diesmal würde Petes Chef bestimmt nicht mehr so tun, als sei er um die Gesundheit seines Mitarbeiters besorgt.
Pete klappte das Telefon zu, ohne den Anruf anzunehmen.
Zoey hörte auf zu hecheln. Sie spähte aus dem Fenster der Beifahrertür. Autofahren machte ihr Spaß.
Aus ihrer Sicht hatte die Nacht sich plötzlich zum Besseren gewendet.
Womöglich nahmen die Eindringlinge nicht nur Petes Festplatte mit, sondern auch die Kekse seiner Mutter, ohne vorher einen zu kosten. Trotz allem, was gerade geschah, glaubte Pete noch immer an die Existenz einer ausgleichenden Gerechtigkeit.
32
Krait fuhr gemächlich durch die Gegend und suchte ein geeignetes Haus. Irgendwelchen Luxus oder Blick aufs Meer brauchte er nicht. Ein einfaches Eigenheim war absolut ausreichend.
Manche Leute arbeiteten zwar in Los
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