Blutwurstblues. Ein Mick-Brisgau-Krimi: Der große Roman mit dem Team von Der letzte Bulle (German Edition)
suchen?«
»Er ist das Zielobjekt. Ich arbeite als verdeckte Ermittlerin.«
Mick musste lachen. Glaubte sie wirklich, er würde ihr die Geschichte abkaufen? »Verstehe! Und was war Zweck dieses Einsatzes? Sich vom Zielobjekt verwemsen zu lassen?«
»Beweissicherung! Zaho Akuma ist in Machenschaften verstrickt, von denen die deutschen Behörden keine Ahnung haben.«
Mick überlegte kurz, wie lange er das Spiel noch mitspielen sollte. Aber es würde nicht mehr lange dauern, bis Li-Zi sich ihrer aussichtslosen Lage bewusst wurde. »Na, das mit der Beweissicherung hat ja prächtig geklappt.«
Li-Zis Augen funkelten. »Allerdings. Bis so ein Vollpfosten meinte, er müsse sich aufspielen, und mir alles versaut hat.«
Wie bitte?! Dass Li-Zis Geschichte erstunken und erlogen war, war das eine. Aber ein wenig Dankbarkeit dafür, dass Mick sie verteidigt und aus ihrer misslichen Lage befreit hatte, hätte er sich schon gewünscht.
»Ach so!« Die Ironie in Micks Stimme war nicht zu überhören. Den Spaß wollte er sich noch geben, bevor er Li-Zi richtig in die Mangel nahm und die Wahrheit aus ihr rauspresste. »Dann hast du dich von Akuma also extra vermöbeln lassen. Um deine Tarnung nicht zu gefährden.«
»Genauso ist es. Das ›kleine Täubchen‹ kann nämlich ganz gut auf sich selbst aufpassen.«
Mick lachte auf. Ein mutiges Statement für jemanden, der gerade hilflos unter ihm lag. »Na, das sehe ich!«
Im nächsten Moment hob sich Li-Zis Becken unter ihm, und Mick spürte irgendetwas an seinem Hals. Für eine Sekunde glaubte er an einen Angreifer von hinten, registrierte aber gleich darauf, dass der »Angreifer« lediglich Li-Zis Füße waren. Sie hatte die Beine im 90-Grad-Winkel nach oben gereckt, und ihre Füße tasteten Micks Kopf ab. Gelenkig war die Kleine ja, aber glaubte sie wirklich, so auch nur irgendwas bewirken zu könn… Mick hatte den Gedanken noch nicht zu Ende geführt, da kreuzten sich die Füße plötzlich unter seinem Kinn, und Li-Zi riss die Beine wieder herunter. Micks Kopf fletschte in den Nacken, und sein Oberkörper sauste unversehens rücklings aufs Bett. Li-Zi hingegen schoss mit der gleichen Geschwindigkeit empor, und die Außenkanten ihrer nun befreiten und wie zum Gebet aneinandergelegten Hände trümmerten im nächsten Augenblick auf Micks ungeschützten Brustkorb ein. Mick stöhnte auf. Verdammt! War es Zufall oder Absicht gewesen, dass Li-Zi ausgerechnet seine angeknackste Rippe erwischt hatte?
Eine ganz andere Frage stellte sich Uschi, die im selben Moment dabei war, die schweren Tüten ihres Wocheneinkaufs in die Kneipe zu schleppen. Sie hatte Micks lautes Aufstöhnen gehört, deutete es aber anders. Offensichtlich war der Knoten bei Mick endlich geplatzt. Anstatt zu grübeln und mit seinem Schicksal zu hadern, hatte er anscheinend endlich kapiert, wie er die Zeit mit dem kleinen Täubchen, die ihm so unverhofft zuteilwurde, am besten nutzen sollte. Als Geschenk. Aber mussten die beiden bei ihrem Vergnügen so laut sein? Ihr war das ja egal, aber gleich würden die ersten Gäste zum Mittagstisch kommen, und Micks Zimmer lag nun mal genau über der Kneipe.
Ein Stockwerk höher konnte von Vergnügen keine Rede sein. Zumindest nicht auf Micks Seite. Inzwischen hatte er sich vom Bett gerollt und war polternd auf den Boden gefallen. Das hatte nicht besonders elegant ausgesehen, ihn aber zumindest vor einem weiteren Handkantenschlag bewahrt. Mehr als eine kurze Verschnaufpause blieb ihm jedoch nicht, denn kaum dass er wieder auf den Beinen war, kam Li-Zi, mit den Füßen voran, auch schon angeflogen. Irgendwie meinte Mick, ein Déjà-vu zu haben, als ihm nach Akuma auch Li-Zi die Mauken durchs Gesicht zog.
»Na, glaubst du dem kleinen Täubchen jetzt, dass es keinen Beschützer braucht?«, wollte Li-Zi wissen, doch Mick war in Gedanken mehr damit beschäftigt, auszurechnen, welcher Schlag ihn wohl als Nächstes treffen könnte. Wo hatte Akuma ihn denn noch mal erwischt, nachdem er Micks Gesicht als Fußmatte benutzt hatte? Ach ja! Am Solarplexus. Das war eine ziemlich unerfreuliche Erfahrung gewesen, und Mick hatte kein Interesse an einer Wiederholung. Deshalb duckte er sich weg. Tatsächlich ging Li-Zis Schlag ins Leere. Und in dem Moment bekam Mick sie zu fassen. Jetzt hatte er Zeit für eine Antwort. »Ich glaub nur, dass es ein Riesenfehler war, dir auch nur eine Sekunde zu vertrauen.«
Li-Zi grinste Mick frech ins Gesicht. »Na, mach dir mal keine Sorgen. Deine kleine
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