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Blutwelt

Blutwelt

Titel: Blutwelt
Autoren: Jason Dark
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Dunja, dann schloss er die Augen...
    ***
    Er wollte es nicht sehen. Er wollte kein Zeuge dieser schrecklichen Tat werden. Er schien den eigenen Körper verlassen zu haben und fühlte sich plötzlich als Fremder in einer Hülle. Es gab in diesen Momenten keine Gefühle mehr, die ihn führten, und auch die Schmerzen im Kopf waren irgendwie wie durch Geisterhand verschwunden.
    Er schaute nicht hin. Er konnte es nicht. Nicht als Marek, der Pfähler.
    Hätte er es getan, so hätte er sich seine eigene Niederlage eingestehen müssen, was er ja schon tat, aber nun zuzuschauen, dass war ihm nicht mehr möglich.
    Wären seine Hände frei gewesen, so hätte er sich noch die Ohren zuhalten können. Leider war es ihm nicht möglich, und so musste er die Geräusche hören, die beim Blutsaugen unvermeidlich entstanden.
    Es waren widerliche Laute. Ein ekelhaft klingendes Schmatzen und Saugen. Es klang nie in einem fort. Es gab dazwischen immer wieder Unterbrechungen, wenn sich Justine ihr Opfer neu zurechtlegte, aber auch das wollte er nicht sehen.
    Und dann dieses Knurren.
    Dieses widerliche und dumpfe Geräusch. Dieser satte Ton der Zufriedenheit, der tief in ihrer Kehle geboren wurde.
    Marek hielt die Augen weiterhin geschlossen. Er versuchte, sich abzulenken und an etwas anderes zu denken, sich vorzustellen, dass er derjenige war, der dieser Cavallo einen Pflock in den Rücken rammte, um mit der Spitze das Herz aufzuspießen.
    Es klappte nicht, denn die Geräusche überdeckten einfach alles. Er konnte sie auch nicht aus der Welt schaffen. Es gab niemand, der eine Peitsche zur Hand gehabt hätte, um ihn davon zu erlösen.
    Der Pfähler hörte sich plötzlich selbst sprechen. Die Worte drangen unartikuliert aus seinem Mund.
    Er fluchte. Er flüsterte. Er hätte am liebsten geschrien, doch auch das gelang ihm nicht.
    Die Zeit verging für ihn viel langsamer. Die große Hand aus dem Unsichtbaren hatte die Uhr des Schicksals angehalten und brachte sie so leicht auch nicht mehr zum Laufen.
    Plötzlich war es vorbei.
    Es war still!
    Nichts mehr...
    Zuerst wollte Marek es nicht glauben, und er schüttelte sogar den Kopf, wobei er die Augen weiterhin geschlossen hielt. Er fühlte sich wie durch die Mangel gedreht. Auf seinem Körper lag der Schauder, der sich festgebacken hatte. Sagen konnte er nichts, hören wollte er nichts, selbst das Denken wollte er ausschalten, aber das gelang nicht, denn ein Laut riss ihn wieder aus seiner Lethargie hervor.
    Es war ein Grollen in der Kehle. Es war das Gefühl, einen Triumph zu erleben, und so verhielt sich die Cavallo. Sie hatte gewonnen, sie war diejenige, die hier für den Fortbestand ihrer verdammten Blutwelt sorgte, und das sah auch Marek ein. Es half ihm nicht, wenn er die Augen auch weiterhin geschlossen hielt. Er musste jetzt sehen, was passiert war, und schaute wieder hin.
    Auch zu diesem Zeitpunkt vergaß er die eigenen Probleme. Seine Kopfschmerzen interessierten ihn nicht, denn die beiden Akteure vor ihm waren wichtiger.
    Innerlich lachte er auf, als ihm der Vergleich durch den Kopf rann. Nein, das waren keine Akteure im eigentlichen Sinne, denn hier gab es auch keine Bühne, auf der sich alles abspielte. Das hier war die Bühne des Lebens, und die war verdammt echt. Da konnten keine Personen mehr von ihr gefegt werden, auch wenn er es wollte.
    Marek wurde gerade jetzt wieder brutal an sein Schicksal erinnert. Die Szene, die sich vor ihm abspielte, war einfach schlimm und erinnerte beinahe an einen Film.
    Nur hatte in diesem Streifen der männliche Darsteller die Hauptrolle, die jetzt von Justine Cavallo übernommen worden war. Sie hielt die nackte starre Frau fest. Die Hände lagen unter dem Rücken der bewegungslosen Dunja, als Justine sie ins Gras gleiten ließ.
    Sie hätte sie auch stürzen können, es wäre egal gewesen. Nein, sie behandelte die Person wie ein kostbares Juwel, die jetzt kein Mensch mehr war und allmählich zur Blutsaugerin mutieren würde.
    Als Dunja im Gras lag, richtete sich Justine auf. Noch während der Bewegung drehte sie sich um, weil sie ihren Gefangenen anschauen wollte. Er sollte ihren Triumph mitbekommen.
    Marek wusste nicht, ob Justine satt war oder jetzt sich sein Blut vornehmen wollte. Sie blieb nicht bei Dunja stehen, sondern kam jetzt auf ihn zu.
    Lässig, ganz die Siegerin. Den Mund hielt sie noch immer offen. Dabei spielte sie mit ihrer Zunge, die sie um die beiden Vampirhauer kreisen ließ und sich danach die Lippen ableckte wie eine Katze, die
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