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Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)

Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)

Titel: Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Scheich
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eine Herrenunterhose brauchte, die ausgerechnet im Schritt »Glück auf! Der Steiger kommt!« eingestickt hatte, der sollte sie sich halt kaufen. Aber das Ruhr Museum war tabu. »Muuuseeeuuum. Nur blöde, alte Staubfänger.« Mick legte seine ganze Überzeugungskraft in die Stimme. Aber ihm dämmerte schon, dass es sich mit chinesischen Frauen wohl auch nicht anders verhielt als mit allen anderen. Wenn die sich einmal was in den Kopf gesetzt hatten, hatte man als Mann eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder man ergab sich seinem Schicksal oder man setzte sich durch, wurde dafür aber den Rest des Tages mit mieser Laune gestraft.
    Wäre Li-Zi irgendeine Frau gewesen, hätte Mick Möglichkeit zwei durchaus in Betracht gezogen. Da ihn aber immer noch sein schlechtes Gewissen plagte, musste wohl Möglichkeit eins herhalten. Li-Zis Ziehen und Zerren an seiner Hand tat ein Übriges. Mick gab sich geschlagen.
    Innerlich bereitete Mick sich schon auf das Schlimmste vor, während sie die Rolltreppe hinauffuhren. Wahrscheinlich würde ihn gleich so etwas erwarten wie Stallone in Demolition Man . Ein selten blöder Film, in dem sich Mick aber eindeutig mit Stallone identifiziert hatte, als er ihn kurz nach seinem Erwachen auf Video sah. Kein Wunder. Dem Actionhelden war es schließlich nicht viel besser ergangen als ihm. Anstatt ins Koma wurde er in den Kryoschlaf geschickt. Als Stallone dann Jahrzehnte später wieder erwachte, trieb ihn die Handlung schließlich auch in ein Museum, in dem ein ganzer Straßenzug aus dem L. A. des 20. Jahrhunderts nachgebaut war. Was würde Mick also im Ruhr Museum erwarten? Ein müder Abklatsch von Kolovcziks Trinkhalle, die nach Schichtende erster Anlaufpunkt der durstigen Kumpel gewesen war und natürlich auch dichtmachen musste, als sie die Zeche schlossen?
    Mick wollte den Gedanken beiseiteschieben, also musste er sich ablenken. Auf Li-Zi einzureden erschien ihm da als probates Mittel. »Die Kohlewäsche, also das Gebäude hier, war eigentlich nur ’ne riesige Maschine, um die sie Wände rumgebaut haben.« Li-Zi hörte ihm nicht wirklich zu, sondern schaute lieber nach unten auf die immer kleiner werdenden Menschen.
    Mick redete immer noch, als sie das Ende der Rolltreppe erreicht hatten und im Foyer standen. »Und genau wie wir wurde auch die Kohle erst mal nach ganz oben transportiert, um dann hier in ein Wasserbad zu fallen. Da trennte sich dann schon mal das Gestein von der Kohle, wegen dem unterschiedlichen Gewicht. Und wenn das nicht reichte …«
    Mick verstummte. Das lag zum einen daran, dass Li-Zi ihren Finger auf seine Lippen gelegt hatte, und zum anderen an dem Ausblick. Die alte Kohlenwäsche war aufgrund ihrer Größe schon immer ein beeindruckendes Gebäude gewesen, doch jetzt, wo die Maschinen abgebaut waren, merkte man erst, was für ein Raumvolumen der Bau wirklich hatte. Das heißt, man konnte es nur erahnen, denn es war nicht sonderlich hell. Das Halbdunkel wurde von einer sich mehrfach abwinkelnden Treppe strukturiert, in deren breitem Geländer auf den ersten Blick flüssiger Stahl zu fließen schien. Erst bei näherem Hinsehen konnte man erkennen, dass es sich dabei um eine äußerst ausgeklügelte Form der Beleuchtung handelte. Was immer Mick von dem Museum halten mochte, dieser Anblick war schlicht phänomenal.
    Auch Micks Sorge, die Ausstellung könnte nur ein Abgesang auf rauchende Schlote und glückliche Kumpel sein, war unbegründet. Die Planer hatten viel weiter gedacht. Der Rundgang startete nämlich nicht mit Kolovcziks Trinkhalle, sondern mit der Karbonzeit vor 300 Millionen Jahren. Eine Zeit, in der sich Essen nicht nur besten Äquatorialklimas erfreute und am Meer lag, sondern in der durch üppigen Pflanzenwuchs auch der Grundstein für die heutigen Kohleflöze gelegt worden war. Nicht nur Mick war gefangen, auch Li-Zi zeigte echtes Interesse.
    Weiter ging es durch die frühen Kapitel der Erdgeschichte, aus denen es beeindruckende Exponate zu sehen gab. Von wegen Staubfänger. Das versteinerte Skelett eines Mammuts gefiel Li-Zi anscheinend besonders gut. Staunend betrachtete sie den Koloss, um dann wieder Mick zu mustern. Plötzlich hatte ihr Blick etwas Taxierendes. Schließlich brach sie in schallendes Gelächter aus und zeigte abwechselnd auf das Mammut und auf Mick. Dann zuckte sie mit den Schultern. Das sollte wohl so viel bedeuten wie: »Kein Unterschied festzustellen.«
    Toll! Das kleine Täubchen sprach kein Wort Deutsch, aber Witze auf

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