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Blutwelt

Blutwelt

Titel: Blutwelt
Autoren: Jason Dark
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die Gefahr noch nicht so nah sein.
    Und das, obwohl er näher an die Gefesselte herangegangen war. Genau diese Tatsache irritierte ihn, und wieder gelangte er zu dem Schluss, dass etwas nicht stimmte, aber er kam einfach nicht darauf, was hier verkehrt war.
    Etwa drei Schritte vor der Gefesselten blieb er stehen. Er sah Dunja nicht an, sondern untersuchte seine Umgebung so gut wie möglich. Gundula war zurückgeblieben und für ihn nur als Schatten sichtbar. Am Waldrand bewegte sich nichts, doch Marek traute dem Frieden nicht. Er überlegte, ob er die Taschenlampe einsetzen und in die Runde leuchten sollte, ließ es jedoch vorerst bleiben und lauschte zunächst dem Stöhnen nach, das an seine Ohren drang.
    Dunja ging es schlecht. Es wäre für sie wahrscheinlich besser gewesen, wenn sie bewusstlos geworden wäre. So erlebte sie die Fesseln und die unnatürliche Haltung bewusst mit, und genau das konnte Marek nicht gefallen.
    Er drehte sich ihr wieder zu. Etwas störte ihn noch immer, und dieser Gedanke verdichtete sich in seinem Kopf. Etwas stimmte hier nicht.
    Es waren nur noch wenige Schritte bis zum Ziel, die Frantisek schnell hinter sich brachte. Sehr dicht blieb er vor der nackten Frau stehen. Er schaute nicht auf ihren Körper, sondern sah in ihr Gesicht. Durch ein Lächeln versuchte er, ihr Mut zu machen, erlebte aber keine Reaktion. Auf dem Gesicht blieb der gequälte Ausdruck bestehen.
    Dunja war eine Frau oder ein typisches Weib mit allem, was dazugehörte. Kein spindeldürres Wesen, das wie eine fremd angetriebene Blockflöte über den Laufsteg marschierte. Ihr Gesicht war voller als das ihrer Schwester, und die Haare fielen wirklich wie eine schwarze Flut weit hinab auf den Rücken.
    Eine wie sie konnte die Kerle schon um den Verstand bringen, wenn sie wollte. Das war nur ein flüchtiger Gedanke, der Frantisek durchfuhr. Es war wichtiger, wenn er handelte.
    Der Kopf war etwas zur Seite geneigt. Die Augen standen weit offen, und als Marek noch näher trat, um etwas Bestimmtes herauszufinden, durchzuckte es ihn plötzlich wie ein kalter Strahl.
    Dunja zischte das Geräusch nicht aus dem Mund, sie war in der Lage, zu atmen.
    Also ist sie kein Vampir!, dachte Frantisek erschreckt. Er führte den Gedanken sofort weiter, und die nächste Frage trieb ihm die Röte ins Gesicht.
    Warum hat sich dann das Pendel gemeldet?
    ***
    Es kam nicht oft vor, dass Marek untätig war und nichts unternehmen konnte. In dieser Nacht und zu dieser Stunde sah das alles anders bei ihm aus. Er stand auf der Stelle, eingehüllt von der Dunkelheit, und fühlte sich plötzlich reingelegt und zugleich von einer Gefahr eingeschnürt.
    Das Pendel meldete sich nicht grundlos. Wenn die Gefesselte nicht zu den Wiedergängerinnen gehörte, dann musste es eine andere Person geben, die irgendwo in der Nähe lauerte.
    Gundula war es nicht. Das hätte er bemerkt. Aber sie würde ihm sicherlich die richtigen Antworten auf bestimmte Fragen geben können, wenn er sich danach erkundigte.
    Auch wenn er Dunja gern befreit hätte, etwas anderes war jetzt wichtiger, und er drehte sich um.
    Gundula war nicht mehr da!
    Die Stelle, an der sie auf ihn hätte warten sollen, war leer. Auch als er zum zweiten Mal hinschaute, änderte sich das nicht. Es gab sie einfach nicht.
    Die kalte Eishand strich über seinen Rücken als unsichtbarer Gegenstand entlang, und Frantisek Marek hatte jetzt den Eindruck, bis zum Hals in der Falle zu stecken.
    Er überlegte krampfhaft, wie er sich verhalten sollte. Es war besser, wenn er sich so benahm wie immer und so tat, als hätte er nichts bemerkt. Wenn es einen Blutsauger gab, der noch in der Nähe lauerte, dann konnte es nur die Blonde sein, von der auch Gundula gesprochen hatte und deren Name nicht bekannt war.
    Bisher hatte sie sich nicht gezeigt. Das musste nichts weiter zu bedeuten haben. Eine wie sie würde wahrscheinlich auf den günstigsten Zeitpunkt warten und dann zuschlagen.
    Marek drehte sich um und schaute die Gefesselte an. Sie bemerkte ebenfalls, dass sich etwas änderte, und drehte ihren Kopf so, dass auch sie Marek ansehen konnte.
    »Du bist Dunja?«
    »Ja, bin ich.«
    »Warum hat mich dich hierher geschleppt und dich an den verdammten Pfahl gefesselt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wer war es?«
    »Die Blonde.«
    »Hat sie einen Namen?«
    »Ja, sie heißt Justine.« Dunja schüttelte sich so gut es ging. Es ging nicht daraus hervor, ob ihre innere oder ihre äußere Kälte sie so hatte handeln lassen.
    »Und
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