Blutvertrag
erinnern.«
»Da, wo wir aussteigen, sind wir noch mehrere Straßen von Teresas Haus entfernt. Also werden sie keine Ahnung haben, wo wir hin sind, außer, dass es irgendwo in Dana Point ist.«
»Vielleicht haben die computerverrückten Neffen Zugang zu den Rechnern der Telefongesellschaften. Wann hast du das letzte Mal mit Teresa telefoniert?«
Linda runzelte die Stirn. »Oh. Die könnten alle Nummern herausbekommen, die ich regelmäßig in Dana Point anrufe.«
»Bingo.«
»Und über die Nummern kommen sie an die Adressen.«
»Genau. Und wenn er uns das nächste Mal so knapp auf den Fersen ist, werden wir es nicht mehr so leicht schaffen, ihn reinzulegen.«
»Leicht ist mir das eigentlich nicht vorgekommen.«
»War es auch nicht. Deshalb sollten wir dafür sorgen, dass er nicht in unsere Nähe kommt, bevor wir dafür bereit sind.«
»Wir werden dafür bereit sein?«
»Schon möglich.«
»Ich weiß nicht recht, wie man für jemanden wie ihn bereit sein kann.«
Tim antwortete nicht.
Eine Weile saßen sie schweigend da.
»Ich zermartere mir ständig den Kopf«, sagte sie. »Was hab ich bloß getan? Gar nichts habe ich getan!«
»Es geht nicht um etwas, das du getan hast.«
»Das ist doch nicht möglich.«
»Es geht um etwas, das du weißt«, sagte er.
Der Blick der grünen Augen wurde wieder so scharf, als versuchte er, Tim aufzuschlitzen wie eine Konservendose.
»Offenbar weißt du etwas, womit du jemandem, der wichtig ist, ernsthaft schaden könntest.«
»Ich tue doch seit Jahren nichts anderes, als Romane zu schreiben, in denen ich mich selbst bespiegle. Über andere Leute weiß ich nicht das Mindeste.«
»Da gibt es bestimmt etwas … von dem dir nur nicht bewusst ist, dass du es weißt.«
»Zumindest das ist sonnenklar.«
»Etwas, das du gehört oder gesehen hast. Damals ist es dir völlig unwichtig vorgekommen.«
»Wann – damals?«
Tim zuckte die Achseln. »Letzten Monat. Vor einem Jahr. Irgendwann.«
»Das ist aber ein weites Feld, das ich da erforschen müsste.«
»Es ist völlig sinnlos, zu versuchen, sich daran zu erinnern. Wenn es dir damals belanglos vorgekommen ist, wird es dir auch jetzt nicht wichtig erscheinen.«
»Du meinst, die wollen mich wegen etwas umbringen, das so unwichtig ist, dass ich mich nicht mal mehr daran erinnern kann?«
»Es ist nicht unwichtig, sondern wichtig. Aber nur für diese Leute, nicht für dich. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das der Grund sein muss, und ich habe darüber nachgegrübelt, seit dieser Kerl in dem Hotel aufgetaucht ist.«
»Du hast darüber nachgegrübelt, seit ich dir die Tür geöffnet und dich zum ersten Mal gesehen habe«, korrigierte Linda.
»Tja, du hast doch gesagt, wenn jemand einen so großen Kopf hat wie ich, muss da ein bisschen Gehirnmasse drin sein. Ist dir kalt?«
»Mich fröstelt richtig. Aber nicht, weil ich durchnässt bin. Der Knoten zieht sich immer enger zu, nicht wahr?«
»Mag sein«, sagte er, »aber egal, wie eng ein Knoten wird, man kann den Strick immer durchschneiden.«
»Wenn es wichtig genug ist, gibt es vielleicht keinen Ausweg. «
»Es gibt immer einen Ausweg«, sagte er. »Über manche dieser Wege will man nur lieber nicht nachdenken.«
Sie stieß ein kurzes, leises Lachen aus.
Wieder schwiegen sie für eine Weile.
Tim saß mit geballten Fäusten auf den Oberschenkeln da, und nach einer oder zwei Meilen legte sie ihre linke Hand auf seine rechte Faust.
Er öffnete die Hand, drehte sie nach oben und schloss sie um ihre.
Ab und zu hielt der Bus. Immer stiegen mehr Leute ein als aus. Keiner der neuen Fahrgäste sah irgendwie mordlüstern aus.
31
In der Straße, wo er wohnte, saß Pete Santo in angemessener Entfernung zu seinem Haus geduckt am Steuer seines Wagens.
Nachdem er die Scheinwerfer und den Motor ausgeschaltet hatte, war Zoey aus dem Kofferraum auf den Beifahrersitz geklettert.
Gemeinsam beobachteten sie die Straße und warteten. Ab und zu kraulte er Zoey im Nacken oder hinter den Ohren.
Die nächste Straßenlaterne war zu weit weg, um Licht ins Wageninnere zu werfen. Selbst wenn die Sonne aufging, würden die ausladenden Äste der Zirbelkiefer, unter der Pete geparkt hatte, den Wagen eine Weile in Schatten hüllen.
Noch vor einer Stunde hätte er sich nicht vorstellen können, eines Tages sein eigenes Haus zu observieren. Inzwischen hatte sich herausgestellt, dass man sich im Hier und Jetzt nur dann so richtig wohlfühlen konnte, wenn man ein Fan paranoider Gewaltfantasien
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