Blutwahn - Der Schrecken am See
Rollstuhl vor, steckte den Schlüssel ins Schloss und zog die Tür auf. Die Kreatur stand nahe der Tür und sah mit ihrer fauligen, schmierigen, grauen Haut, dem Kampfanzug und grässlich deformierten spitzen Zähnen aus wie ein Soldat der Hölle. Sie stieß ein tierisches Jaulen aus, wobei dickflüssiger Schleim aus ihrem Mund tropfte. Adrian schrie und kauerte sich in den Rollstuhl. Jana wollte ihn hineinschieben, aber nun bekam sie doch Gewissensbisse. Sie zögerte und als der Zombie nach vorne schnellte, schoss sie ihm zunächst in die Brust und dann in den Kopf. Von einem animalischen Kreischen begleitet, stürzte er nach hinten, während Blut und Hirnmasse in die Kammer spritzte. Nun herrschte für einen Moment Stille. Schließlich schob Jana Adrian in den Raum, verriegelte die Tür, lehnte sich mit dem Rücken daran und sank zu Boden. Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Erschöpfung überwältigte sie. Außerdem spürte sie einen Hauch Erleichterung. Erleichterung, dass es nun vorbei war und auch darüber, dass sie das Monster erschossen hatte. Hätte sie das nicht getan, hätte sie sich auf dieselbe Stufe gestellt wie der Professor und wäre zur Mörderin geworden. Zweifellos hätte er es verdient gehabt, aber es war trotz allem nicht ihre Aufgabe über ihn zu richten. Sollte sich die Polizei um den alten Greis kümmern und ihm seiner gerechte Strafe zuführen. Sie wollte jetzt nur noch raus hier und dieses ganze Grauen hinter sich lassen. Es würde ein langer und mühsamer Weg werden, diesen Albtraum irgendwann zu verarbeiten – sofern ihr das überhaupt möglich war.
32
Mühsam rappelte Jana sich hoch. Aus der Abstellkammer hörte sie Adrian Goldbach schluchzen. Sie ging ins Wohnzimmer und griff sich Philipps Handy vom Couchtisch. Als sie feststellte, dass der Akku leer war legte sie es zurück. Der Gedanke an ihren Freund versetzte ihr einen schmerzhaften Stich. Es sollte ein wunderschöner Urlaub werden, der letzte Test bevor sie sich eine gemeinsame Wohnung suchen wollten – und nun war Philipp tot. Nur mühsam schaffte es Jana, die Tränen zurückzuhalten. Noch war es nicht an der Zeit zusammenzubrechen. Sie dachte an die Fahrzeuge vor dem Haus. Der Audi war zugeparkt, aber sie könnte den Transporter nehmen, um in die Stadt zu fahren. Jana durchquerte den Flur, öffnete die Haustür und trat ins Freie. Die kühle Nachtluft wirkte erneut belebend auf sie und sie atmete tief durch. Sie ging zu dem Wagen, öffnete die Tür und setzte sich hinein. Gerade wollte sie das Fahrzeug starten, als sie feststellte, dass der Schlüssel nicht steckte. Da sie diesen bei Mark in der Hosentasche nicht gefunden hatte, trug ihn vermutlich sein Kollege bei sich. Beim Gedanken den Professor noch einmal sehen zu müssen, wurde ihr schlecht. Also beschloss sie zum Haus der Vermieterin zu laufen, um von dort die Polizei zu alarmieren. Sie stieg aus dem Transporter und verließ das Grundstück des Ferienhauses – jenem Gebäude, in dem grausame Dinge geschehen waren, die sie und ihr Leben für immer verändert hatten. Körperlich ausgelaugt und nervlich erschöpft schlurfte Jana die Straße entlang. Die Waffe hatte sie vorsichtshalber mitgenommen, es war schließlich nicht gänzlich auszuschließen, dass hier noch mehr von diesen Zombies herum geisterten. Sie ging mittig auf der Straße und der Mond und die Straßenbeleuchtung spendeten ausreichend Licht, sodass sich niemand unbemerkt an sie heranschleichen konnte.
Nachdem sie ein Stück zurückgelegt hatte, sah Jana ein Auto mit eingeschaltetem Licht in einiger Entfernung vor ihr auf der rechten Straßenseite parken. Nun erkannte sie ein leuchtendes Taxi-Schild. Umso besser, dachte sie. Sie würde den Fahrer bitten die Polizei zu informieren und sie von hier wegzubringen. Sie wusste, dass sie den Beamten etliche Fragen würde beantworten müssen, aber sie konnte nicht mehr. Zunächst mal brauchte sie nichts dringender, als zumindest ein paar Stunden Schlaf. Jana näherte sich dem Wagen und bemerkte, dass die Fahrertür ein Stück weit offen stand. Dann sah sie im Lichtschein der Autoscheinwerfer, dass einige Meter vor dem Fahrzeug etwas lag. Ihre innere Stimme riet ihr zur Vorsicht. Nachdem sie in das Wageninnere geschaut hatte und niemanden sah, folgte sie dem Scheinwerferlicht. Sie hatte Mühe sich nicht zu übergeben, als sie das nahezu gänzlich abgenagte Skelett eines Menschen erkannte, das vor dem Taxi lag. Hier und da klebten noch blutige
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