Blutwahn - Der Schrecken am See
Von Philipp war weit und breit nichts zu sehen. Übelkeit stieg in ihr hoch. Sie hörte Schreie, Knurren und ein rohes, animalisches Grollen von unten. Ihre Gedanken überschlugen sich. Wieso war Philipp nicht hier? War er hinunter gegangen und wenn ja, was hatte ihn dazu veranlasst? Was war dort los, fraßen diese Dinger ihn womöglich gerade auf? Was sollte sie jetzt machen? Sie hatte fürchterliche Angst hinunter zu gehen, aber das war ihre einzige Möglichkeit, das wusste sie. Sie hätte sich selbst nie wieder im Spiegel anschauen können, wenn sie es nicht täte. Entschlossen griff sich Jana die mittlerweile vertraut gewordene Kettensäge mit dem schwarz-roten Gehäuse, die neben der Tür lehnte. Sie stellte die Maschine an und nahm eine Stufe nach der anderen hinunter. Dort erwartete sie eine grauenvolle Szenerie: Auf den blutverschmierten Fliesen des Flures lag Philipp und der Zombie mit der massiven Statur und den langen schwarzen Haaren befand sich auf ihm. Philipps Brille lag zerbrochen neben ihm auf dem Boden. Er schrie wie am Spieß und rammte der Kreatur immer wieder ein Messer in den Rücken, was dieser allerdings wenig auszumachen schien. Das Ding bohrte jetzt sein Gesicht in Philipps rechte Schulter und trotz des lauten Dröhnens der Säge vernahm Jana animalische Schmatzgeräusche. Philipp packte mit der linken Hand die langen Haare der Kreatur und zerrte mit aller Kraft daran, bis sie den Biss löste und den Kopf hob. Dann stach Philipp mit dem Messer in ihre Brust. Hinter den Beiden stand das Wesen, dessen Bauchgegend Jana bereits zersägt hatte. Es sah Jana nun, fauchte bedrohlich und stolperte über die am Boden liegenden Körper auf sie zu. Beim Anblick seiner grauenhaft entstellten Fratze mit den dunklen Hautkratern, den raubtierartigen Augen und den verfaulten, messerscharfen Zähnen war sich Jana auf einmal sicher, dass es die Hölle wirklich gab, obwohl sie nicht gläubig war. Von einem Aufschrei begleitet rannte Jana auf das Wesen zu und versenkte die Säge in dem klaffenden, von geronnenem Blut umgebenen Loch in der Körpermitte, um da weiterzumachen, wo sie vorhin aufgehört hatte. Das Gerät fraß sich durch das Fleisch - Blut spritzte und Knochensplitter flogen wie Holzspäne durch die Gegend - während der Körper der Kreatur unter der Zerstörungswut des ratternden Kettensäge-Schwertes erzitterte. Es fehlte nicht mehr viel und Jana hätte das Geschöpf in zwei Hälften zersägt. Es stöhnte und ächzte, versuchte aber gleichzeitig mit seiner verbliebenen Klaue nach Jana zu packen. Diese zog die Säge zurück, duckte sich und schnitt von einem wutentbrannten Schrei begleitet in die rechte Kniescheibe des Zombies. Die Säge sonderte schrille Geräusche ab, als sie sich in das Bein hineinarbeitete. Dann waren Unterschenkel und Fuß abgetrennt; wie ein Kegel fiel der Stumpf um. Das Wesen wankte, balancierte für einen Moment auf einem Bein und stürzte schließlich zu Boden. Sogleich versuchte es aber weiter seine Zähne in Jana zu bohren. Die wich aus und stand blitzschnell wieder auf. Zu ihrem absoluten Entsetzen fing jetzt die Säge an zu stottern. Geistesgegenwärtig schlug sie dem Zombie - oder was auch immer diese Kreatur war - mit voller Kraft das Gehäuse des Gerätes gegen den Kopf und dann noch einmal genau auf den Kopf. Endlich gab dieses Ungetüm Ruhe und blieb liegen. Jana blickte vor sich und sah, dass das andere Monster erneut sein Gesicht in Phillipps Schulter vergraben hatte. Dessen Gegenwehr und die Lautstärke seiner Schreie hatten nachgelassen. Dann riss der Zombie den Kopf hin und her, wie ein Löwe der Fleisch aus einer Antilope riss. Die Kettensäge verstummte jetzt ganz. Was für eine Scheiße, dachte Jana, während Panik sich in ihr breitmachte. Einen Moment lang verharrte sie reglos und überlegte, was sie tun sollte. Schließlich entschloss sie sich anzugreifen. Sie musste Philipp retten, selbst wenn ihre Chancen den Zombie zu überwältigen schlecht standen.
Plötzlich ertönte wieder einmal das schrille „uuh, uuh, uuh, aah, aah“ aus der Uhr und zu Janas Verwunderung rappelte sich dieses Geschöpf des Grauens hoch und wankte brüllend ins Wohnzimmer, um den Ursprung der Laute zu suchen. Komisch, dass es sich von den Kampfgeräuschen und dem Dröhnen der Säge nicht hatte stören lassen, jetzt aber plötzlich schon, dachte Jana. Sie legte die Säge auf den Boden, kniete sich vor Philipp und sah erst jetzt, wie schlimm es ihn erwischt hatte. Das
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