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Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)

Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)

Titel: Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Scheich
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hat, wenn einem eine Last vom Herzen gefallen ist.
    Das wiederum konnte aber nur bedeuten, dass es ihm gutgetan hatte, sich einmal alles von der Seele zu reden. Nur stand diese Erkenntnis im Widerspruch zu seinem Weltbild. Ein Mann machte seine Probleme nämlich mit sich allein aus, und die einzige Gesellschaft, die er dabei brauchte, war eine Flasche Jack.
    Na ja. Wenigstens konnte er diese Sache mit sich allein ausmachen. Nicht auszudenken, wie er sich erst fühlen würde, wenn ihm so ein Aussetzer im Beisein einer Frau passiert wäre, die ihn verstand.
    Trotzdem! Am liebsten wollte er all das wegschieben, und deshalb war er froh gewesen, als Isabelle früh am Morgen vorbeigekommen war. Mit ihr hatte er sich ein wenig verquatscht, was auch der eigentliche Grund für seine Verspätung war. Er bekam seine Tochter selten genug zu sehen und schaute grundsätzlich nicht auf die Uhr, wenn er die Chance hatte, Zeit mit ihr zu verbringen. Erst recht nicht, wenn sich dabei die Gelegenheit bot, ihren neuen Freund Ole kennenzulernen und … ihn ein wenig in die Mangel zu nehmen. Okay, verdient hatten das eigentlich weder Isa noch dieser Ole, denn beide waren so nett, den Tag mit Li-Zi zu verbringen und Mick damit aus der Patsche zu helfen.
    Aber Mick konnte nun mal nicht aus seiner Haut. Er war Bulle, und das brachte ein gewisses Maß an Menschenkenntnis mit sich. Und seine Menschenkenntnis wiederum führte fast zwangsläufig dazu, dass er die Typen, die seine Tochter so anschleppte, zuweilen binnen Minuten als das enttarnte, was sie waren: Chaoten, Schmierlappen, Mamasöhnchen, was auch immer. In jedem Fall allesamt nicht gut genug für »seine« Isa. Eigentlich konnte sie ihm ja dankbar sein, dass er ihr durch seine Fürsorge manche Enttäuschung ersparte. Allerdings schien Dankbarkeit bei Töchtern nicht besonders hoch im Kurs zu stehen, wenn es um das Thema ging.
    Wie hoch wiederum Ole bei Mick im Kurs stand, wusste er noch nicht, und das irritierte ihn. Wurden seine Sinne langsam trübe, oder hatte Isa diesen Ole nur auf das Treffen vorbereitet? Wenn Letzteres zutraf, hatte sie einen guten Job gemacht, denn der Typ hatte sich einfach keine Schwäche geleistet. Geradlinig, direkt, bodenständig, das waren die Attribute, die man mit ihm in Verbindung bringen konnte. Auch schien er durchaus was im Köpfchen zu haben und zielstrebig zu sein, ohne dabei als Streber oder karrieregeil rüberzukommen.
    Rein optisch machte der Typ ebenfalls was her. Soweit man das als Mann überhaupt beurteilen konnte. Ole war gute eins neunzig groß, hatte das Kreuz eines Holzfällers und wirkte auch sonst wie ein echter Naturbursche. Kein Vergleich zu den gegelten Poppern, den langhaarigen Rockern oder verlausten Punks, mit denen sich seine Tochter auch schon abgegeben hatte.
    Na ja. Anscheinend wurde sie langsam erwachsen und suchte nach was Handfestem. Man sagte ja, dass Töchter sich ab einem gewissen Alter bei der Partnerwahl am Vorbild des Vaters orientierten. Ob das stimmte, wusste Mick nicht, aber es freute ihn, dass Isa in ihrem Männergeschmack anscheinend mehr von ihm als von Meisner beeinflusst wurde.
    Dennoch war Mick, was Ole anging, nicht ganz überzeugt. Er wusste nicht, ob ihm so viele positive Eigenschaften an einem Mann wirklich gefielen. Denn wenn der erste Eindruck zu perfekt war, wartete dahinter für gewöhnlich ein Abgrund. Die Alternative war auch nicht wirklich verlockend. Sie lautete, dass Isa nach all den Blindgängern endlich mal einen Volltreffer gelandet hatte. Und was das auf lange Sicht bedeuten könnte …
    Mick versuchte, auch diesen Gedanken schnell beiseitezudrängen. Später würde er sich die Akte von diesem Ole kommen lassen. Hoffentlich hatte er überhaupt eine.
    Für den Moment jedenfalls schien Li-Zi bei den beiden gut aufgehoben, und auch die Sprachbarriere sollte ausnahmsweise kein Hindernis darstellen, denn siehe da: Ole sprach neben drei anderen Sprachen auch noch Mandarin und konnte sich mit Li-Zi durchaus flüssig unterhalten.
    Ganz anders als die Dolmetscherin. War der Grund dafür wirklich nur ein anderer Dialekt gewesen, oder war der Strickpullover einfach nur inkompetent? Mick ärgerte sich über sich selbst. Das hätte er mit Oles Hilfe herausbekommen können. Aber er war abgelenkt gewesen. Die ganze Zeit über hatte ihn die Frage beschäftigt, ob er die Gelegenheit nutzen sollte, um Li-Zi klarzumachen, was sie in nächster Zeit erwartete. Schlussendlich hatte er sich dagegen entschieden.

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