Blutwahn - Der Schrecken am See
rief Philipp.
Rumms! Ein erneuter heftiger Schlag gegen die Tür, begleitet von einem animalischen Aufschrei. „Jetzt!“, schrie Philipp, packte die Klinke und riss die Tür in seine Richtung.
Dann ging alles blitzschnell: Das Wesen schien nicht im mindesten von der Aktion überrascht zu sein, schnellte vor, riss sein Maul auf und wollte sich auf Philipp stürzen, um ihn mit seinen raubtierartigen Zähnen zu zerreißen. Schreckliche gelbliche Augen waren auf ihn gerichtet, die jetzt nicht länger leblos wirkten, sondern Mordlust und Hunger verrieten. Das Shirt war aufgerissen und gab den Blick auf den nackten Oberkörper frei. Dieser war von dünner aschgrauer Haut bedeckt; die hervortretenden Knochen des Brustkorbs erinnerten an ein Skelett. Als die Kreatur nur noch wenige Zentimeter von Philipp entfernt war, rammte Jana mit voller Kraft, und von einem Aufschrei begleitet, die Kettensäge in die Magengegend des Monsters. Blut spritzte in einer Fontäne heraus. Die faltige, aufgedunsene Fratze des Wesens zeigte zumindest einen Hauch von Verwunderung. Aber nur einen kurzen Moment lang. Während die Säge sich in seine Innereien fraß, streckte das Ding seine Klaue aus und packte Jana am Hals. Philipp schnellte hervor und verpasste dem Wesen einen gewaltigen Tritt gegen die Hüfte. Es stürzte rückwärts, konnte sich aber irgendwie am Treppengeländer festhalten. Wutentbrannt setzte Philipp nach, trat gegen den Arm, gegen die Schulter und schließlich gegen das an graues Beton erinnernde Gesicht. Endlich fiel das Ungetüm von einem schrillen Aufheulen begleitet die Treppe runter und kam unsanft unten auf dem Rücken liegend auf. Philipp rechnete eigentlich damit, dass es nun tot sein musste – einen solchen Sturz und vor allem die offensichtlich verheerenden Verletzungen in der Bauchgegend konnte niemand wegstecken. Aber diese Ausgeburt der Hölle rappelte sich auf, als hätte sie nur mal kurz das Gleichgewicht verloren, und verschwand im Flur. Nicht jedoch ohne noch einmal ein tiefes Grollen und ein bösartiges Knurren auszustoßen, als wollte sie damit eine baldige Rückkehr ankündigen.
16
Während Jana die Säge ausstellte, knallte Philipp die Tür zu und atmete tief durch.
„Geht´s dir gut?“, fragte er Jana.
„Ich bin okay.“
Er nahm sie in die Arme und nun konnte sie ein leises Schluchzen doch nicht unterdrücken. „Schscht, wir kommen hier raus“, sagte Philipp und streichelte ihr sanft über den Kopf.
Sicher war er sich diesbezüglich jedoch keineswegs, an ihrer Situation hatte sich wenig geändert. Sie saßen hier oben fest, der nächste Angriff war wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit. Und was war, wenn der Akku der Säge den Geist aufgeben würde? Dann hätten sie nichts mehr um sich zu verteidigen. Philipp war nass geschwitzt und fühlte sich erschöpft. Wieder setzte er sich mit dem Rücken zur Tür auf den Boden. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Draußen regnete es nach wie vor und vereinzelt war ein Donnern zu hören. Jana setzte sich jetzt schweigend neben ihn. Eine lange Weile verstrich und keiner von Beiden sagte ein Wort. Schließlich durchbrach Philipp die Stille:
„Leg dich ins Bett und ruhe dich etwas aus, ich passe hier auf.“
Sie schaute ihn entgeistert an. „Bist du verrückt? Ich kann so doch nicht schlafen. Wir sollten uns lieber überlegen, was wir jetzt machen.“
„Es bringt doch nichts, wenn wir beide hier sitzen. Ich halte Wache und du ruhst dich aus. Und später tauschen wir die Rollen. Wir müssen mit unseren Kräften haushalten.“
„Hm, vielleicht hast du recht. Ich glaube zwar nicht, dass ich schlafen kann, aber etwas hinlegen wäre schon schön.“
Philipp nahm Jana die Kettensäge ab und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sie stand mühsam auf und schleppte sich ins Schlafzimmer.
Armer Schatz, dachte Philipp, sie ist bestimmt körperlich und psychisch am Ende ihrer Kräfte. Er hörte wie das Bett knarrte und hoffte, dass sie doch ein wenig Schlaf fand . Er selbst hätte auch liebend gerne ein wenig geschlafen, aber das musste warten. Was sollten sie jetzt nur machen? Einfach abwarten? So schnell käme hier niemand vorbei. Vielleicht konnten sie tagsüber um Hilfe rufen und jemand würde sie hören. In dieser Gegend waren doch immer Leute unterwegs. Philipp hatte einen enormen Durst. Außerdem wollte er nicht passiv hier herum sitzen und einfach abwarten wie ein Tier in der Falle. Das sollte ein erholsamer Urlaub mit der Frau werden die er
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