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Blutwelt

Blutwelt

Titel: Blutwelt
Autoren: Jason Dark
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weiter?«
    »Das weiß ich nicht. Sie hat mir nur ihren Vornamen gesagt. Ich habe sie auch nie zuvor gesehen. Sie wollte Hilfe haben, weil sie fremd war, und das habe ich getan.«
    »Warum solltest du ihr helfen?«
    »Sie kannte den Weg nach Petrila nicht.«
    »Oh, da wohne ich.«
    »Kann sein. Bitte, mach mich los. Ich halte es nicht mehr aus. Die Fesseln schneiden in meine Haut, und ich weiß auch nicht, ob sie je zurückkehren wird, um mich von den Fesseln zu befreien. Bitte, deshalb bist du doch gekommen.«
    Ein scharfes Taschenmesser trug Marek immer bei sich. Er ließ es trotzdem noch stecken, weil noch immer ein Rest Unsicherheit in ihm steckte, was Dunja anbetraf.
    Er schaute sie mit einem schiefen Blick an und sagte dann: »Eigentlich hat mich deine Schwester hergebracht. Wie sie erzählte, ist sie bei dir gewesen. Sie hat hier gestanden und...«
    »Nein, das hat sie nicht.«
    Marek war überrascht. »Das weißt du genau?«
    »Ja, ich hätte es nie vergessen.«
    »Kennt deine Schwester denn die blonde Justine?«
    »Ich weiß das nicht so genau. Wir wohnen nicht zusammen. Aber warum fragst du?«
    »Nur so«, erwiderte Marek ausweichend. Das Gefühl, hier in einer Falle zu stecken, verstärkte sich bei ihm immer mehr, und auch jetzt schnitt er die Frau noch nicht los.
    Stattdessen drehte er sich um die eigene Achse, um so viel wie möglich von der Umgebung zu sehen, aber der Waldrand an den Grenzen der Lichtung war nicht nur dunkel, er schwieg auch.
    Und doch war jemand in der Nähe, denn das Pendel vibrierte und schwang weiter.
    Frantisek holte nach einer kurzen Pause des Nachdenkens sein Taschenmesser hervor und klappte es auf. Die Klinge war blank wie ein gut geputzter Spiegel, und sie war auch scharf genug, um die Stricke durchtrennen zu können.
    Der Pfähler bückte sich und fing bei den Füßen an. Er wusste, dass die Frau nach einer so langen Fesselung nicht stehen konnte. Sie würde zusammenbrechen, und dann musste er sie auffangen, aber das war das kleinste Problem.
    Er schnitt, aber er war vorsichtig. Dass er sich gebückt hatte, gefiel ihm nicht. Da fühlte er sich noch hilfloser, doch anders war es nicht zu machen.
    Die Stricke rissen schon beim ersten Versuch. Nach dem dritten waren die Füße frei, Dunja streckte ihre Beine, und so konnten die Sohlen den Boden berühren.
    Sie schrie leise auf, und Marek kannte auch den Grund. Das Blut hatte jetzt wieder freie Bahn bekommen, es strömte durch die Adern, und genau dieser Fluss verursachte die Schmerzen. Bei den Armen und Händen würde es nicht anders sein.
    »Ist ja alles gut«, sagte Marek leise, als er sich aufrichtete und Dunja zulächelte. »Wir beide schaffen das schon.«
    »Ja, ich hoffe.«
    »Bestimmt.«
    Er stand jetzt sehr nahe vor ihr und konnte das Gesicht besser erkennen, in dem sich noch die Spuren der langen Qual abzeichneten. An verschiedenen Stellen wirkte es aufgedunsen, als hätte die Haut unter Schlägen gelitten. Die Augen waren ebenso dunkel wie die ihrer Schwester, und Marek ging um den Pfahl herum, weil er an die Rückseite gelangen wollte, denn dort kam er besser an die Fesseln heran.
    Bevor er den Arm anhob, schaute er sich wieder um. Er hatte die Gefahr auf keinen Fall vergessen, die in der Dunkelheit lauerte, aber es tat sich nichts. Auch Gundula kehrte nicht zurück.
    Er hob den rechten Arm, um an die Stricke zu gelangen, die die Hände über dem Kopf der Frau zusammenhielten. Zwischen den Gelenken gab es kaum eine Lücke, wo er ansetzen konnte. Auf keinen Fall wollte er Dunja verletzen, und deshalb ging er behutsam zu Werke. Er rieb leicht mit der scharfen Klinge über die strammen Stricke hinweg. Plötzlich fielen die Ersten, die Bewegungsfreiheit der Hände nahm zu, und Marek legte keine Pause mehr ein. Er säbelte weiter, aber sehr konzentriert, um die Frau nicht zu verletzen.
    Geschafft.
    Die letzten Reste fielen zu Boden, aber auch Dunja sackte leise schreiend zusammen, weil das Blut wieder zirkulierte.
    Es war Dunja unmöglich, sich auf den eigenen Beine zu halten. Vor dem Pfahl kippte sie dem Boden entgegen, doch bevor sie ihn erreichte, war Marek zur Stelle und fing sie ab. Er hatte sich so hingestellt, dass sie auf seinen Rücken fallen konnte. Danach wollte er sich drehen, um sie von vorn in den Armen zu halten.
    Sie war kein spindeldürres Leichtgewicht, und der Pfähler gehörte auch nicht eben zu den Stars einer Muskelbude. Er hatte Schwierigkeiten, sie zu halten. Da Dunja ihn nicht unterstützen konnte,
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