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Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)

Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)

Titel: Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Scheich
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das umgebaute Kesselhaus beherbergte nun Schlipsträger, die allesamt irgendwas im »Kreativbereich« machten. Am meisten jedoch ärgerte Mick, was man mit der Kohlenwäsche angestellt hatte: Dort fand sich das »Ruhr Museum«.
    Mick war eh nie der Museumsgänger gewesen. Ein, zwei Ausstellungen im Folkwang hatte er sich angeschaut. Sie hatten ihm nur mäßig gut gefallen. Aber das war nicht das Problem, das er mit dem Ruhr Museum hatte. Das Ruhr Museum hatte es sich zum Ziel gesetzt, auch die jüngere Vergangenheit des Kohlenpotts aufzuarbeiten. An sich ein hehrer Gedanke, Mick machte er jedoch rasend. Hier wurde schließlich das, was quasi gestern noch seine Stadt und sein Revier gewesen war, kurzerhand zu Geschichte erklärt. Zu Geschichte! – Das musste man sich mal vorstellen! Doch damit nicht genug. Als Micks plötzliches Erwachen damals in der Presse Wellen schlug, hatten ihn die Staubwedel aus dem Museum sogar angerufen. Ob er, der ja einen noch so »unmittelbaren Bezug zu dieser historischen Epoche« habe, nicht Führungen in ihrem Museum anbieten könne, hatten sie wissen wollen.
    »Ha, ha!«, hatte Andreas damals gefeixt. »Pass besser auf! Wenn die dich erst mal dahaben, behalten die dich gleich. Als Exponat!«
    Mick fand das überhaupt nicht lustig. Traf Andreas’ Scherz doch genau den wunden Punkt, der Mick auch heute noch zu schaffen machte. Niemals würde er wieder einen Fuß auf Zollverein und erst recht nicht in dieses verschissene Museum setzen. Niem… Mist! Während Mick im Stillen mit seinem Schicksal gehadert hatte, war Li-Zi einfach ausgestiegen und lief schnurstracks auf den Förderturm zu. Mick seufzte. Das Areal im Ganzen war mehr als einhundert Hektar groß. Wollte er Li-Zi nicht verlieren, würde ihm wohl nichts anderes übrig bleiben, als das Versprechen, das er sich selbst gegeben hatte, zu brechen und ihr hinterherzulaufen.
    Diesmal war es Mick, der Li-Zis Hand suchte. Allerdings war sein Beweggrund dabei weniger romantischer als praktischer Natur. Gerade entluden sich nämlich drei volle Busladungen Japaner auf den Parkplatz. Vielleicht waren es auch Chinesen oder Taiwanesen. Sicher war sich Mick nicht. Sicher wusste er nur, dass es, sollte er Li-Zi in der Essstäbchenparade verlieren, ewig dauern würde, sie wiederzufinden. Und ewig wollte er hier nicht bleiben. Im Gegenteil. Vielleicht kam er mit einer kurzen Außenbesichtigung davon.
    Mick kannte das Gelände nicht gerade wie seine Westentasche, aber doch ganz gut. Sein Großvater war schließlich Bergmann gewesen und über Jahre hier eingefahren. Ein paar Mal hatte er ihn mitgenommen. Da war Mick noch ein kleiner Steppke gewesen, und manchmal hatten ihn die Erklärungen, besonders wenn sie zu technisch wurden, auch gelangweilt. Aber für eine kleine Führung war genug hängen geblieben. Und wenn er hier und da mal danebenlag, machte das auch nichts. Li-Zi würde ihn eh nicht verstehen.
    »Also. Das war der Förderturm.« Mick zeigte in Richtung des monumentalen Stahlkolosses. »Früher wurden hier jeden Tag bis zu 13 000 Tonnen Kohle gefördert. Dann«, sein Finger wanderte weiter, »ging’s über das Förderband in die Wäsche und von da …«
    Anscheinend war Li-Zis Aufmerksamkeitsspanne schon erschöpft. Anstatt weiter seinem Finger zu folgen, schweifte ihr Blick über das Areal. Mick nahm ihr das nicht krumm. Warum sollte sie der ganze Sermon auch interessieren? Er würde sich kurz fassen, und je eher sie hier fertig waren, umso eher könnten sie woandershin fahren. In den Grugapark vielleicht. Da hatte sich seit der Bundesgartenschau im Jahr 1965 eigentlich so gut wie nichts verändert.
    »Na ja. Und da hinten war halt noch die Kokerei, da wurde die Kohle zu Briketts gebrannt. Bis halt Schluss war und die die ganzen Maschinen an die Frühlingsroll…, also die Chinesen verkauft haben. Jetzt steht das Ding irgendwo bei dir zu Hause. Gut! Das war’s auch schon, wir können fahren.«
    Mick nahm Li-Zi wieder bei der Hand und versuchte, sie sanft, aber bestimmt in Richtung Auto zu lotsen. Ohne Erfolg, denn Li-Zi schlug nun die komplett entgegengesetzte Richtung ein und zog Mick auf die Außenanlagen zu. Hier hatte sich seit der Schließung einiges getan. Oder auch fast nichts. Wie man es nahm. Die Abraumhalde, auf der das taube Gestein aufgeschüttet worden war, bot nun nicht mehr das Bild einer Mondlandschaft, sondern hatte sich in einen grünen Berg verwandelt. Die Natur holte sich das Gelände zurück. Auf einer

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