Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)
war einfach ein Erfahrungswert, diskutierte es sich mit müden Frauen nicht besonders gut. Erst recht nicht, wenn man nicht mal dieselbe Sprache sprach.
Li-Zi schien sich das alles aber etwas anders vorgestellt zu haben. Zwar ließ sie sich anstandslos von Mick ins Bett bringen, als sie aber registrierte, dass er sein Nachtlager auf der Couch aufschlug, protestierte sie. » 床位 .«
Mick seufzte leise. Um das zu verstehen, brauchte er kein Lexikon. Genauso wenig musste er aber darüber nachdenken, ob er Li-Zis Wunsch nachkommen wollte. Zu ihr ins Bett zu steigen, war keine Option … zumindest nicht unter diesen Umständen. Zugegeben, unter anderen Umständen hätte er es sich nicht zweimal sagen lassen, zu der kleinen Schönheit in die Federn zu springen, denn das Angebot war verlockend. Ihre wohlproportionierten Kurven, die seidenen Haare, die samtweiche Haut und die scheuen Rehaugen, die so herausfordernd funkelten … Aber nein!
Das kleine Täubchen war schließlich so etwas wie seine Schutzbefohlene und machte sich noch dazu Hoffnungen, von denen Mick jetzt schon wusste, dass er sie nicht erfüllen konnte. Nein! Das würde alles nur verkomplizieren. Mick ignorierte Li-Zis Protest, löschte das Licht und warf sich auf die Couch. Es war wirklich ein langer Tag gewesen, und zweifelsohne war es besser, wenn er an dieser Stelle zu Ende ging.
Während Mick in den Schlaf abglitt, flackerten die Bilder des vergangenen Tages noch einmal vor seinen Augen auf. Er sah Andreas und die erboste Dana vor sich, den buchsbaumtauchenden Retz, und schließlich erschien ihm das traurige Gesicht von Willi Albrecht. Dann war er wieder auf Zollverein inmitten der buntbemalten Holzstämme. Als Nächstes sah er Li-Zis Haar in der Nachmittagssonne glänzen. Es war schön … und weich … genau wie der Rest ihres Körpers, den er ganz nah an dem seinen … Moment!
Mick riss die Augen auf, konnte in der Dunkelheit aber nichts erkennen. Trotzdem bestand kein Zweifel daran, dass sich Li-Zi zu ihm auf die Couch geschlichen hatte, und die Richtung, in die ihre Hand nun wanderte, versetzte Mick in absolute Alarmbereitschaft.
»Ähm …« Mick hatte einen Frosch im Hals, den er nicht loswurde, gleichzeitig flüsterte Li-Zi ihm etwas ins Ohr, das keiner Übersetzung bedurfte, da sie sich parallel anschickte, auf ihn zu klettern.
Mick griff hinter sich und schaltete die kleine Lampe auf dem Ecktisch an. »Pass auf, Kleines. Bis hierhin und nicht weiter!«, wollte er eigentlich sagen und Li-Zi mit einem festen Handgriff von sich herunterbefördern. Zu seiner Überraschung fiel der Griff aber bei weitem nicht so fest aus wie geplant, und so landete Li-Zi auch nicht auf dem Boden, sondern lag wieder neben ihm. Okay, er war etwas schlaftrunken, da konnte so was schon mal passieren. Unentschuldbar war jedoch das, was Mick sich als Nächstes sagen hörte. Anstatt dem kleinen, aber doch reichlich aufdringlichen Täubchen den Marsch zu blasen, kamen plötzlich Worte wie »verstehen« und »Gefühle« über seine Lippen.
Wie bitte? Er, Mick Brisgau, hatte einer Frau gegenüber gerade das Wort »Gefühle« benutzt?! Was war das denn? War er jetzt vom Weichei-Virus befallen, oder was? Es musste so sein, denn er hatte so was gesagt wie: »Du musst das verstehen, und ich will auch deine Gefühle nicht kränken, aber ›Frauen und ich‹, das ist ’ne komplizierte Geschichte.«
Mick mochte sein Herz oft genug auf der Zunge tragen, aber gerade bei Gefühlsduseleien hatte es immer eine klare Trennlinie zwischen dem gegeben, was er sagte, und dem, was er dachte. Diese Trennlinie stand jedoch grad im Begriff, sich aufzulösen.
»Irgendwie habe ich’s geschafft, jede Frau, die ich wirklich liebte, zu verlieren. Ich glaub, das hat mich verändert.«
Der »Mann« in Mick wollte sich für den letzten Satz umgehend selbst eine verplätten. Was zum Teufel war los? War er betrunken? – Nein. Hatte er etwa auch von den Haschkeksen gegessen? – Noch mal nein. Was also konnte seine Metamorphose vom Mann zur Memme ausgelöst haben?
Noch während Mick nach dem Grund fahndete, machte er eine Entdeckung, die ihn nicht minder irritierte. Irgendwie überkam ihn das Gefühl, dass es unheimlich guttat, sich den ganzen Scheiß mal von der Seele zu reden.
»Vielleicht hatte Uschi ja recht, vielleicht habe ich Schiss. Vielleicht hat es deswegen auch nicht mit Tanja geklappt. Vielleicht wollte ich nach Lisa nicht noch mal jemanden verlieren.«
Zweifellos. Es
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