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Blutwahn - Der Schrecken am See

Blutwahn - Der Schrecken am See

Titel: Blutwahn - Der Schrecken am See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Wegmann
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war, hörte das Abfeuern von Gewehrsalven und dachte an das ganze Blut. Jahre später war das alles nur noch eine unschöne, aber verblassende Erinnerung und er begann eine erfolgreiche Laufbahn als Internist am Krankenhaus in Pfronten. Dort lernte er seine wundervolle Frau Else kennen, der er nie von den damaligen Ereignissen erzählte. Er wurde ein verlässlicher Ehemann und später ein vorbildlicher Vater. Sie führten ein gutbürgerliches Leben und er tat alles, damit es seiner Familie an nichts fehlte. Außerdem traf er Vorkehrungen, damit die Vergangenheit blieb was sie war: Vergangenheit. So kam es zur Gründung einer Gruppe, die sich intern „Das Skalpell“ nannte und die aus ihm und ein paar Anderen bestand, die auch daran interessiert waren, dass unter den Teppich gekehrtes gefälligst auch nicht aufgedeckt wurde. Anfangs gab es häufiger Gründe zur Beunruhigung und man stand in ständigem Kontakt, der allerdings im Verlauf der Zeit immer unregelmäßiger wurde. Man hatte sich damit abgefunden, dass einem vergangenes eben doch nicht immer einholte. Zuletzt hörte man vielleicht noch alle zehn Jahre etwas voneinander – wenn überhaupt. Adrian trank seinen Cognac aus. Bis heute – bis zu diesem Tag, an dem etwas geschehen war, das nie hätte passieren dürfen. Es schellte an der Haustür und Adrian Goldbach wusste, es war Zeit für eine letzte bedeutungsvolle Mission in seinem Leben.

 
    19
     
    Jana schloss die Tür des Schlafzimmers und gestattete es sich einmal tief durchzuatmen. Viele verschiedene Emotionen prasselten auf sie ein, wie der stetig anhaltende Regen auf das Dach des Ferienhauses.  Angst, Entsetzen und Fassungslosigkeit, aber auch eine seltsame Befriedigung erfüllte sie. Wie schon des Öfteren in ihrem Leben hatte sie gekämpft, als es keine andere Wahl mehr gab und sie hatte wenn auch nicht den Krieg, so doch zumindest eine Schlacht für sich entschieden. Sie hatte wieder einmal bewiesen, dass sie stark sein konnte, wenn es sein musste. Zwar wollte sie das eigentlich gar nicht sein müssen, aber wer weiß, warum das Schicksal sie immer wieder auf die Probe stellte. Dann war da noch die Hoffnung, diesen Schrecken bald hinter sich lassen zu können, weil sie jetzt dank des Smartphones Hilfe rufen konnte. Vor allem aber überwog die Sorge um Philipp, den es schlimm erwischt hatte. Sie ging ins Schlafzimmer, wo er sich auf das Bett fallen gelassen hatte. Oberhalb seiner rechten Brust sah es aus, als hätte ihn ein Raubtier gerissen und in gewisser Weise war es ja auch so. Fleischfetzen waren aus seiner Schulter gebissen worden und sein Blut färbte die Bettdecke rot.
„Philipp, wie fühlst du dich?“, fragte Jana und legte ihm eine Hand auf die Wange.
Er stöhnte schmerzerfüllt.
„Es tut so weh“, brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Halt durch, Baby. Bald haben wir das überstanden. Ich hol Hilfe und alles wird wieder gut.“ Philipp schloss die Augen, warf den Kopf von eine Seite auf die andere und fing an zu wimmern. Er tat Jana so leid und sie wünschte, sie könnte ihm etwas von seinen Schmerzen abnehmen. Sie griff sich ihr Handy, das sie sich in die Hosentasche gesteckt hatte, und wählte den Notruf. Bald hätte dieser Horror endlich ein Ende.
 
    Doch nichts tat sich – sie bekam kein Freizeichen. Entsetzt schaute sie auf das Display und ein kleines Symbol zeigte ihr an, dass sie keinen Empfang hatte. Am liebsten hätte sie das Ding gegen die Wand gepfeffert, doch sie ermahnte sich ruhig zu bleiben. Wahrscheinlich war das Gewitter Schuld und in ein paar Minuten würde es vielleicht klappen. Sie steckte das Gerät wieder in ihre Hose und überlegte, was sie nun tun sollte. Falls es da draußen doch einen Gott oder eine höhere Macht gab, sollte er oder sie dafür sorgen, dass diese Kreaturen nicht gleich wieder hoch kämen und ihr dadurch etwas Zeit verschaffen. Sie erinnerte sich daran, dass Philipp vor ihrem Urlaub von einer Reiseapotheke gesprochen hatte, die sie mitnehmen sollten. Ihr vernünftiger, lieber Freund. Sie hatte das als unnötig erachtet, aber wie sie ihn kannte, hatte er sie wahrscheinlich trotzdem mitgenommen. Sie kramte in seinem Gepäck und fand tatsächlich ein kleines rotes Täschchen mit einem weißen Kreuz. Sie entdeckte ein Fieberthermometer, Insektenschutzmittel, Durchfall-Tabletten, eine Sprühflasche mit Desinfektionsmittel, eine Zeckenzange, verschiedene Tabletten und eine aufgerollte Mullbinde. Diese nahm sie, zusammen mit

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